Seit fast einem Jahr setzt sich die Bürgerinitiative „Erhalt öffentliche Grünanlage Adam-Berg-Straße“ für die Bewahrung der besagten öffentlichen Grünanlage ein. Über 1.200 Menschen aus der Nachbarschaft haben sich für die Bewahrung der Anlage, die von verschiedenen Nutzergruppen – vor allem Kindern und Jugendlichen – als Aufenthaltsfläche im Grünen dient, ausgesprochen.
Die Interessen sind eng miteinander verknüpft: die Gewerbeerweiterung seitens des angrenzenden Gartencenters, der besagte Fläche zum Opfer fiele, einerseits, der Schutz der Grünanlage seitens der Anwohner andererseits. Dazwischen steht die Stadt München, die sich im Gegenzug für die Realisierungsmöglichkeit des Bauvorhabens an der Adam-Berg-Straße ein rund 10.000 Quadratmeter großes Grundstück an der Ottobrunner Straße erhofft, das derzeit in Besitz des Gartencenter-Chefs ist, um dort die städtischen Planungen voranzubringen.
Seit einem Jahr steht die Entscheidung aus, ob und unter welchen Voraussetzungen die Erweiterungspläne des Gartencenters realisierbar sind. Dem Bauvorhaben würde nach jetziger Planung die örtliche Grünanlage zum Opfer fallen. Klar ist inzwischen, dass die Rechtsauffassung der Stadt und die der Juristen, die die Bürgerinitiative beraten, bezüglich des Baurechts divergieren. Über die unterschiedlichen Auffassungen gibt es weiter keine Übereinkunft. „Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass mit etwas gutem Willen von allen Seiten eine einvernehmliche Lösung, bei der die zentralen Interessen aller Beteiligten berücksichtigt werden, möglich ist“, sagt Anwohner Tobias Schmid.
Zentrales Interesse der Bürgerinitiative ist der Erhalt einer unversiegelten, für jedermann zu jeder Zeit zugänglichen, öffentlichen Grünanlage, die mindestens über den Schutzstatus verfügt, wie sie die Grünanlagensatzung, deren Bestandteil die Fläche heute ist, gewährleistet. Darüber hinaus der Schutz der alten, hoch gewachsenen Bäume, wie auch die Schaffung einer Pufferzone zwischen den Anwohnern und dem erweiterten Gewerbe im reinen Wohngebiet.
„Natürlich ist eine einvernehmliche Lösung unser Anliegen“, sagt Anwohnerin Nele Joas. „Gleichzeitig ist es unser verbrieftes Recht, als Anwohner zu klagen und die Rechtsauffassung der Stadt – die hier zumindest äußerst vielschichtig ist – gerichtlich überprüfen zu lassen", ergänzt Anwohnerin Uli Kneppeck. "Wenn es keinen Kompromiss gibt, der wirklich ernsthaft versucht, die zentralen Anliegen aller Beteiligten ernst zu nehmen und diese unter einen Hut zu bringen, werden wir diesen Schritt gehen."
Seit Bekanntwerden des Bauvorhabens wurden Anträge im Bezirksausschuss und im Stadtrat gestellt, Initiativen gestartet und sehr viele Gespräche zwischen Politik, Verwaltung und jeweils dem Investor oder Vertretern der Bürgerinitiative geführt. Das Problem: Bei keinem dieser Gespräche saßen je alle Beteiligten – also Vertreter der Stadt, der Investor und Vertreter der Bürgerinitiative ‒ an einem Tisch, obwohl dies sogar in Stadtratsanfragen angeregt wurde.
Das hat nun zur Folge, dass das Thema in die heiße Wahlkampfphase rutscht. So nutzen die Bürger die Wahlkampftermine der OB-Kandidaten, wie kürzlich auf dem Pfanzeltplatz. Gemeinsam mit Kristina Frank, OB-Kandidatin der CSU und Kommunalreferentin, steckten Vertreter der BI dort die Köpfe zusammen. Studiert und diskutiert wurden Pläne und mögliche Lösungen.
Bei aller Diskussionsfreude sagt Nele Joas: „Im Vordergrund stehen muss die Sache und die Sinnhaftigkeit einer Lösung für alle Menschen, die heute und in Zukunft hier leben. Ein Aufenthaltsort und eine Sportfläche – gerade für Kinder und Jugendliche - direkt unterhalb einer Schnellstraße als Abgasschleuder und der Verlust vieler alter Bäume zählt für mich nicht dazu. Schon gar nicht, wenn bessere Lösungen auf dem Tisch liegen.“