Veröffentlicht am 01.06.2022 00:00

Artenvielfalt funktioniert


Von Patrizia Steipe [pst] (patrizia.steipe@online.de, pst)
Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber und Sebastian Wolfrum vom Landesamt für Landwirtschaft schauen, wie viele Insekten in die Falle gegangen sind.  (Foto: pst)
Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber und Sebastian Wolfrum vom Landesamt für Landwirtschaft schauen, wie viele Insekten in die Falle gegangen sind. (Foto: pst)
Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber und Sebastian Wolfrum vom Landesamt für Landwirtschaft schauen, wie viele Insekten in die Falle gegangen sind. (Foto: pst)
Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber und Sebastian Wolfrum vom Landesamt für Landwirtschaft schauen, wie viele Insekten in die Falle gegangen sind. (Foto: pst)
Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber und Sebastian Wolfrum vom Landesamt für Landwirtschaft schauen, wie viele Insekten in die Falle gegangen sind. (Foto: pst)

Am Rande des bunt blühenden Feldes waren Dokumentationstafeln aufgestellt. Darauf hatten Wissenschaftler aus dem Institut für Agrarökologie ihre Projekte für mehr Artenvielfalt präsentiert. Davor hatten sie als Beispiel eine Insektenfalle aufgebaut, in der es bereits nach einer Stunde summte und brummte. Die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber war beeindruckt. Sie war zum Internationalen Tag der Biodiversität auf die Wiesen des Biohofs Grenzebach im Weßlinger Ortsteil Hochstadt gekommen. Diese werden seit Jahren extensiv, also ungedüngt und selten gemäht und sind deswegen besonders artenreich. Von den Experten des Bayerischen Landesamts für Landwirtschaft (LfL) und den Biobauern Norbert und Christine sowie Sohn Philipp Grenzebach ließ sie sich Blumensorten wie Rotklee, Wiesensalbei, Wiesenglockenblume erklären. 2013 hatte Grenzebach bei der Wiesenmeisterschaft mit seiner Wiese gewonnen. Aus der Wiese ertönte das Zirpen von Feldgrillen. Jede Art habe ihr eigenes Zirpgeräusch, im Sommer bilden sie das vielstimmige Wiesenkonzert, schwärmte Biologin Roswitha Walter. „Die Biodiversität kann man direkt hören“, lobte Kaniber. Besonders gefiel ihr, dass die Wiese landwirtschaftlich genutzt wird. Hier grasen die 40 Milchkühe des Biobetriebs. „Lebensmittelproduktion und Umweltschutzmaßnahmen gehen miteinander“, so Kaniber. Oft würde die Landwirtschaft in der Öffentlichkeit als Verursacherin des Artensterbens genannt. „Das ist ungerecht und schlichtweg falsch“, so die Ministerin. Im Gegenteil: „Jeder zweite Landwirt beteiligt sich am Kulturlandschaftsprogramm, jeder dritte Hektar in Bayern ist einbezogen“. Extensive Wiesen gehörten neben dem tropischen Regenwald übrigens zu den weltweit artenreichsten Biotopen. Die Grünlandwirtschaft werde dabei in bis zu 50 unterschiedlichen Maßnahmen gefördert.

Tagfalter, Wildbienen, Schwebfliegen

Durch das Grünlandmonitoring erkenne der LfL eine deutliche Steigerung der Artenvielfalt nach Agrarumweltmaßnahmen. „Das bayerische Kulturlandschaftsprogramm leistet wertvolle Beiträge“, freute sich Kaniber nach der Präsentation von Forschungsprojekten zur Artenvielfalt bei Insekten und Pflanzen. Dabei wurden beispielsweise Grünlandflächen nach dem Einführen von Agrarumweltmaßnahmen untersucht. „Tagfalter, Wildbienen und Schwebfliegen, die eine wichtige Funktion als Bestäuber erfüllen, profitierten davon“, so LfL-Präsident Stephan Sedlmayer. Beim Ackerbau würden die seit 2020 verpflichtenden Gewässerrandstreifen die Biodiversität fördern. „40 Prozent mehr Insektenbiomasse und eine um 16 Prozent höhere Artenvielfalt“ konnte dabei festgestellt werden. Im nächsten Jahr soll Biodiversität, Gewässer- und Klimaschutz „erheblich gestärkt“ werden, so Kaniber. So soll beispielsweise eine neue Maßnahme zur insektenschonenden Mahd eingeführt werden. Ein Biodiversitätsstreifen am Feldrand, Humuserhalt und die Reduzierung von Pflanzenschutzmitteln sind weitere Ziele.

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