Veröffentlicht am 18.01.2024 11:54

Analoges Büro


Von Patrizia Steipe
Die alte mechanische Schreibmaschine funktioniert immer noch. Erich Rüba macht Fingerübungen. (Foto: pst)
Die alte mechanische Schreibmaschine funktioniert immer noch. Erich Rüba macht Fingerübungen. (Foto: pst)
Die alte mechanische Schreibmaschine funktioniert immer noch. Erich Rüba macht Fingerübungen. (Foto: pst)
Die alte mechanische Schreibmaschine funktioniert immer noch. Erich Rüba macht Fingerübungen. (Foto: pst)
Die alte mechanische Schreibmaschine funktioniert immer noch. Erich Rüba macht Fingerübungen. (Foto: pst)

Das gute alte Telefon mit der Wählscheibe und dem Bakelitgehäuse wahlweise in elfenbeinfarben oder schwarz, die robuste mechanische Schreibmaschine und die Ellenbogenschoner, mit denen die guten Hemden vor dem Durchwetzen bewahrt wurden – ein Wiedersehen mit alten Utensilien aus dem Zeitalter der analogen Büros gibt es derzeit in der Weßlinger Gemeindegalerie zu bestaunen. Heimatforscher Erich Rüba hat sie gemeinsam mit Inventar aus der ehemaligen Kunst- und Verlagsanstalt Krause, Grämer & Co. ausgestellt. Sie hatte 1922 den Firmensitz in der Weßlinger Hauptstraße eröffnet.

„Keiner kann sich heute mehr vorstellen, völlig analog zu arbeiten, ohne Computer, Drucker, Telefonkonferenzen und vor allem ohne E-Mail“, so Erich Rüba. Er selbst hatte 1974 „analog“ begonnen. Als der 70-jährige vor ein paar Jahren in Rente ging, hatte die Digitalisierung innerhalb von wenigen Jahrzehnten schon längst die alten Zeiten verdrängt.
Bleistiftanspitzer, Tintenfass, Brieföffner und die obligatorische Schale mit dem Schreibwerkzeug gehörten damals zum Alltag. Heute werden sie vom Computer ersetzt. Und so schön die alte Zeit auch war, wenn sich Rüba an die Schreibarbeiten zurück erinnert, ist er über die Modernisierungen froh. Auf der mechanischen Schreibmaschine gab es keine Löschtaste. Jeder Tippfehler musste mühsam mit einer Klinge weggekratzt werden. „Bei Fehlern in Briefen musste in der Regel die ganze Seite nochmals abgetippt werden“, erklärte er.

Heiligenbilder in die ganze Welt

Während im großen Ausstellungsraum typische Bürohilfsmittel unter anderem alte Rechenmaschinen, die Vorläufer der Taschenrechner, ausgestellt sind, finden sich im Hinterzimmer die Hinterlassenschaften der Kunst- und Verlagsanstalt. 1991 hatte der Verleger Karl Grämer sein Unternehmen verpachtet. 2008 ist der Nachfolger nach Gauting gezogen. Derzeit steht das Gebäude, in das zwischenzeitlich das Einrichtungshaus „Hofart“ eingezogen war, leer. Es soll abgerissen und durch Wohnhäuser ersetzt werden.
Im Verlag wurden Heiligenbildchen gedruckt und in die ganze Welt versandt. Im alten Kundenkarteikasten sind die Länder alphabetisch von „A“ wie Afrika bis „V“ wie Vietnam sortiert. Sogar der Vatikan, aber auch der Klosterladen in Andechs bestellten in Weßling. Bildstöcke, Musterbücher und Druckbögen zeigen die Motive, die ganz im Stil der damaligen Zeit, angefertigt wurden: Blondgelockte Engel mit Heiligenschein, liebliche Madonnenabbildungen, niedliche und gottesfürchtig die Hände zum Gebet gefaltete Kinder, die Dreifaltigkeit, Heilige in allen Variationen.
Die Ausstellung „das analoge Büro – Büroutensilien aus vergangener Zeit“ in der Gemeindegalerie Weßling, Hauptstraße 57, ist bis zum 28. April, freitags und sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet.

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