Mit viel Pulverdampf und Donnerknall begrüßten die Böllerschützen des Schützenvereins Gemütlichkeit Unterpfaffenhofen das neue Jahr und versuchten nach jahrhundertealter Tradition mit dem Lärm böse Geister zu vertreiben. Hinter dem Parkplatz am Germeringer See hatten sich zahlreiche Zuschauer am Parsberg versammelt, um dieses Brauchtum zu erleben. Es war auch eine Gelegenheit, um Freunde, Nachbarn und Bekannte zu treffen, ihnen ein „gutes Neues“ zu wünschen und nach der Silvesterfeier ein wenig frische Luft zu tanken.
„Böllerschützen Achtung“, „Böller laden“, „verdämmen“, lauteten die Befehle von Schussmeisterin Carmen Sturz an die Schützen. Immer wieder schritt sie die Reihe ab, um sicher zu stellen, dass alles nach der streng geregelten Vorgabe abläuft. Die in ihrer Vereinstracht gekleideten Schützen füllten nach Befehl das Schwarzpulver in ihre Handböller, steckten den Korken hinein und klopften beim Befehl „verdämmen“ mit ihren Hammern und Ladestöcken. Zünder mussten gesetzt werden und am Ende hieß es „drei, zwei, eins, Feuer“. Aus den Böllern kamen ein Knall, Stichflammen und dichter Pulverdampf.
Im Vorfeld hatte es in den sozialen Medien auch Kritik darüber gegeben, dass nach der Silvesterknallerei am Neujahrsmorgen weitergeböllert wird. Mit den privaten Feuerwerken haben die Böller allerdings nichts gemein. Lediglich eine Viertel Stunde lang dauerte das Böllern und es wurde nicht einfach so drauf losgeschossen. Die Schussfolgen waren fast wie eine Choreografie und wurden von Carmen Sturz angesagt. Beim Doppelschlag feuerten jeweils zwei Schützen gleichzeitig, beim Reihenfeuer wurde abwechselnd geschossen. Schließlich gab es zum Abschluss einen Salut, bei dem alle gleichzeitig böllerten. Nach jeder gelungenen Schussfolge spendeten die Zuschauer kräftigen Beifall.
Böller gelten übrigens nicht als Waffe. Sie sind ein Schussgerät, mit dem man aber nicht auf etwas schießt, somit fallen sie nicht unter das Waffengesetz. Schießen dürfen allerdings nur Schützen, die eine Bescheinigung dafür haben. In der Böllerordnung ist alles streng geregelt. Zum Beispiel, dass man seine Ohren schützen muss oder beim Böllern keinen Alkohol trinken darf.
Das Neujahresanschießen hat eine jahrhundertealte Tradition. Der Beginn liegt im 13. Jahrhundert mit dem Aufkommen früher Feuerwaffen und der damit einhergehenden Faszination, dass nicht nur Gott im Gewitter, sondern nun auch der Mensch Blitz und Donner erzeugen könne.
Zu dem ungewöhnlichen Vereinsnamen „Schützenverein Gemütlichkeit“ kam es laut der Vereinsannalen, da bei der Gründung des Vereins 1907 die Geselligkeit Vorrang vor den sportlichen Erfolgen hatte. 1992 hat der Schützenverein die Böllerabteilung gegründet. Seitdem wird am Parsberg das Neujahresanschießen unter großer Teilnahme der Bevölkerung ausgeübt.