Seit etwa einem Jahr dürfen auf der ehemaligen Panzerwiese keine Modellflieger mehr über der Fläche kreisen, Hunde nur noch angeleint Gassi gehen und auch keine Blumen mehr gepflückt werden. Theoretisch ist das schon seit dem 3. Mai 2002 so seitdem das Gebiet offiziell unter Naturschutz steht. Doch die Mühlen der Bürokratie mahlen langsam.
Daher hatten die Nachbarn seither ein halbes Jahrzehnt Zeit, sich an »ihre« Panzerwiese als willkommenen Ort für Freiluft-Hobbys zu gewöhnen. Doch jetzt kontrollieren Mitarbeiter der Naturschutzwacht des Baureferates verstärkt, ob die Richtlinien im »Naturschutzgebiet Panzerwiese und Hartelholz«, der jetzigen Nordheide, von den Besuchern auch eingehalten werden. Bei Verstößen gibt es erst Verwarnungen, beim dritten oder vierten Mal auch Bußgelder.
Schon im vergangenen Jahr sind laut Pressesprecher des Referats für Stadtplanung und Bauordnung, Michael Hardi, die »Emotionen hoch gekocht«, weil Eltern mit ihren Kindern zum Beispiel keine großen Drachen auf der Fläche mehr steigen lassen dürfen. Jetzt trifft es die Modellflieger besonders hart, denn für sie gibt es in München kaum Ausweichmöglichkeiten. »Wir müssten zur nächsten Fläche weit aus der Stadt heraus fahren. Das kann es nicht sein, wenn man die Panzerwiese direkt vor der Haustür hat«, meinen die Anwohner Simone Demmel und Gert Döring. Beide sind leidenschaftliche Modellflieger.
Sie haben Verständnis für Passanten und lassen ihre Modelle auch nicht in der Nähe des angrenzenden Wohngebietes fliegen. »Wir wollen nicht, dass sich jemand erschreckt«, sagen beide. Das Flugverbot aufgrund des Naturschutzgebietes können sie hingegen nicht verstehen. Ihr Segelflieger macht wenig Lärm. Die Vögel würden das Flugobjekt bei entsprechender Thermik sogar begleiten. Die Wiese sei außerdem groß genug für alle, findet Simone Demmel. Schon seit zehn Jahren nutze sie die Fläche mit ihren Fliegern und »das hat nie geschadet«, behauptet sie. Betroffen vom Flugverbot sind auf der Nordheide zirka 20 Modellflugbegeisterte. Laut Gert Döring waren einige von ihnen sogar extra für ihr Hobby in die unmittelbare Nähe der Freifläche umgezogen.
Im Moment sieht Hardi keine andere Möglichkeit für die Modell- und Drachenflieger, als sich zu fügen. Sowohl die Flieger als auch zum Beispiel Gleitschirme seien im Naturschutzgebiet nicht zulässig. Viele der Modellflugzeuge seien doch »relativ laut«. Das Geräusch könnten Menschen zwar leicht zuordnen, aber »Wiesenbrüter leider nicht«. Außerdem würden die Tiere die Hobbyflieger mit Raubvögeln verwechseln und daher nicht mehr brüten.
Um die Belange aller Beteiligten unter einen Hut zu bringen und nach Lösungen zu suchen, richtet die Stadtverwaltung einen »runden Tisch« ein. Der tagt mit Behördenvertretern und Mitgliedern des Bewohnervereins Nordheide im September. Als Alternative für die Modellflieger nennt Hardi, »eine Wiese von einem Bauern zu pachten«. Sicher nicht unbedingt eine wirklich praktikable Lösung auch, wenn dessen Vieh wohl schon einiges gewohnt sein dürfte.
Kirsten Ossoinig