Kaiserin Sisi und Fürstin Gloria, Hans Albers, Johannes Brahms, Schloss Garatshausen, die Marienkapelle, die Hofmark und die Ortschronik: Das kleine Garatshausen hat eine außerordentlich vielfältige Ortsgeschichte und zog viele faszinierende Persönlichkeiten an. Nachlesen lässt sich dies nun alles beim Warten auf den nächsten Bus. Eine Geschichtsstunde der besonderen Art bieten die beiden neuen Garatshauser Bushäusl, die die Gemeinde Feldafing spendierte. Sieben bebilderte Folien erzählen von den Anfängen des Orts bis heute.
Möglich gemacht hat das der Kulturverein Garatshausen, der die Infotafeln jetzt vorstellte. Die Idee dazu hatten Willy Eisele und Dr. Andreas Kapphan, als sie einmal in Starnberg beim Notar waren und am Tutzinger Hofplatz das Vorbild dazu sahen. „Das wäre doch etwas für unsere verglasten Bushäuschen“, dachten sich die beiden und nahmen die Sache in die Hand. Die Ortschroniken wurden gewälzt und Texte verfasst, Michael Hirschel und André Conrad aus Andechs halfen bei der technischen Umsetzung. „Wir hätten noch zehn Themen mehr gehabt, aber der Platz hat nicht gereicht“, erzählt Kapphan.
742 wurde der Ort erstmals urkundlich erwähnt. 1550 begann die Hofmarkherrschaft und der erste Hofmarkherr von Garatshausen erhielt die Dörfer Feldafing und Wieling als Lehen. „Heute ist es umgekehrt, Garatshausen gehört zu Feldafing“, sagte Vereinsvorsitzender Willy Eisele. 1834 kaufte Sisis Vater Herzog Max die zwei Schlösser Garatshausen und Possenhofen. 1868 und 1869 verbrachte die Kaiserin zwei Sommerurlaube in Garatshausen. „Die Besuche ihres Gemahls, Kaiser Franz Josef I. von Österreich, waren sicher die glanzvollsten Tage, die Garatshausen erlebt hat“, heißt es auf der Tafel. Auch Fürstin Gloria, die heutige Schlossbesitzerin, kommt jeden Sommer nach Garatshausen.
Über Johannes Brahms und seine Beziehung zu Garatshausen gibt es eine lustige Anekdote. Der Komponist war 1872 im Gasthaus „Seerose“ abgestiegen, einer bekannten Künstlerkneipe. Weil abends aber zu lärmend und feuchtfröhlich gefeiert wurde, reiste er am nächsten Morgen „unter Fluchen und Schimpfen“ wieder ab. 1873 kam Brahms wieder – aber nicht nach Garatshausen, sondern nach Tutzing, wo er seine Komposition fertigschrieb. Das Gasthaus Seerose, das in seiner wechselvollen Geschichte Cafe, Disco, Kegelbahn war und heute ein Spielcasino beheimatet, steht übrigens heute noch, auch wenn es einen recht heruntergekommenen Eindruck macht. Hans Albers darf in der Geschichte natürlich nicht fehlen. Seine Villa darf bekanntlich in Zukunft die TU München nutzen. Viele Studenten werden bei der Anreise an der Bushaltestelle Garatshausen aus- und einsteigen. Im Rahmen des Gesprächs war zu erfahren, dass der Kulturverein den alten Weg von der Haltestelle zur Villa entlang des Bachs wieder herrichten will. „Das wird lauschig“, sagte Kapphan. Außerdem wollen die Studenten die Fischweiher instandsetzen.
Seit Langem lag es den Garatshausern am Herzen, ihrem Straßendorf ein kleines Ortszentrum zu geben und die in den 1960er-Jahren abgerissene Marienkapelle wieder aufzubauen. 2009 wurde deswegen der Kulturverein gegründet. Die Kapelle steht seit einigen Jahren wieder, der Platz ist neu gepflastert und verschönert. Die Bushäusl tragen zum schmucken Erscheinungsbild wesentlich bei. Der Kulturverein hat sich mit 10.000 Euro, die dank Spenden zustandekamen, daran beteiligt, allein die Geschichtsfolien kosteten laut Kapphan einen „unteren vierstelligen Betrag“. Nun ist der Platz bis auf die Fußgängerampel fertig. Vielen Garatshausern würde es gefallen, wenn der neue Dorfplatz den Namen „Hofmarkplatz“ erhalten würde. Auch wenn dafür die Bushaltestelle umbenannt werden müsste, die nach dem ersten Hofmarkherrn „Weylerstraße“ heißt. Nächstes Jahr soll groß gefeiert werden. Wenn der neue Maibaum aufgestellt wird, soll auch der Platz offiziell eingeweiht werden.