Daran kommt man nicht vorbei, denn sie befindet sich direkt in der Eingangshalle des Deutschen Museums. „Simpel, komplex, lebendig” ist die erste Sonderausstellung, die dort nach der Sanierung und Wiedereröffnung gezeigt wird. Für das Deutsche Museum ist die Ausstellung mit ihren 250 Quadratmetern nicht besonders groß. Aber sie beschäftigt sich mit einer wirklich großen Frage: Was ist Leben eigentlich – und wie ist es entstanden? Die Ausstellung ist von Freitag, 16. September, bis Sonntag, 15. Januar 2023, für die Besucherinnen und Besucher zu sehen.
Schon die Gestaltung zieht die Blicke auf sich – und beschreibt eines der Themen der Ausstellung: Unter welchen Bedingungen entwickelte sich Leben auf der Erde? Die Ausstellungsgestalter des Deutschen Museums, Bildhauer, Schreiner und Maler des Museums haben die Kulissen so geschaffen, dass sie an das Aussehen der Erde vor rund vier Milliarden Jahren erinnern: ein grünlicher Ozean mit ein paar schwarzen Felsspitzen unter einem orangeroten Himmel.
Die Ausstellung orientiert sich an vier Fragestellungen: „Wo kann Leben entstehen?“, „Wie haben sich aus Molekülen organische Verbindungen entwickelt?“, „Wie wurden aus komplexen Molekülen Lebewesen?“ und „Wie wird die Entstehung des Lebens im Labor erforscht?“ Es finden sich faszinierende Objekte und Demonstrationen: Eine Medienstation, an der man die Erde so sehen kann, wie sie vor gut vier Milliarden Jahren aussah. Also zu dem Zeitpunkt, ab dem die Voraussetzungen für die Entstehung des Lebens gegeben waren. Wenn man durch die kleinen Gucklöcher schaut, hinter denen Wellen tosen oder Wolken von Blitzen durchzuckt werden, wird man fast ein wenig seekrank – und stellt schnell fest, dass diese frühe Erde kein sehr gemütlicher Ort war.
Auch das Miller-Urey-Experiment wird in einer Demonstration dargestellt. Dabei geht es um die berühmte „Ursuppe”, die die meisten noch aus der Schule kennen: Wenn man einfache chemische Verbindungen der frühen Erdatmosphäre elektrischen Entladungen nach dem Vorbild von Blitzen aussetzt, bilden sich organische Verbindungen.
„Nur: Organische Verbindungen sind noch kein Leben”, sagt Karl Wienand, der die Ausstellung zusammen mit Danai Gavranidou konzipiert und kuratiert hat.. „Wie aus diesen organischen Verbindungen Leben entstanden ist, weiß die Wissenschaft noch nicht.” Eine von vielen offenen Fragen bei der Entstehung des Lebens.
Auch, wie der Mensch zum ersten Mal mit einer anorganischen Synthese eine organische Substanz herstellte, ist in der Ausstellung dokumentiert: mit einer Probe des Wöhlerschen Harnstoffs aus der Sammlung des Deutschen Museums. Dem Chemiker Friedrich Wöhler gelang 1828 dieses Meilenstein-Experiment – er begründete damit die organische Chemie.
Ganz zum Schluss können Besucherinnen und Besucher selbst große Fragen beantworten – entscheiden, was für sie Leben ausmacht. An einer Medienstation wählen sie Definitionen für Leben aus – und bekommen dann nachher etwas gezeigt, das ihrer eigenen Definition nach lebendig ist. Überraschungen sind dabei nicht ausgeschlossen.