Das Interesse war groß an der Lesung von Yasmin Jakub aus ihrem Buch „Schrei in die Welt“ am Abend des 29. Oktober im Saal des Multikulturellen Jugendzentrums in der Westendstraße. Die Kooperationsveranstaltung des Selbsthilfezentrums München (SHZ) und des Multikulturellen Jugendzentrums Westend (MKJZ) fand im Rahmen der Kunst- und Kulturtage „Westend zeigt Gesicht“ statt. Schauspielerin Carolin Wege las aus drei Kapiteln der eindringlichen und bewegenden Biografie, in der man sofort in die raue Lebenswelt dieser Frau, die mit 17 Geschwistern in einem kleinen Dorf in der Nähe von Kabul aufgewachsen ist, mithineingenommen wurde. Man erfuhr aus ihrer von Unterdrückung und von Arbeit geprägten Kindheit, die, als sie zwölf Jahre alt war, mit dem Verkauf an einen über ca. 20 Jahre älteren Mann endete. Von ihrer Zwangsehe, der Gewalt, der Angst vor den Taliban und der daraus hervorgehenden Flucht nach Deutschland.
Im an die Lesung anschließenden Gespräch erschien Frau Jakub dann selbst auf der Bühne und man begriff sofort, um was für eine starke, unbeugsame und mutige Frau es sich handelt. „In Afghanistan sind die Frauen ohne Augen, ohne Stimme, verschleiert und verstummt.“ Durch die aktuelle Situation und Machtübernahme der Taliban verschlimmere sich ihre Lage täglich; den Mädchen und Frauen werden immer mehr Rechte genommen, z.B. eine höhere Schule zu besuchen. „Bildung ist ihre einzige Hoffnung auf Veränderung und Freiheit. Deswegen müssen wir hier für ihre Rechte und ihre Freiheit kämpfen, wir müssen ihre Stimme sein!“, appellierte Jakub an das Publikum.
Im weiteren Gespräch erzählte sie, wie wichtig es für sie sei, sich hier in Deutschland für afghanische Frauen und Kinder einzusetzen, was sie mit ihrer Initiative Aryana auch stetig tut. „Deutschland hat mir so viel geschenkt, durch meine ehrenamtliche Arbeit will ich etwas zurückgeben, das Selbsthilfezentrum hat mich dabei immer sehr unterstützt.“ Als Kind und junge Frau wurde ihr lange die Stimme verboten, und so endete der Abend sehr persönlich und eindrücklich mit einem Lied über Liebe und Freiheit, welches sie extra für diesen Anlass geschrieben hatte. Der Text sei ihr in der U-Bahn eingefallen, „zwischen Münchner Freiheit und Harras“.