Seit über 33 Jahren, also eine ganze Generation lang, leitete Gertrud Schreiber die Koronarsport-Abteilung des FC Hertha München. Nun gab sie aus gesundheitlichen Gründen das Zepter ab. Im Rahmen einer kleinen Feier wurde die „Grande Dame” des Koronarsports verabschiedet.
Bereits 1969 trat Gertrud Schreiber in den Verein ein. Sie lebte mit ihrer Familie nur ein paar Straßenzüge weit vom Sportgelände entfernt und hatte einen Beruf, bei dem sie frühzeitig auch mit den sich immer stärker verbreitenden Herzkrankheiten konfrontiert wurde: sie führte Sozialdienst-Abteilungen in Krankenhäusern, unter anderem im Augustinum in Großhadern. Mitte der achtziger Jahre fasste sie den Entschluss, eine eigene Koronar-Abteilung zu gründen. Denn in dieser Zeit gab es im Münchner Süden noch kein Angebot für die immer mehr werdenden Menschen mit Herzproblemen.
Zunächst musste das Vereins-Präsidium überzeugt werden, dass eine Koronar-Abteilung für den FC Hertha durchaus in das Gesamtkonzept des Vereins passt. Das war ein langwieriger Prozess, der Mitte der achtziger Jahre startete. Zudem war mit den Krankenkassen war zu verhandeln, Ärzte für die Betreuung der Koronargruppe zu finden, geeignete ausgebildete Übungsleiter zu gewinnen, freie Räume beziehungsweise Turnhallen zu organisieren und vieles mehr - das Ganze mit enormen Zeitaufwand und viel Papierkram verbunden.
Doch Gertrud Schreibers Glaubwürdigkeit und Überzeugungskraft (auch wichtige Eigenschaften einer Führungsperson) waren der Grund, dass letztlich ihre Vision einer Koronar-Abteilung beim FC Hertha Realität wurde. Am 4. August 1988 lag dann die entscheidende Genehmigung der LAG Bayern schriftlich vor.
In der damals mit entsprechenden Abschluss-Diplomen frisch von der Hochschule kommenden Übungsleiterin Claudia Friedsam fand Gertrud Schreiber eine hervorragende Begleiterin über die vergangenen Jahrzehnte hinweg, die als Trainerin der beiden Koronar-Gruppen stets volle Anerkennung bei allen Mitgliedern fand.