Mit einem Festakt im Sitzungssaal des Germeringer Mehrgenerationenhauses „Zenja“ und mit einem Tag der offenen Tür des vereinseigenen Familiencafés feierte die Arbeiterwohlfahrt (AWO) Germering am vergangenen Freitagnachmittag ihr 50-jähriges Bestehen. Nach der Begrüßung durch Saskia Schon, seit Anfang des Jahres Stellvertretende Vorsitzende der AWO Germering, sprachen Oberbürgermeister Andreas Haas für die Stadt Germering, die Stellvertretende Landrätin Gisela Schneid für den Landkreis Fürstenfeldbruck und die Landtagsabgeordnete Kathrin Sonnenholzner für den AWO Bezirksverband Oberbayern Grußworte, in denen sie die langjährige, äußerst wichtige und erfolgreiche Arbeit der Germeringer AWO unter dem Motto „Der Mensch im Mittelpunkt – Engagement mit Herz“ würdigten.
Den Festvortrag hielt Siegfried Kalwa, seit 1996 Vorsitzender der Germeringer AWO, als Rückblick mit dem Titel „50 Jahre AWO Unterpfaffenhofen-Germering – vom Stützpunkt zum Ortsverein“. Nach dem Grundsatz des bürgerschaftlichen Handelns vor Ort seien die Mitglieder und der Vorstand der AWO Germering seit 50 Jahren ehrenamtlich tätig. Alles habe 1958 mit der Einrichtung eines Stützpunktes des AWO Kreisverbands München-Land durch Rudolf Kitzmann begonnen. Der Gemeindrat Rudolf Kapp aus Unterpfaffenhofen sowie Elisabeth Jackstein in Germering wurden dann aktiv und setzten diese Arbeit fort.
Ein erstes Ziel war die Einrichtung einer Altentagesstätte durch die Gemeinde Unterpfaffenhofen 1968, die dann der AWO als Träger überantwortet wurde. Daraus entwickelte sich ein Treffpunkt zum gemütlichen Beisammensein, einschließlich Busfahrten, Kegeln, Gymnastik undsoweiter. Auch die jahreszeitlichen Feste wurden nicht vergessen, oft kamen mehr als 200 Teilnehmer/innen – wegen der fehlenden Räumlichkeiten sei damals überwiegend in Geisenbrunn gefeiert worden.
Auch die soziale Arbeit wurde nicht vernachlässigt: Es gab Beratungen zu schwierigen Situationen des Alltags, dazu kamen Angebote für die Alten-, Senioren-, Mütter-, Kindererholung.
„Wir sind ein Mitgliederverband, der für eine sozial gerechte Gesellschaft kämpft und politisch Einfluss nimmt. Dieses Ziel verfolgen wir mit ehrenamtlichem Engagement und professionellen Dienstleistungen“, heißt es laut Kalwa in einem Leitsatz der AWO. Danach sei auch bei der AWO in Unterpfaffenhofen-Germering gehandelt worden, unter anderem indem einige Anträge gestellt worden seien, die heftige sozialpolitische Debatten auslösten.
So 1973 der Antrag an das Jugendamt in Fürstenfeldbruck auf Einrichtung einer Kinderkrippe. „Dieser Antrag hatte aus ideologischen Gründen keine Chance“, berichtete Kalwa, „die Stadt Germering bzw. der Stadtrat hat immerhin 25 Jahre gebraucht, um 1998 eine Krippe einzurichten.“ Schneller wurde der Antrag auf die Einrichtung einer Erziehungs- und Beratungsstelle verwirklicht. Hier kamen dann Caritas und Diakonie im Landkreis zum Zug. Auch bei der geforderten Beteiligung am Tagesmütterprogramm habe es heftige ideologische Debatten gegeben, denn das Bild von der berufstätigen Mutter habe damals nicht in die gesellschaftlichen Vorstellungen gepasst. Nachdem man sich in den Gemeinden nicht einigen konnte, ging die Angelegenheit in den Kreistag und der Sozialdienst Germering bekam diese Aufgabe für den Landkreis übertragen.
Nach der Einrichtung des Begegnungs- (1992) und des Familienzentrums (1996) habe sich der Arbeitsschwerpunkt der AWO Germering verlagert. Es gehe nun darum, die Besucher zu aktivieren und zu unterstützen, damit sie selbständig und aktiv ihr Leben gestalten können. „Im Familienzentrum bieten wir für Mütter und Väter mit Kindern von null bis drei Jahren, die Möglichkeit, erste Kontakt mit anderen Eltern zu knüpfen, denn mit der Schwangerschaft und der Geburt gilt es, einen neuen Lebensabschnitt zu gestalten“, erklärt Siegfried Kalwa, „dazu kommt, dass durch den Beruf viele Kontakte im Wohnumfeld verloren gingen. Hier bieten wir die Gelegenheit neue Kontakte und Freundschaften mit jungen Familien für einen längeren Zeitraum zu knüpfen, Aber auch ‚Zugereiste‘ oder ‚Umzügler‘ nutzen die Gelegenheit, das Wohnumfeld zu erkunden und sich in Germering einzuleben.“
Im Jahr 2003 übernahm die AWO Germering die Trägerschaft für die Mittags- und Hausaufgaben-Betreuung an den Grundschulen. Es werden über 200 Grundschulkinder, von rund 35 Betreuerinnen ehrenamtlich täglich wochentags betreut. Insbesondere die Hausaufgabenbetreuung erfordere viel Aufwand. „Der Zugang zur Bildung ist nicht für alle Kinder garantiert. Denn schon in der Grundschule beginnt die teure Nachhilfe und wer nicht zahlen kann, hat nur wenige Chance, einen höheren Bildungsabschluss zu erreichen“, bemängelte Kalwa. Mit dem Mehrgenerationenhaus seien nun für die AWO neue Aufgaben entstanden. So helfe die Gruppe „Jung bis Alt“ in Form einer Nachbarschaftshilfe, das Zusammenleben der Generationen zu fördern und zu stärken. In diesem Bereich seien etwa 25 Ehrenamtliche tätig.
„Es finden sich immer wieder Menschen, die ihr Leben sinnvoll gestalten wollen, die uns helfen, die Arbeit und neue Aufgaben anzufassen. Denn es gibt noch viele Aufgaben, die im Zusammenleben der Generationen gelöst werden sollten. Wir, der Vorstand, sorgen für den Rahmen. Das Bild wird von den engagierten, kreativen Mitarbeitern gemalt. Darum sind Bürger, die sich engagieren und ihr Leben sinnvoll gestalten wollen, bei uns immer herzlich willkommen“, so Siegfried Kalwa, „das bürgerschaftliche Engagement hat nur dann eine Chance, wenn auch die Unterstützung durch die Kommune erfolgt. Die Bürgermeister Rudolf Bay und Peter Braun haben schnell erkannt, welches Potenzial und Erfahrungswissen im Bürgerschaftlichen Engagement vorhanden ist. Sie haben es genutzt und manchen Gemeinderat davon überzeugt, dass es für das soziale Klima in der Gemeinde/Stadt gut ist – und es auch dem Bürger nutzt, wenn ein gutes Wohnumfeld geschaffen wird!“.
Informationen zum aktuellen Programmangebot und zur gesamten Tätigkeit der Arbeiterwohlfahrt Germering e.V. (Planegger Str. 9) gibt es unter Tel. 848941 oder unter E-Mail: ov.germering@bayern.awo.de sowie unter www.awo-germering.de.