Veröffentlicht am 06.11.2020 08:08

Engagement erfordert Disziplin

Die Mitarbeitenden des Gerontopsychiatrischen Dienst München Nord waren in den vergangenen Wochen neben telefonischer Betreuung in Notsituationen auch zu Hausbesuchen bereit. (Foto: CC0)
Die Mitarbeitenden des Gerontopsychiatrischen Dienst München Nord waren in den vergangenen Wochen neben telefonischer Betreuung in Notsituationen auch zu Hausbesuchen bereit. (Foto: CC0)
Die Mitarbeitenden des Gerontopsychiatrischen Dienst München Nord waren in den vergangenen Wochen neben telefonischer Betreuung in Notsituationen auch zu Hausbesuchen bereit. (Foto: CC0)
Die Mitarbeitenden des Gerontopsychiatrischen Dienst München Nord waren in den vergangenen Wochen neben telefonischer Betreuung in Notsituationen auch zu Hausbesuchen bereit. (Foto: CC0)
Die Mitarbeitenden des Gerontopsychiatrischen Dienst München Nord waren in den vergangenen Wochen neben telefonischer Betreuung in Notsituationen auch zu Hausbesuchen bereit. (Foto: CC0)

Die Lockdown-Bestimmungen der Corona-Krise bescherten dem Gerontopsychiatrischen Dienst München Nord, den die Diakonie Hasenbergl mit 8 Mitarbeitenden seit mehr als 20 Jahren betreibt, ein ungeheures Arbeitsvolumen. Als nahezu einziges Angebot war der Dienst in den vergangenen Wochen für die älteren und psychisch beeinträchtigten Menschen stets erreichbar. Zwar wurden gemäß der behördlichen Vorgaben die Gruppenangebote eingestellt, in dringenden und berechtigten Einzelfällen wurden die Klientinnen und Klienten weiterhin persönlich zu Hause betreut. Für die Mitarbeitenden selbst eine große Herausforderung, wie Katharina Reimann, Einrichtungsleitung des Gerontopsychiatrischen Dienst München Nord, erzählt.

Die Auswirkungen der Corona-Krise stellen die Menschen vor große Herausforderungen. Informationen über steigende Infektionszahlen, die traurigen Nachrichten aus Italien, fehlender Kontakt zu Angehörigen und Bezugspersonen sind vor allem für psychisch belastete Menschen nur schwer auszuhalten. Für die Seniorinnen und Senioren im Münchner Norden waren die Mitarbeitenden des Gerontopsychiatrischen Dienst (GpDi) der Diakonie Hasenbergl oft die engsten Ansprechpersonen. „Manche Klienten haben Sorgen das Haus zu verlassen, auch wenn sie generell körperlich in der Lage dazu wären“, berichtet Katharina Reimann, die den GpDi leitet. „Diese Ängste und eine depressive Symptomatik werden durch Isolation häufig verstärkt. Dann ist es wichtig für die Menschen, Rückhalt zu verspüren und nicht vergessen zu werden“. Um den Bedürfnissen nach Gesprächen, Austausch gerecht zu werden, wurde beim GpDi die telefonische Erreichbarkeit stark ausgeweitet. Neben akuten Sorgen der Seniorinnen und Senioren geht es in den Telefonaten aber auch nach wie vor um allgemeinere Beratungsangebote für Betroffene, deren Angehörige und auch andere Fachdienste.
„Wir sind froh, dass wir gemeinsam unsere Angebote schnell anpassen konnten“, erzählt Katharina Reimann. „Die Krise macht nicht vor den persönlichen Nöten halt. Wir mussten unsere Angebote und den gewohnten Arbeitsablauf umstellen. Viele unserer Mitarbeitenden haben Familie und sind dadurch auch zu Hause stark gefordert. Wo es möglich war, haben wir zum Schutz unserer Mitarbeitenden auf mobiles Arbeiten umgestellt, unsere Büros in der Troppauer Straße waren nur zu den Telefonsprechzeiten besetzt. So konnten wir auch den Kontakt im Kollegenkreis stark einschränken. Einige unserer Mitarbeitenden waren ja nach wie vor auch bei den Klienten zu Hause. Nicht alle Probleme und Sorgen lassen sich am Telefon besprechen“. Zudem erledigten die Mitarbeitenden Einkäufe des täglichen Bedarfs für die Klienten, besorgten benötigte Medikamente – und gaben sie kontaktlos weiter.

Alle Mitarbeitenden sind feste Bezugspersonen für ihre Klienten und oft die einzigen Ansprechpersonen. Hausbesuche bedeuten deshalb nicht nur Gespräche und Beratung vor Ort, Sorgen nehmen. Die Sorge, die Klienten zu gefährden oder sich selbst anzustecken, ist dabei ständiger Begleiter. „Vor allem in den ersten Wochen war es sehr schwierig, für alle Mitarbeitenden im Außendienst Schutzausrüstung zu beschaffen“, berichtet Katharina Reimann. Masken, Anzüge und Handschuhe wurden vornehmlich Gesundheitseinrichtungen zugeteilt, Dienste wie der GpDi mussten sich selbst versorgen. „Glücklicherweise sind wir über unseren Träger mit allem versorgt worden“. Das Engagement erfordert Disziplin und Kraft. Dazu kommt die Dokumentation der Arbeit. „Wir stehen miteinander in engem Kontakt, sind für einander telefonisch erreichbar und berichten einander von Begegnungen und Gesprächen. So haben alle Kollegen bei Nachfragen oder Unsicherheiten die Möglichkeit, sich rückzuversichern. Und können sich selbst einmal alles von der Seele reden“. Wöchentlich findet eine Telefon-Konferenz statt, die mit Aufhebung der Ausgangsbeschränkungen bald durch das gemeinsame Teammeeting ersetzt werden kann. „Wir sind froh, dass wir nun immer mehr zum regulären Betrieb zurückkehren können“, freut sich Katharina Reimann.
Die Krise macht vor persönlichen Nöten nicht Halt. „Wir sind füreinander da“, erzählt Katharina Reimann, die den GpDi leitet.

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