Veröffentlicht am 06.12.2021 12:37

„Ich möchte an die schönen Seiten im Leben erinnern”

Nikolaus Edi verteilte Geschenke an die Kinder - und manchmal bekam auch er von ihnen welche. (Foto: job)
Nikolaus Edi verteilte Geschenke an die Kinder - und manchmal bekam auch er von ihnen welche. (Foto: job)
Nikolaus Edi verteilte Geschenke an die Kinder - und manchmal bekam auch er von ihnen welche. (Foto: job)
Nikolaus Edi verteilte Geschenke an die Kinder - und manchmal bekam auch er von ihnen welche. (Foto: job)
Nikolaus Edi verteilte Geschenke an die Kinder - und manchmal bekam auch er von ihnen welche. (Foto: job)

Edi Hübler ist seit vielen Jahren als Nikolaus in der Engadiner Straße 2 im Innenhof zu treffen. Vor allem für Kinder und Jugendliche will er ein wenig Tradition und auch in Pandemie-Zeiten einen Hauch von Normalität und Gemeinschaft verbreiten. Das tut er nicht nur am Nikolaustag: Seit 23 Jahren ist er Hausmeister für die Bewohner da. Johannes Beetz hat ihn an seinem großen Tag getroffen.

„Ruhe und Frieden in den Familien”

Für Kinder ist der Besuch des Nikolaus ein aufregender Abend. In seinem Buch ist ja oft auch die eine oder andere kleine Unartigkeit verzeichnet. Hatten Sie als Kind Angst vor ihm oder dem Krampus?

Nikolaus Edi: In meiner Kindheit ging es beim Krampus immer um Angst und um gutes Benehmen. Natürlich hatte ich als Kind auch ein mulmiges Gefühl, wenn vom Krampus die Rede war. Der Nikolaus hingegen stand schon damals für Ruhe und Frieden in den Familien und Menschen. Genau dieses Gefühl möchte ich auch als Nikolaus verbreiten.

„Es lag ein gewisser Zauber in der Luft”

Seit vielen Jahren sind sie für Ihre Nachbarn der Nikolaus. An welches Nikolaus-Erlebnis erinnern Sie sich besonders gern?

Nikolaus Edi: Immer wenn Nikolausbend war in meiner Kindheit, lag ein gewisser Zauber in der Luft. Es war ruhig und friedlich in der Familie. Daran erinnere mich sehr gerne! Meinen ersten Nikolaus-Auftritt hatte ich bei meinen beiden Enkelkindern. Ich fahre jedes Jahr die 20 km für diesen Augenblick zu ihnen. Anfangs dachte ich, sie erkennen mich, doch sie waren so aufgeregt und freudig, dass sie es bis heute, sie sind mittlerweile 8 und 6, nicht durchschaut haben, dass es ihr Opa ist. Später dann, wenn ich am meinem Arbeitsplatz bin, ist es immer schön zu sehen, wie alle Menschen zusammenstehen und sich unterhalten. Alle sind sich einig: Es geht um die Kinder!

„Man spielt einfach mit”

Kinder sind sehr direkt, da lässt sich nicht immer absehen, wie ein Nikolausbesuch verläuft. Haben Kinder Sie einmal ganz aus dem Konzept gebracht?

Nikolaus Edi: Ich muss ehrlich sagen, dass die meisten Kinder soo aufgeregt und gespannt sind, dass sie kaum ein Wort raus bekommen. Manchmal fragen die Kinder, so auch einmal meine Enkelin, nach den Rentieren und speziell nach Rudolph. Da improvisiert man und spielt einfach mit. Einige Kinder jedoch erleben den Nikolaus das erste Mal, weil es diese Tradition in ihrem Herkunftsland nicht gibt. Das birgt natürlich auch Unsicherheiten, aber ich denke, sie spüren, dass es der Nikolaus gut mit ihnen meint. Die Person Nikolaus strahlt einfach eine sehr spezielle Aura aus ...

„Schöne Erinnerungen schaffen”

Wir halten gerne an Traditionen fest, selbst wenn wir meinen, dass es den Nikolaus und das Christkind (wahrscheinlich) nicht wirklich gibt. Warum ist Ihnen der Nikolaus-Brauch so wichtig?

Nikolaus Edi: Ich möchte die Menschen, aber insbesondere die Kinder, an die schönen Seiten im Leben erinnern. Ein wenig ablenken, von all dem drumherum. In der Nikolausgeschichte geht es um den Hl. Nikolaus, der immer selbstlos an die Kinder gedacht hat, denen es nicht gut ging. Vielen Kindern in Deutschland ging es schon vor Corona nicht gut. Ich möchte eine schöne und beruhigende Atmosphäre schaffen. Ich hoffe, mein Nikolaus ist Trostspender und schafft schöne Erinnerungen für alle Großen und Kleinen.

„Gemeinschaft geben”

Corona hat vieles durcheinandergeworfen. Manche Menschen fürchten, dass sich die Gesellschaft dadurch spaltet. Sie kümmern sich als Hausmeister und Nikolaus um eine kleine Gemeinschaft. Ist der Zusammenhalt unter uns nicht an vielen Stellen durch die gemeinsam erlebte schwierige Zeit nicht an vielen Stellen auch enger geworden?

Nikolaus Edi: Um ganz ehrlich zu sein, spielt in diesem Viertel Corona nur eine Nebenrolle. Die Kontroversen, sei es Nationalität oder verschieden Ansichten, Religionen usw., sorgen hier schon immer für Spannungen. Durch Corona gehen sich diese Gruppen, unter anderem auch Familien mit Kindern, noch mehr aus dem Weg. Und die Leidtragenden sind wie so oft die Kinder. Und genau deswegen bin ich heute hier! Um Menschen, um Kindern, wieder Gemeinschaft zu geben. Sie sollen ein Miteinander erleben, innehalten, Ruhe finden - egal, woher und unter welchen Umständen. Sie sollen einen schönen, friedvollen Nikolausabend haben.

north