Veröffentlicht am 30.10.2023 10:46

10.000. Baby in der Schreibaby-Ambulanz

Kein gutgemeinter Tipp von Verwandten und Freunden hilft, die Nerven liegen blank und die Selbstzweifel steigen parallel zum Grad der Erschöpfung: Nach Einschätzung von Experten ist jedes fünfte Neugeborene ein sogenanntes „Schreibaby“, das scheinbar ohne jeden Grund schreit, sich nicht beruhigen lässt und seine Eltern an den Rand ihrer psychischen und physischen Belastbarkeit bringt. Seit über 30 Jahren gibt es in München eine kompetente Anlaufstelle, an die sich betroffene Eltern wenden können: die „Schreibaby-Ambulanz“ am kbo-Kinderzentrum München. Ende Oktober wurde das 10.000. Baby behandelt.

Um diesen Babys und deren Eltern zu helfen, startete im Herbst 1991 ein multiprofessionelles Team aus Ärzten, Psychologen und Therapeuten um Prof. Dr. Mechthild Papoušek mit der „Münchner Sprechstunde für Schreibabys“ und war damit eine der ersten Einrichtungen dieser Art in Deutschland. Mit großem Erfolg und ungebrochenem Bedarf: „Jetzt haben wir das 10.000. Baby behandelt“, so Dr. Margret Ziegler, ärztliche Leiterin der Schreibaby-Ambulanz am kbo-Kinderzentrum München.
Die Störungsbilder der Babys und Kleinkinder bis zwei Jahre, die in die Schreibabyambulanz kommen, sind vielfältig und können auch gemeinsam auftreten: unstillbares Schreien, Schlafstörungen, Fütterstörungen, übermäßige Wut- und Trotzanfälle und vermehrtes Klammern.
Die Münchener Sprechstunde für Schreibabys bietet in diesen Fällen Krisenintervention, ausführliche kinderärztliche und psychologische Diagnostik, Entwicklungsberatung, videogestützte Interaktionsanleitung, Kommunikations- und Beziehungstherapie oder Eltern-Säuglings-Psychotherapie. Bei Bedarf werden auch Ergotherapie, Physiotherapie, Manualtherapie, sozialpädagogische Interventionen, Musiktherapie oder Montessori-Therapie eingebunden.
Im Mittelpunkt der Therapie stehen dabei immer Kind und Eltern gleichermaßen. „Denn gerade die Eltern darf man bei der Behandlung nicht aus den Augen verlieren – sie leiden unter dem permanenten Schreien oder der Schlafstörung des Kindes und sehen häufig die Schuld bei sich. Sie brauchen ebenfalls Hilfe und psychologische Unterstützung, denn langfristig kann die Eltern-Kind-Beziehung beeinträchtigt sein“, erklärt Dr. Ziegler. „Psychische Belastungen, z.B. Wochenbettdepressionen sind nicht selten, jede zehnte Mutter erkrankt daran.“ Genauso leiden die Partnerschaften unter der dauernden Stresssituation. Erschöpfung, Hilflosigkeit, Verzweiflung und auch manchmal Wut sind typische Reaktionen in einer solchen Situation.

Telefonisch ist die „Münchener Sprechstunde für Schreibabys“ unter Tel. 089 71009 330 erreichbar.

Krisentelefon

Da das Schreien oftmals in den Abendstunden vermehrt auftritt, bietet die Schreibabyambulanz am Abend und Wochenende zusätzlich ein Krisentelefon an. Jeden Freitag, Samstag und Sonntag von 19 bis 22 Uhr geben erfahrene Therapeutinnen und Therapeuten am Telefon Hilfestellung zum Umgang mit dem unstillbaren Schreien und vermitteln bei Bedarf auch Telefonnummern von Beratungsstellen außerhalb von München. Die Hotline ist kostenlos und unter Tel. 0800 71 009 900 zu erreichen.

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