Veröffentlicht am 19.09.2023 15:48

Schatzkammer der Optik eröffnet

Mit dem „Lerchenspiegel” konnte man die Vögel in Scharen anlocken, um sie dann als Braten zu verspeisen.  (Foto: Hubert Czech, Deutsches Museum)
Mit dem „Lerchenspiegel” konnte man die Vögel in Scharen anlocken, um sie dann als Braten zu verspeisen. (Foto: Hubert Czech, Deutsches Museum)
Mit dem „Lerchenspiegel” konnte man die Vögel in Scharen anlocken, um sie dann als Braten zu verspeisen. (Foto: Hubert Czech, Deutsches Museum)
Mit dem „Lerchenspiegel” konnte man die Vögel in Scharen anlocken, um sie dann als Braten zu verspeisen. (Foto: Hubert Czech, Deutsches Museum)
Mit dem „Lerchenspiegel” konnte man die Vögel in Scharen anlocken, um sie dann als Braten zu verspeisen. (Foto: Hubert Czech, Deutsches Museum)

Die Optik-Ausstellung des Deutschen Museums hat eine neue Attraktion. Es ist quasi eine eigene Ausstellung in der Ausstellung: die Schatzkammer optischer Instrumente, die ab sofort in der Ausstellung „Klassische Optik” zu sehen ist. 220 Exponate von der Antike bis zum 20. Jahrhundert werden dort präsentiert. Mikroskope aller Art, Fernrohre, Spiegel, Prismen und vieles mehr. „Diese optischen Instrumente eröffnen Blicke in die Weiten des Universums oder in den Mikrokosmos. Man kann damit Himmelskörper entdecken – oder neue Einzeller-Arten”, sagt Wolfgang M. Heckl, Generaldirektor des Deutschen Museums. „Was mich aber am meisten beeindruckt: Hinter den Instrumenten steckt wissenschaftliche Forschung und Erkenntnis – aber auch großartige Handwerkskunst. Das macht die Instrumente zu Meisterwerken. In mehrfacher Hinsicht.”

Spermatozoen und rote Blutkörperchen entdeckt

Acht Objekte werden dabei hervorgehoben – sie sind sozusagen die besonderen Meisterwerke unter den Meisterwerken. Darunter sind auch zwei unscheinbare, aber äußerst wertvolle Exponate: Es sind zwei gut 300 Jahre alte Mikroskope von Antoni van Leeuwenhoek (1632 – 1723), die das Deutsche Museum pünktlich zu dessen 300. Todestag wieder ausstellt. Mit solchen Mikroskopen entdeckte Leeuwenhoek zum Beispiel Spermatozoen und rote Blutkörperchen; der holländische Gelehrte gilt deshalb heute als „Vater der Mikrobiologie”. „Nur diese zwei Leeuwenhoek-Mikroskope gibt es in Deutschland öffentlich zu sehen – und nur etwa ein Dutzend bekannte Exemplare auf der ganzen Welt”, sagt Johannes-Geert Hagmann, der Kurator der Ausstellung. „Bezahlt haben wir 1906 beim Ankauf der Mikroskope aus Holland zehn Gulden – der Gegenwert von 100 Kilo Zucker damals.”

Nobelpreis für Mikroskop, das erstmals Viren zeigte

Das älteste Ausstellungsstück ist ein Bronzespiegel aus dem dritten bis ersten Jahrhundert vor Christus. Und auch das jüngste Ausstellungstück kann sich sehen lassen: ein Nachbau des Elektronenmikroskops von Ernst Ruska, der 1986 für diese Erfindung den Nobelpreis bekam. Mit diesen Mikroskopen wurde es erstmals möglich, Viren darzustellen.

Gehaltmesser stoppt wässriges Bier

Ein weiteres spannendes Objekt der Ausstellung ist der optische Gehaltmesser von Carl August Steinheil aus dem Jahr 1842. Damit konnte man den Alkohol- und Malzzuckergehalt von Bier messen – gerade in Bayern eine Erfindung mit großem Potenzial. Auch, weil die Bevölkerung immer wieder argwöhnte, die Brauer würden zu wässriges Bier zu teuer verkaufen. Bei den Brauern machte sich Steinheil mit seiner Erfindung allerdings weniger beliebt.  

Fraunhofer weiß nicht, was er entdeckt hat

Und dann ist da noch der Prismenspektral-Apparat von Joseph von Fraunhofer aus dem Jahr 1814: Mit diesem Gerät wurden die Fraunhofer-Linien im Spektrum des Sonnenlichts entdeckt – ohne dass Fraunhofer wusste, was er da entdeckt hatte. Erst Jahre später konnte das Rätsel gelöst werden: Mit den Linien lassen sich die chemischen Elemente in der Sonnenatmosphäre bestimmen – diese Erkenntnis spielt auch in der modernen Astronomie noch eine große Rolle.

Ein Spiegel verhilft zum Vogel-Braten

Auch kuriose Objekte wie ein japanischer Zauberspiegel und ein sogenannter Lerchenspiegel sind in der Ausstellung zu sehen. Mit letzterem ließen sich die Singvögel scharenweise anlocken – nur, um dann gefangen und später verspeist zu werden; sie galten früher nämlich als Delikatesse und wurden vor allem im Raum um Leipzig gejagt.

Exquisite Auswahl der größten Schätze zu sehen

Die fast vier Meter hohe Großvitrine der neuen Schatzkammer ist eine der größten Vitrinen im Museum und bildet mit ihren elf Abschnitten einen offenen Kreis. 220 Objekte bieten eine schier überbordende Fülle von Eindrücken. Trotzdem lassen sich all diese Schätze erschließen – mit drei Medienstationen, die Informationen zu jedem einzelnen Exponat liefern. „Mit der Schatzkammer möchten wir als Deutsches Museum unterstreichen, dass wir als sammelnde Einrichtung ein Kulturspeicher für das naturwissenschaftlich-technische Gedächtnis sind”, sagt Kurator Hagmann. Mehr als 3.000 optische Instrumente befinden sich insgesamt in der Sammlung des Museums – die Besucher bekommen in der Großvitrine also tatsächlich nur einen winzigen Ausschnitt zu sehen. „Allerdings zeigen wir in dieser Wunderkammer eine sehr exquisite Auswahl unserer größten Schätze.”

Kleinstes Exponat

Ein irisierender Knopf aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts misst nur 25 mal 28 Millimeter. Je nach Lichteinfall schillert er in unterschiedlichen Farben. Grund dafür ist die gemusterte Oberfläche, die das Licht reflektiert und in einzelne Farben aufgespaltet. Sir John Barton ließ sich das Verfahren 1822 patentieren, um die Mäntel englischer Dandies aufzuhübschen.

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