„Die Volkartstraße wäre ein hervorragender Ort gewesen, um nach dem Beispiel der Superblocks in Barcelona, die Möglichkeiten der Verkehrswende aufzuzeigen“, erklärte Martin Züchner (Grüne), aus der Arbeitsgruppe „Volkartstraße“ im Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg (BA 9). Die Landeshauptstadt München erteilte jedoch der Bewerbung des Stadtteilparlaments, einen Abschnitt der Volkartstraße temporär zur Sommerstraße zu machen, eine Absage. Die Wahl fiel stattdessen auf zehn andere Straßen und Plätze in München, die sich nach Ansicht der Stadtverwaltung besser in eine bespielbare Sommerstraße umwandeln lassen. Der BA Neuhausen-Nymphenburg aber will das „Projekt Volkartstraße“ so rasch nicht einstampfen und sucht nun noch einmal das Gespräch mit der Behörde, um die Strecke zwischen Frundsberg- und Nymphenburger Straße doch noch zur Sommerstraße erklären zu lassen und damit neue Nutzungen zu erproben.
„Mit Bedauern haben wir zur Kenntnis genommen, dass unser Antrag für eine Sommerstraße im Abschnitt der Volkartstraße zwischen Nymphenburger Straße und Frundsbergstraße nicht berücksichtigt worden ist“, heißt es im Schreiben, das der BA 9 jüngst einstimmig verabschiedete. Damit wendet sich das Stadtteilgremium an das Mobilitätsreferat (MOR) und bittet um nochmalige Prüfung, inwieweit eine Sommerstraße doch noch ermöglicht werden kann. Denn mit der Sommerstraße könnte man ein umfassenderes Projekt für die Volkartstraße testen: Für den Straßenabschnitt hatten die Grünen im BA 9 bereits vor zwei Jahren das Projekt „Mehr Raum für Gemeinschaft“ initiiert. Im Rahmen dessen wurde eine Umfrage unter den Anwohnern und Ladeninhabern der Volkartstraße durchgeführt, die ihre Ideen einbringen konnten. Viele sprachen sich dabei für eine ruhigere Verkehrslage aus. Und auch jetzt, im Vorfeld zum Bewerbungsverfahren für die Sommerstraße, hatte der BA die Anwohner mit weitgehend positiver Resonanz zur Verkehrsberuhigung befragt.
Mehrere Argumente führt das Gremium nun an, um die Behörde noch vom Sommerprojekt in der Volkartstraße zu überzeugen. Zum einen verweist der BA auf das Klimaschutzprogramm, das sich die Stadt München selbst auferlegt hat. Dazu gehöre insbesondere die CO2-Reduktion, auch in den Stadtquartieren. Zum anderen betont das Gremium die verkehrsbedingten Spannungen in der Volkartstraße: „Durch die aktuelle Zweirichtungs-Nutzung, der beidseitigen Existenz ruhenden KfZ-Verkehrs sowie dem Fahrbahnbelag ergeben sich verschiedene Konfliktquellen für die Nutzer*innen und Anwohner*innen“, heißt es im Schreiben ans MOR. Zudem werde der Gehweg durch Radfahrer fehlgenutzt. Aber auch die notwendig gewordene Erweiterung der Auslagen- und Freischankflächen etwa der Gastronomiebetriebe führe zu Konflikten. „Auf Basis dieser Gemengelage erscheint ein Handeln seitens der Politik und Verwaltung dringend geboten“, erklärt der BA.
Versuchsweise könnte man im Rahmen der Sommerstraßen etwa eine Einbahnstraßenregelung in der Volkartstraße anordnen. „Damit einhergehend ergeben sich natürlich Nebenwirkungen für die umliegenden Straße“, darüber sei man sich im BA 9 bewusst. Deswegen solle nach dem Sommerprojekt ein Austausch mit dem MOR stattfinden. Andere Möglichkeiten sieht der BA aber auch in der Neuordnung des ruhenden Verkehrs oder durch die Priorisierung etwa des Radverkehrs. Die Sommerstraße könnte ein „Impuls für eine Veränderung“ sein, betont man im Schreiben.
Sollte es trotz renitentem Bemühen durch den BA mit der Sommerstraße nicht mehr klappen, könnte man erwägen, die Volkartstraße etwa im Rahmen eines Straßen- oder Spielfestes zumindest für ein Wochenende lang zu sperren, dies regt BA-Chefin Anna Hanusch (Grüne) an.