Wer krank wird und deshalb sogar ins Krankenhaus muss, den können ungewohnte Gefühle und Fragen überfallen. Selbst eine gar nicht so dramatische Diagnose kann die Gedanken ungemütlich durcheinanderwirbeln, zu quälenden Sinn-Fragen, zu Trauer, Hilflosigkeit, Hoffnungslosigkeit führen. Wie gut, wenn dann jemand da ist, dem man sein Herz "ausschütten" kann, der einen aufmuntern und neuen Mut geben kann. "Seelische Nöte der Patienten finden im Klinikalltag oft wegen des Pflegemangels schwer ausreichend Gehör. Da kommen wir Krankenhausseelsorgenden ins Spiel", sagt Pfarrerin Irmgard Wolf-Erdt, die seit 2011 als Krankenhausseelsorgerin in vier Kliniken tätig ist, darunter dem Schwabinger Krankenhaus. Diese Ehrenamtlichen, die es in allen Münchner Kliniken gibt, bereichern die Arbeit der Sozialarbeiter und Psychologen im Krankenhaus um eine spirituelle, philosophische Sicht auf die Dinge. "Ohne Ehrenamtliche in der Seelsorge ist aber unser Dienst nicht mehr zu denken". Im Schwabinger Krankenhaus etwa, jetzt offiziell München Klinik Schwabing, sind derzeit sieben Ehrenamtliche im Einsatz, übrigens im Schnitt jüngeren und mittleren Alters. Aber der Bedarf ist hoch und so suchen Pfarrerin Irmgard Wolf-Erdt und ihr Kollege Diakon Peter Braun nun Menschen, die ihre Teams von ehrenamtlichen Krankenhausseelsorgern verstärken.
Doch dafür ist ein Ausbildungskurs nötig, für den man sich ab sofort anmelden kann bis 12. April. Eine erste Informationsveranstaltung findet am Samstag, 18. Mai, 10 bis 18 Uhr, statt. Dann folgt eine Theoriephase von Mai bis Juli, die Termine sind Donnerstag- und Freitagabend oder am Wochenende. Kursort ist die Stephanuskirche in der Nibelungenstraße 51 in Nymphenburg. Die Praxisphase folgt von September bis Dezember. An Kosten fallen 100 Euro Eigenanteil an. Einzige Voraussetzung istdie Mitgliedschaft in einer christlichen Kirche. Für alle, die nun gern so etwas machen würden, aber sich nicht sicher sind: "Ein Schnupperpraktikum ist jederzeit möglich, begleitet von einem Pfarrer", betont die Pfarrerin. Einmal die Woche jeweils eineinhalb Stunden sind die Ehrenamtlichen im Einsatz, aber nicht auf Intensiv- und Palliativstationen, das übernehmen nur Hauptamtliche, betont die Pfarrerin. Auch für die Angehörigen der Patienten stehen die Ehrenamtlichen für ein Gespräch bereit. Auch nach der Ausbildung werden die Ehrenamtlichen "betreut" und es findet ein Austausch statt: etwa einmal im Monat bei einer Supervision. Als "Anwalt der Hoffnung" beschreibt Pfarrerin Wolf-Ehrdt das Ehrenamt der Krankenhausseelsorge. "Wir wollen aber die Situation nicht "vergolden", sondern den Rahmen ändern, den Blickwinkel wechseln. Wenn ein Patient sagt "Ich bin in ein tiefes Loch gefallen", dann würde der Ehrenamtliche entgegnen: "Ja – heute" und versuchen, den Blickwinkel sanft zu ändern mit dem Ziel, dass der Patient seine Selbstwirksamkeit entdeckt. Etwa, indem ihm einfällt, dass er gern beim ersten Schultag des Enkels dabeiwäre. Die Klinikseelsorger versuchen mit positiven Bildern die Patienten aufzumuntern und auf andere Gedanken zu bringen, besonders aus der Natur und Jahreszeiten.
Nur wer gerade selbst eine seelische Herausforderung und Krise in seinem Leben durchmacht, sollte mit diesem Ehrenamt noch warten, rät die Pfarrerin. Am besten lässt sich das im Gespräch mit Pfarrerin Irmgard Wolf-Erdt klären. Weitere Infos gibt es bei ihr unter Tel. 0170/9 95 15 40, unter Tel. 089/17145070 oder unter der E-Mail wolf-erdt@gmx.de Michaela Leis