Am 22. Februar 1943 fällt das Todesurteil für die Geschwister Scholl. Noch am gleichen Tag lässt der Staatsanwalt Walter Roemer ihre Hinrichtung anberaumen, Johann Reichhart wird sie enthaupten. Wer war dieser Mann? Das beleuchtet eine Buchpräsentation und Vortrag von Roland Ernst am Donnerstag, 4. April, 19 Uhr, zu seinem kürzlich erschienenen Buch »Der Vollstrecker«: Die Biografie von Bayerns letztem Henker" in der Juristischen Bibliothek im Neuen Rathaus, 3. OG, Marienplatz 8
Der Eintritt ist frei. Aufgrund des begrenzten Platzangebotes wird um Anmeldung gebeten bei Verlag unte der E-Mail lesung@allitera.de oder Tel. 089/13 92 90 46.
Der Name Reichhart wurde zum Programm: ein Leben reich an Härte. Als Pazifist und kriegstraumatisierter Psychopath aus dem Ersten Weltkrieg entlassen, wird der Familienvater 1924 Scharfrichter für den bayerischen Staat. Das Amt übernimmt er von seinem Onkel. Da er davon jedoch nicht leben kann, vertreibt er nebenbei als Handelsvertreter das katholische Erziehungsbuch »Von Mädchenglück und Frauenliebe«, später Hochfrequenzapparate.
Während der Zeit des Nationalsozialismus wird er zum Vollstrecker des Regimes: über 3.000 Exekutionen mit dem Fallbeil oder dem Strick führt er durch. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs richtet Reichhart nun für die US-Armee mehr als 150 Nationalsozialisten hin. In den 1960er-Jahren bekannte er: »Ich tät’s nie wieder!« Johann Reichhart starb 1972 im Alter von 79 Jahren einsam, verarmt und von der Gesellschaft verachtet.