Veröffentlicht am 28.07.2009 09:16

Sozialer Brennpunkt


Von TG
Der Rektor der Hauptschule an der Ridlerstraße, Reinhard  Wiesmüller, kämpft für „seine Schule” um eine zusätzliche halbe Stelle  für die Jugendsozialarbeit. (Foto: tg)
Der Rektor der Hauptschule an der Ridlerstraße, Reinhard Wiesmüller, kämpft für „seine Schule” um eine zusätzliche halbe Stelle für die Jugendsozialarbeit. (Foto: tg)
Der Rektor der Hauptschule an der Ridlerstraße, Reinhard Wiesmüller, kämpft für „seine Schule” um eine zusätzliche halbe Stelle für die Jugendsozialarbeit. (Foto: tg)
Der Rektor der Hauptschule an der Ridlerstraße, Reinhard Wiesmüller, kämpft für „seine Schule” um eine zusätzliche halbe Stelle für die Jugendsozialarbeit. (Foto: tg)
Der Rektor der Hauptschule an der Ridlerstraße, Reinhard Wiesmüller, kämpft für „seine Schule” um eine zusätzliche halbe Stelle für die Jugendsozialarbeit. (Foto: tg)

Schulsozialarbeit ist wichtig in der Hauptschule an der Ridlerstraße. Denn: Sehr viele Schülerinnen und Schüler dort müssen ganz besonders gefördert werden. Mit über 90 Prozent Kindern und Jugendlichen aus dem Ausland hat die Schule den höchsten Ausländeranteil in Bayern. In den Klassen sind bis zu 20 verschiedene Nationalitäten vertreten. Das Ergebnis der aktuellen Form der Völkerwanderung führt zunehmend zu sozialen Konflikten an der Schule. Damit sind die Lehrer überfordert. Wachsende Armut in den Familien, die Tatsache, dass die jungen Leute nicht durch ihre Familien unterstützt werden, weil die Erwachsenen und Geschwister mit eigenen Problemen genügend zu tun haben und psychosoziale Auffälligkeiten belasten den Schullalltag. Deshalb stieß ein entsprechender Hilferuf der Schulleitung auf offene Ohren beim Unterausschuss „Soziales“ im Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe (BA 8).

Dessen Vorsitzender, Thomas Hofstätter (CSU), schilderte bei der jüngsten Sitzung des BA die brisante Situation an der Schule. Er erklärte, mit dem Zuzug von über 300 Familien in die neuen Blöcke an der Hans-Fischer-Straße werde sich die Lage weiter verschärfen: „Die Schule muss bei ihrer Schulsozialarbeit ganz dringend unterstützt werden.“ Der Ausschuss fordert die Fachstellen – Sozialreferat, Stadtjugendamt und Schulreferat – auf, dafür zu sorgen, dass die Schülerinnen und Schüler dieser Schule künftig angemessen betreut werden. Eine zusätzliche halbe Sozialpädagogenstelle für die Schulsozialarbeit soll helfen, die Situation zu entschärfen. Der BA unterstützt diese Initiative einstimmig.

1000 Schüler

Die Schülerzahlen der Hauptschule an der Ridlerstraße und an der Carl-von-Linde-Realschule – beide befinden sich in einem Gebäude – sind auf über 1000 junge Leute angewachsen. Beide Schulen teilen sich zwei Sozialpädagoginnen, die vom Schulreferat finanziert werden. Die Sozialarbeit ist vor einigen Jahren an der Schule eingerichtet worden, nachdem es dort immer häufiger zu Konflikten zwischen Real- und Hauptschülern gekommen war. Durch die explodierenden Schülerzahlen an der Realschule seien die Sozialpädagogen fast ausschließlich mit deren Schülerschaft beschäftigt. Die Hauptschule sei ins Hintertreffen geraten, erklärte Hofstätter. Die „halbe Sozialpädagogenkraft” an der Hauptschule, die den Jugendlichen zeige, was zu tun ist, um sich auf einen Beruf vorzubereiten, sei zwar eine große Hilfe, könne jedoch die Probleme anderer „Jahrgänge” nicht auch noch angehen, weiß der CSU-Politiker. „Dabei brauchen gerade deren Schüler Einzelförderung, um Rückstände aufzuholen.” Dazu sei eine Fachkraft nötig, die sich gezielt um die Schüler kümmere. „Viele von ihnen können nicht schreiben und lesen, weil es in ihren Heimatländern kein Schulsystem gibt.“ Angela Prillwitz, Sprecherin der SPD-Fraktion, Mitglied des Sozialausschusses, erschüttert, dass vielen Kindern das Geld für ein Mittagessen fehlt. Prillwitz: „Es ist erschreckend, zu sehen, dass nicht wenige sich von den Essensresten anderer Kinder ernähren.“ Die IG Feuerwache – dort gibt es für die Hauptschüler ein Mittagessen zu günstigen Konditionen – bemühe sich, 20 Flüchtlingskindern, für die eigentlich kein Geld da sei, mit Stiftungsmitteln zu einem Mittagessen zu verhelfen.

„Wachsende Armut”

Reinhard Wiesmüller ist seit 1998 Konrektor der Hauptschule und seit 2007 deren Schulleiter. Er kämpft für „seine“ Schüler. „Unsere Schule ist eine Brennpunktschule. Unsere Klientel ist schwierig. Wir brauchen diese Stelle.“ Ohne Jugendsozialarbeit drohten die Verhältnisse aus dem Ruder zu laufen: „Diese Kinder müssen einzeln unterstützt werden. Das kann der Lehrer nicht leisten.” Die von ihm geleitete Schule ist eine offene Ganztagsschule an der Kinder nach Schulschluss bis 16 Uhr betreut werden. Dazu gehören die Hausaufgabenbetreuung und ein Spielangebot. Dabei kooperiere die Schule mit der IG Feuerwache, betont der Rektor. Die Jugendeinrichtung biete für einen Euro ein Mittagessen an. Wiesmüller: „Die wachsende Armut ist ein Problem. Viele Familien leben von Hartz IV.“ Er fordert: „Unsere Kinder brauchen Führung in dieser schwierigen Situation.“

north