Ab sofort erinnert in Moosach an der Bingener Straße/Triebstraße eine Stele an den erst 18-jährigen jungen Mann, der am 20. Februar 1943 aus seiner Heimat zur Zwangsarbeit nach München verschleppt wurde. Wegen eines Fluchtversuchs wurde er im Arbeitserziehungslager München-Moosach inhaftiert. Infolge schwerer Folterungen verstarb Dirk Koedoot am 20. Oktober 1943 im Hilfshospital in der Maria-Ward-Straße 9.
Oberbürgermeister Dieter Reiter übergab kürzlich gemeinsam mit dem Generalkonsul des Königreichs der Niederlande in München, Paul Ymkers, und Familienangehörigen ein Erinnerungszeichen für den niederländischen Zwangsarbeiter Dirk Koedoot der Öffentlichkeit. Seinem Neffen Dirk Koedoot - benannt nach dem Onkel, den er nie kennenlernen konnte - bedeutet es viel, dass die Stadt München der Opfer des NS-Regimes und auch der vielen tausenden von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern gedenkt. Oberbürgermeister Dieter Reiter betonte in seiner Rede während der Gedenkfeier im Kultur- und Bürgerhaus Pellkovenschlössl:
„An die Orte und die Geschichte der Arbeitserziehungslager erinnert heute kaum noch etwas. Sie sind fast völlig aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden. Genau das wollen wir ändern. Und deshalb setzen wir dieses Erinnerungszeichen für Dirk Koedoot in der Nähe des einstigen Arbeitserziehungslagers München-Moosach. Damit wollen wir in aller Öffentlichkeit an sein ganz persönliches Schicksal erinnern, uns gleichzeitig aber auch das Leid von zigtausenden Frauen, Männern und Kindern ins Gedächtnis rufen, die für die Kriegswirtschaft von Nazi-Deutschland unter zumeist menschenunwürdigen Bedingungen zur Arbeit gezwungen wurden.“
Stadträtin Julia Schönfeld-Knor hatte als Geschäftsführerin des Pelkovenschlössls die Gedenkveranstaltung eröffnet, die musikalisch von Schülerinnen und Schülern der Artur-Kutscher- Realschule umrahmt wurde. Der Generalkonsul der Niederlande in München, Paul Ymkers, ging in seiner Rede darauf ein, dass mehr als 475.000 niederländische Frauen und Männer zwischen 1940 und 1945 in Deutschland Zwangsarbeit leisten mussten, allein 2600 von ihnen in München. Die Präsidentin der IKG München und Oberbayern, Dr. h.c. Charlotte Knobloch, gehörte zu den zahlreichen Gästen der Veranstaltung, zu der auch viele Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Moosach gekommen waren.
Bei der anschließenden Einweihung des Erinnerungszeichens an der Bingener Straße/Triebstraße hob Wolfgang Kuhn die erinnerungskulturelle Arbeit in Moosach hervor. Aus den wenigen Dokumenten, die es zum Arbeitserziehungslager München-Moosach gibt und aus denen Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Moosach eindrucksvoll lasen, werden die grausamen Lebensbedingungen in diesem Lager deutlich – Hunger, Gewalt und schwerste Arbeit bestimmten den Alltag der Häftlinge aus vielen Nationen. Die ab 1940 eingerichteten Arbeitserziehungslager waren Teil des Repressionsapparates gegen Andersdenkende oder Menschen, die sich nach Ansicht der Nationalsozialisten der Arbeitspflicht entzogen oder angeblich eine bestimmte Arbeitsleistung nicht erfüllten.
Dirk Koedoot wurde am 8. Februar 1925 im niederländischen Ijsselmonde geboren. Wenige Tage nach seinem 18. Geburtstag verschleppten die deutschen Besatzer ihn zur Zwangsarbeit nach Deutschland, wo er als Bäcker eingesetzt wurde. Sein Arbeits- und Wohnort konnte trotz intensiver Recherche nicht mehr ausfindig gemacht werden. Aus Heimweh und weil er nicht für die Besatzer seiner Heimat arbeiten wollte, entschloss sich Dirk Koedoot zu fliehen. Eine deutsche Patrouille griff ihn kurz vor der niederländischen Grenze auf, nahm ihn fest und brachte ihn zurück nach München. Die Gestapo München inhaftierte den 18-Jährigen im Arbeitserziehungslager München-Moosach, das sich an der damaligen Wildstraße befand. Die ab 1940 eingerichteten Arbeitserziehungslager waren Teil des Repressionsapparates gegen Andersdenkende oder Menschen, die sich nach Ansicht der Nationalsozialisten der Arbeitspflicht entzogen oder angeblich eine bestimmte Arbeitsleistung nicht erfüllten. In diesen Lagern herrschten Willkür und Brutalität, zahlreiche Firmen profitierten von der Zwangsarbeit der inhaftierten Menschen.
Dirk Koedoot wurde dort wahrscheinlich im Sommer oder Herbst 1943 inhaftiert und musste fast einen ganzen Tag in kaltem Wasser stehen, wie einer der Mithäftlinge später seinen Eltern erzählte. Am 20. Oktober 1943 starb Dirk Koedoot an einer Lungenblutung.
Weitere Informationen im Internet unter www.erinnerungszeichen.de.