Musikalisch etwas Neues zu entdecken gibt es heuer beim Passionskonzert des Münchner Motettenchors am Karfreitag (15. April) in der Matthäuskirche am Sendlinger Tor-Platz. Dort wird diesmal nicht Bachs Johannes- oder Matthäuspassion aufgeführt, sondern Carl Loewes lange Zeit verschollenes Passionsoratorium „Das Sühnopfer des letzten Bundes”. 1847 komponiert geriet es bald in Vergessenheit. Seit einigen Jahren ist das eindrucksvolle Werk aber zunehmend in das kirchenmusikalische Repertoire zurückgekehrt.
Loewe (1796-1869), Musikfreunden hauptsächlich aufgrund seiner vielen Balladen ein Begriff, war auch auf oratorischem Gebiet äußerst produktiv. Als Organist und Kantor fast ein halbes Jahrhundert an der Stettiner Hauptkirche St. Jacobi tätig, komponierte der norddeutsche Musiker auch 17 Oratorien. „Das Sühnopfer des neuen Bundes“ ist das wohl ausdrucksstärkste davon und voll dramatischen Elans. Bach, Mendelssohn und Händel beeinflussten Loewes oratorischen Stil. In seinem „Sühnopfer” lassen besonders die Chöre den Einfluss Bachscher Passionen erkennen. In den Chorälen greift Loewe teils auf bekannte Choralweisen zurück, setzt aber immer wieder auch neue Melodien hinzu und schafft etwas Eigenes.
In seinem Oratorium verzichtet Loewe auf eine klare Evangelistenrolle, vielmehr erzählen alle Stimmen Teile der Handlung. Auch ist der Passionsbericht aus den verschiedenen Evangelien zusammengefügt, hauptsächlich aus Matthäus und Johannes. Das alles oft auch sprachlich vereinfacht, doch die Jesusworte bleiben original. Dazu kommen noch Psalmen und Choralverse und auch frei hinzugefügte Texte. Es gibt manch Neues zu entdecken und sehr viel Schönes zu hören mit dem Münchner Motettenchor und dem Residenzorchester München unter Leitung von Benedikt Haag mit den Solisten Julia Duscher (Sopran), Vero Miller (Alt), Sascha Zarrabi (Tenor), Martin Burgmair (Bass) und Jakob Schad (Bass).
Karten bei www.muenchenticket.de, Tel. 089/54818181.