Der Brenner Basistunnel kommt. Soviel steht fest. Das verändert den Verkehr im Alpenraum. Bereits in wenigen Jahren fahren die ersten Züge durch den Brenner Basistunnel. Dafür müssen auch die Zulaufstrecken ausgebaut werden. Denn nur so kann der Verkehr mittelfristig von der Autobahn auf die Schiene verlagert werden. DB und ÖBB planen gemeinsam die nördliche Zulaufstrecke in der Grenzregion. Gemeinsam mit den Projektregionen wird derzeit eine optimale Trassenführung der geplanten Neubaustrecke gesucht. Die Beratungen hierzu finden in verschiedenen Gremien statt. Neben dem Regionalen Projektbeirat und Lenkungskreis finden diese Planungen im Regionalforum, sechs Gemeindeforen sowie in Dialogforen mit regionalen Vertretern statt. Vor kurzem hat die Deutsche Bahn in Ebersberg zwei weitere dieser Dialogforen für das Projekt "Brenner-Nordzulauf" gestartet. Sie sollen den frühzeitigen Planungsdialog in den Projektabschnitten zwischen München-Trudering und Großkarolinenfeld gewährleisten. Vertreter aus den Gemeinden, den Landkreisen München und Ebersberg, Bürgerinitiativen sowie regionale Interessensverbände wie die Industrie- und Handelskammer (IHK), der Verkehrsclub Deutschland (VCD) und der Bund Naturschutz (BN) saßen nun in Ebersberg erstmals gemeinsam mit dem DB-Planungsteam um Matthias Neumaier an einem Tisch. „Der Austausch mit der Region ist uns wichtig“, so DB-Gesamtprojektleiter Neumaier nach den beiden Sitzungen. „Es freut mich, dass wir trotz der herausfordernden Zeiten den Grundstein für die Zusammenarbeit legen konnten.“ Mit den neuen Foren will die Deutsche Bahn ihren Weg der Transparenz und des Dialogs fortsetzen. Die Gespräche starteten noch vor Beginn der Fachplanung.
Der Bundesverkehrswegplan sieht vor, dass zwischen Grafing und Großkarolinenfeld auf einer Länge von ca. 20 Kilometern eine zweigleisige Neubaustrecke entstehen soll. An der Neubaustrecke wird es keine Personenbahnhöfe geben, sehr wohl soll aber auch der Personenfernverkehr auf der Trasse möglich sein. Die elektrifizierte Strecke soll Geschwindigkeiten bis 230 km/h ermöglichen und damit einen schnelleren Zugverkehr gewährleisten. Zusätzlich ist im Bereich München-Trudering bis Grafing der Ausbau der bereits bestehenden Strecke vorgesehen. Ziel ist es, so die DB "die Kapazitäten des Güterverkehrs zu steigern". Stichwort ist die von vielen Anrainer-Gemeinden und Anwohnern befürchtete "Blockverdichtung" und mehr Zugverkehr. Der derzeitige und künftige S-Bahn-Verkehr soll nach den Willen der Planer von der Taktverdichtung nicht beeinträchtigt werden. „Beide Maßnahmen schaffen Platz für die wichtige Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene. Damit leisten wir einen Beitrag zum Klimaschutz“, erläutert Matthias Neumaier.
„Von beiden Auftaktveranstaltungen nehme ich positive Eindrücke mit“, sagt Dieter Müller, der für die beiden Abschnitte verantwortliche Projektleiter. „Wir verstehen auch die Wünsche der Anwohner nach einem umfangreichen Lärmschutz.“ Die Bahn erläuterte die gesetzlichen Regelungen und Rahmenbedingungen sowie die Planungsprozesse der nächsten Zeit. Die Dialogforen begleiten künftig die Planungen des Bahnprojekts. Diese drehen sich in der ersten Phase um die Ermittlung von Grundlagen. Im Neubauabschnitt wird das Dialogforum gemeinsam mit einem externen Expertenteam die Methode zur Trassenauswahl erarbeiten. In rund zwei Jahren soll der endgültige Verlauf der Neubaustrecke gefunden sein.
Die Aufgabenstellung des Ausbauabschnitts zwischen Trudering und Grafing ist eine andere. Hier beginnt im kommenden Jahr die Vorplanung. Eine Anpassung des Signalsystems soll künftig für eine höhere Streckenkapazität sorgen. Mit verschiedenen Programmen haben Bahn und Bund in den vergangenen Jahren bereits 75 Millionen für den Lärmschutz entlang der Strecke zwischen München und Kiefersfelden aufgewendet. Es dürften wahrscheinlich noch einige weitere Euros folgen.