Neun Elite-Studenten sollen in der Albers-Villa einziehen und unter Anleitung eines Dozenten an ihrer Persönlichkeitsentwicklung feilen. „Was hier passiert, ist unrechtmäßig und unangemessen“, kritisiert Lucie Vorlickova die Pläne des Freistaats Bayern, das Haus der TU München (TUM) für deren „Junge Akademie“ zu überlassen. Rund 25 Menschen haben sich am Sonntag zur zweiten Infosprechstunde vor dem Eingangstor der Albersvilla im Hans-Albers-Weg 6 versammelt und hören der Sprecherin der Bürgerinitiative zu, die zusammen mit der Feldafinger Gemeinderätin Stefanie Knittl die Petition „Albers für alle” beim bayerischen Landtag eingereicht hat.
Für viele Bürger liegt der Verdacht nahe, dass der Freistaat die Villa partout nicht hergeben will. „Ein Hideaway fürs Ordinariat soll das werden“, murrt jemand. Der Vizepräsident der TUM sieht das freilich anders. „Um junge Menschen bei der Bewusstseinsbildung hinsichtlich der Gefahren von Rassismus und Vorurteilen zu unterstützen und Zivilcourage zu fördern“, begründete Professor Gerhard Müller im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk das Vorhaben der Hochschule.
Das leuchtet der Bürgerinitiative nicht ein. „Warum ausgerechnet hier, der Freistaat hat 22 leerstehende Liegenschaften allein außerhalb Münchens, die er alle nutzen könnte“, wendet Stefanie Knittl ein. Überhaupt, wie kann es sein, dass die Regierung vor einem Jahr einen plötzlichen Staatsbedarf an der von ihr seit 2009 ungenutzten Immobilie anmeldet, wo doch der Freistaat im Kaufvertrag von 1971 notariell beurkundete, Haus und Grundstück für öffentliche Erholungszwecke erwerben zu wollen? Das fragen sich viele. Auch, warum die TUM erst nachträglich ihr Nutzungskonzept vorlegte, nachdem sie den Zuschlag bereits erhalten hatte. „Das ist künstlich kontruiert“, findet Lucie Vorlickova. „Normalerweise müsste das doch andersrum sein.“
Und die Kritik geht weiter. Für die Bürger ist es ein Hohn, dass sie mit der Nutzung der seeabgewandten Wiese jenseits des Grundstücks abgespeist werden sollen, die dann großspurig Hansi-Burg-und-Hans-Albers-Park heißen könnte, während das Seegrundstück weiter abgesperrt und damit weiterhin nur der Blick über den Zaun bleibt. So nämlich will die Staatsregierung ihre Verpflichtung zur öffentlichen Nutzung auslegen, zusätzlich soll die Albersvilla ein paarmal im Jahr im Rahmen von besonderen Veranstaltungen wie dem „Tag des offenen Denkmals“ geöffnet sein. „Das ist eine Pseudo-Öffnung“, kritisiert Vorlickova. Viel eher könnten sie sich eine öffentliche Nutzung ähnlich des Künstlerhauses Gasteiger am Ammersee vorstellen. Mit einem kleinen Museum, einem mietbaren Veranstaltungssaal und einer Bibliothek. „Wir wollen das Anwesen ortsschonend wachküssen“, erklärte Vorlickova, die mit einem Kostenaufwand von etwa 1,5 Millionen Euro rechnet, Haus und Bootshütte wieder instandzusetzen.
Zudem sei die Petition im Haushaltsausschuss des Landtags schlecht aufgehoben, hat ebender doch bereits zuvor die Immobilie der TUM zugeschlagen. „Die Petition gehört in den Wissenschaftsausschuss“, fordern Vorlickova und Knittl. Enttäuscht sind sie auch von den Lokalpolitikern. Sowohl die Bürgermeister aus Tutzing und Feldafing, Marlene Greinwald und Bernhard Sontheim, als auch Landrat Stefan Frey haben bereits auf ihre Nicht-Zuständigkeit verwiesen. Die Bürgerinitiave will jedoch in keinem Fall aufgeben. Auch wenn die Petition zur Öffnung abgelehnt werde, „wir kämpfen weiter gegen den Staatsbedarf, weil er unrechtmäßig ist“, so Vorlickova, die einen offenen Brief an den Landrat und eine Infosprechstunde vor der TU München angekündigte.
Die Münchner Historikerin Doris Fuchsberger stellte bei der Gelegenheit außerdem ihr Buch „Große Freiheit am Starnberger See?“ vor, das allen Ausschussmitgliedern eigens zugeschickt wurde, um die Bedeutung des historischen Kleinods zu unterstreichen. Fuchsberger hat die Geschichte noch einmal aufgerollt und auch das Geheimnis gelüftet, warum es Hans Albers überhaupt an den Starnberger See verschlagen hatte, der doch für einen waschechten Hamburger Jung nicht viel mehr als eine große Badewanne gewesen sein muss. Darüber berichten wir in unserer nächsten Ausgabe.