Mit einem 4:1-(2:1)-Heimsieg über den Aufsteiger VfB Lübeck hat der TSV 1860 München am vierten Spieltag der Dritten Liga die Tabellenführung erlangt. Nach einem 0:1-Rückstand schafften es die Löwen, die Partie noch vor der Halbzeitpause zu drehen. Rechtsverteidiger Marius Willsch (29. Min.) und Torjäger Sascha Mölders (36. Min.) trafen für die Gastgeber, nachdem die Hansestädter durch Patrick Hobsch (8. Min.) in Führung gegangen waren. Nach dem Seitenwechsel stellten Richard Neudecker (62. Min.) und Stefan Lex (66.) den Endstand her.
Das zweite Heimspiel in Giesing war vom Klub eigentlich mit einer teilweisen Belegung der Zuschauerränge geplant gewesen. Bei den Löwen ging man von 3.000 zugelassenen Besuchern aus, die zwanzig Prozent der Gesamtkapazität entsprechen. Doch aufgrund der stark gestiegenen Zahl an Covid-Infektionen innerhalb des Stadtgebiets, reduzierte die Verwaltung die mögliche Zuschauerzahl zunächst auf zehn Prozent des Fassungsvermögens, ehe am Freitag der Städtischen Stab für außergewöhnliche Ereignisse die Anwesenheit von Besuchern in den Münchner Stadien ganz ausschloss. Die Entwicklung der sogenannten 7-Tage-Inzidenz lasse keine andere Wahl, sagen die Behörden. Auch die nächste Partie des TSV 1860 München im Grünwalder Stadion gegen den 1. FC Saarbrücken am Mittwoch, den 21. Oktober findet definitiv ohne Zuschauer statt.
Gegen die Gäste aus dem hohen Norden wäre den Löwen um ein Haar wie schon in Zwickau mit ihrer ersten Offensivaktion die Führung geglückt. Nach einem weiten Ball stand plötzlich Mölders allein vor dem Tor, konnte aber nicht kontrolliert genug abschließen. Die Hansestädter versteckten sich keineswegs, sondern versuchten selbst für Torgefahr zu sorgen. Yannick Deichmann setzte Patrick Hobsch in Szene. Der Sohn des früheren Löwenstürmers Bernd Hobsch kreuzte geschickt den Laufweg, schüttelte dadurch seinen Gegenspieler Quirin Moll ab und schob den Ball aus zwölf Metern Schlussmann Marco Hiller zum 0:1 durch die Beine (7. Min.).
Gut zwanzig Minuten brauchten die Weiß-Blauen um ihrerseits ernsthaft für Torgefahr zu sorgen. Ein Freistoß von Richard Neudecker segelte knapp vorbei (26. Min.). Die Szene war der Auftakt für eine Druckphase der Hausherren. Eine Flanke von Phillipp Steinhart legte Neudecker zurück auf Marius Willsch, dessen wuchtiger Schuss von der Unterkante der Latte zum Ausgleich ins Netz prallte (29. Min.). Nur gut fünf Minuten später jubelte der VfB Lübeck über die vermeintlich erneute Führung, doch Torschütze Hobsch hatte im Abseits gestanden. Die Löwen nutzen die Verwirrung um den vom Schiedsrichtergespann aberkannten Treffer und starteten sofort einen Gegenangriff. Dennis Dressel schlug einen weiten Pass in die gegnerische Hälfte. Mölders hatte die Situation gedankenschnell erfasst und hob den Ball über den herauseilenden Ex-Bayern-Torwart Lukas Raeder zum 2:1 ins Netz (36. Min.). Kurz vor dem Halbzeitpfiff verfehlte ein Schuss von Erik Tallig das Lübecker Tor nur knapp (45. Min.).
Nach dem Seitenwechsel rettete der sehr stark spielende Torschütze Willsch seinen Farben die Führung. Nach einem Zuspiel von Marvin Thiel kam Thorben Deters frei am Fünfmeterraum zum Abschluss, doch Willsch warf sich mit einer Monstergrätsche in der Schuss und lenkte den Ball ins Toraus (51. Min.). In der Folge übernahmen die Löwen immer mehr die Spielkontrolle. Stefan Lex scheiterte nach einem Missverständnis in der Lübecker Hintermannschaft nur knapp (57. Min.). Nach einer guten Stunde war es Willsch, der sich energisch über die rechte Seite im Sprint durchsetzte – seine scharfe flache Hereingabe lenkte Neudecker, von seinem Gegenspieler bedrängt, elegant mit der Hacke zum 3:1 ins Tor (62. Min.). Vier Minuten später war die Partie endgültig entschieden. Mirko Boland wollte einen Passversuch von Daniel Wein klären, beförderte das Leder dabei aber unglücklich genau in den Lauf von Stefan Lex, der frei vor Raeder zum 4:1 traf (66. Min.). In der Schlussviertelstunde verlor die Partie etwas an Tempo, ohne dass die Gastgeber ihren verdienten Sieg noch gefährdet hätten.
Nach dem Schlusspfiff in der Presskonferenz befragt, ob er stolz sei auf die Tabellenführung, antwortete Löwen-Trainer Michael Köllner: "Das ist der falsche Ausdruck. Ich bin zufrieden. Das wünscht man sich, wenn man eine Mannschaft zusammenstellt. Wir haben 18 Spieler verloren und fünf neue geholt. Es ist nicht selbstverständlich, dass es dann so gut klappt." Der TSV 1860 München befinde sich nach wie vor auf einem Konsolidierungskurs, versuche aber alles, damit das Team sportlich schlagkräftig sei und gleichzeitig die wirtschaftliche Situation im Blick behalten würde. Der Tabellenplatz ist nach Köllners Ansicht das Ergebnis "harter Arbeit und der Trainingsbesessenheit der Spieler". (as)