Veröffentlicht am 23.11.2023 15:07

Badespaß im „Biotop”

„Hier entstehen lichtdurchflutete Eigentumswohnungen mit hochwertiger Ausstattung”, behauptet ein großes Plakat am noch viel größeren Loch. (Foto: job)
„Hier entstehen lichtdurchflutete Eigentumswohnungen mit hochwertiger Ausstattung”, behauptet ein großes Plakat am noch viel größeren Loch. (Foto: job)
„Hier entstehen lichtdurchflutete Eigentumswohnungen mit hochwertiger Ausstattung”, behauptet ein großes Plakat am noch viel größeren Loch. (Foto: job)
„Hier entstehen lichtdurchflutete Eigentumswohnungen mit hochwertiger Ausstattung”, behauptet ein großes Plakat am noch viel größeren Loch. (Foto: job)
„Hier entstehen lichtdurchflutete Eigentumswohnungen mit hochwertiger Ausstattung”, behauptet ein großes Plakat am noch viel größeren Loch. (Foto: job)

„Herzliche Grüße vom Sendlinger Loch” prangt auf einer Postkarte mit der Geisterbaustelle an der Alramstraße. Verteilt wurde sie an die Besucher der Bürgerversammlung des Stadtbezirks Sendling. „Damit Sie schöne Postkarten verschicken können”, so die Vertreter der Projekt Entwicklungsgesellschaft (PEG) Sendlinger Loch. 292 Interessierte waren in die Sporthalle an der Gaißacher Straße gekommen, 34 Anträge und Anfragen wurden gestellt. Geleitet wurde die Versammlung von Münchens 3. Bürgermeisterin Verena Dietl.
Markus Lutz, Vorsitzender des Bezirksausschusses (BA) Sendling, bezeichnete die Baustelle in seinem Bericht als „unser neues Biotop”, dessen Grundwasser täglich raus- und wieder reingepumpt werden müsse. „Es wird so schnell nicht weitergehen”, so seine düstere Prognose.
Eigentlich sollte an der Alramstraße längst ein Wohnhaus stehen, doch statt dessen klafft hier seit Jahren eine rund zwölf Meter tiefe und etwa 4.800 Quadratmeter große Baugrube. Es mangle an Beleuchtung, zudem häufe sich der Müll im und am Areal, bei dem es sich um Privatgrund handele. „Das deutsche Baurecht gibt da nicht viel her”, so Lutz. Für seine Überlegung des zwangsweisen Verkaufs erntete er Applaus.

„Volllaufen lassen”

„Bezahlbares Wohnen und Badespaß jetzt” forderte ein Vertreter der PEG, einem losen Zusammenschluss von Sendlinger Bürgern. Man könne die Grube volllaufen lassen, bezahlbaren Wohnraum auf Hausbooten schaffen und gleichzeitig für Badespaß sorgen, so der Bürger. Zudem solle wieder eine Standegenehmigung für den Obst- und Gemüsestand an der Ecke Alram-/Aberlestraße erteilt werden, der wegen des geplanten Baubeginns nicht mehr gegeben worden war. Das Angebot am Stand könne um Eis, Pommes und Steckerlfisch erweitert werden. So weit der zunächst humorige Antrag, der in einem weiteren Punkt auch eine ernsthafte Aufforderung an die Landeshauptstadt enthielt. Diese nämlich „soll alle Möglichkeiten ausschöpfen, um das Loch zu einem fairen Preis zu erwerben, der dauerhaft bezahlbaren Wohnungsbau in kommunaler oder genossenschaftlicher Hand ermöglicht.” Seit Jahren dümpele das Sendlinger Loch vor sich hin, so die Begründung. „Es drohen weitere Jahre Stillstand, da sich die geplanten hochpreisigen Luxuswohnungen nicht vermarkten lassen.”

Für eine gesunde Stadtgesellschaft

Wegen der mangelnden Nachfrage herrsche nun Stillstand. Da die Stadt nicht genug Geld habe, das Sendlinger Loch zu kaufen, forderte der Antragsteller die Landeshauptstadt auf, Bürgeranleihen als Bodenfonds zu organisieren. „Deren Aufgabe soll sein, angesichts der günstigen Marktsiuation den Ankauf möglichst vieler Immobilien zu finanzieren. Institutionen wie zum Beispiel die Stadtsparkasse und ähnliche gemeineinwohlorientierte Organisationen sollen damit diese Grundstücke und Häuser kaufen”, so der Bürger. Genossenschaften, städtische Wohnungsbaugesellschaften und ähnliche Organisationen sollten die Immobilien dann im Erbbaurecht erhalten. Die Konditionen sollen günstiger sein als auf dem freien Markt. „Dafür sollen sie dort Wohnungen mit sozialverträglichen Mieten bauen. Die Bürger, die das finanzieren, sollen für diesen sozialen Zweck mit weniger Zinsen zufrieden sein”, führte er aus. „Ich glaube, dass es in München genügend wohlhabende Mitbürger gibt, die maximale Zinsen für Geldanlange nicht brauchen und lieber eine gesunde Stadtgesellschaft erhalten wollen”, schloss er in seiner Begründung.
Beide Empfehlungen wurde mit Mehrheit angenommen.

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