Veröffentlicht am 21.03.2024 16:54

Von welcher „Ideologie” lassen Sie sich treiben?


Von Johannes Beetz
Welche Gendervariante erfüllt alle Ansprüche? (Foto: job)
Welche Gendervariante erfüllt alle Ansprüche? (Foto: job)
Welche Gendervariante erfüllt alle Ansprüche? (Foto: job)
Welche Gendervariante erfüllt alle Ansprüche? (Foto: job)
Welche Gendervariante erfüllt alle Ansprüche? (Foto: job)

Die bayerische Staatsregierung hat festgelegt, dass u.a. die Schulen weiterhin auf die Verwendung von Sonderzeichen zum Gendern verzichten, sie aber nicht als Fehler werten sollen. Michael Walter von Volt Bayern sieht darin ein „Genderverbot”, die SPD-Landesgruppe Bayern ein „ideologiegetriebenes Verbot”.

Was tun wir?

Sprache soll niemanden ausschließen. Wir Münchner Wochenanzeiger beziehen in unseren redaktionellen Texten Personen jeden Geschlechts ein (das gilt auch für andere Eigenschaften, mit denen sich Menschen unterscheiden). Das tun wir auf zweierlei Wegen:

1. Wir verwenden das generische Maskulinum („der Mensch”), das generische Femininum („die Fachkraft”) und das generische Neutrum („das Publikum”), weil das grammatikalische Geschlecht nicht zwangsläufig etwas über das biologische oder empfundene aussagt.
2. Wir verwenden klassische Formulierungen wie „Bürgerinnen und Bürger” oder „Ladendiebinnen und Ladendiebe”, um zu zeigen, dass zu einer Gruppe Personen unterschiedlichen Geschlechts gehören.

Was tun wir nicht?

- Wir verwenden kein substantiviertes Partizip wie „Studierende” oder „Teilnehmende”. Die machen Frauen nicht sichtbarer als generische Maskulina, sind also keine Verbesserung.
- Wir verwenden keine Sonderzeichen wie Genderstern, Binnen-I, Binnen-Doppelpunkt, Binnen-Unterstrich, Binnen-Ausrufezeichen oder Wortreste wie „/-innen”, weil es dazu keine einheitliche Regelung gibt, die sich schon durchgesetzt hätte.
Texte müssen lesbar (und sprechbar!) sein. Dazu tragen die neuen Gendervarianten nicht bei. Stellen Sie sich einfach mal vor, es wären ähnlich unterschiedliche Schreibweisen für den Laut „ei” möglich und jeder würde laider auf seyne eigene Waise schrajben. Nichts wäre besser. Oder?

Darf sich Sprache ändern?

Aber ja doch. Wenn sich ein Teil der Bevölkerung von der bisherigen Schreib- und Sprechweise nicht (mehr) berücksichtigt fühlt, muss Sprache darauf eine Antwort finden.
Schlagen Sie den Anfang des Nibelungenlieds nach: „Uns ist in alten mæren wunders vil geseit von helden lobebæren, von grôzer arebeit.” So klang Sprache hierzulande einmal. Wir verstehen das noch, reden heute aber etwas anders. Ganz unaufgeregt hat sich die Sprache „von alleine” verändert. Und das wird sie auch weiterhin tun.


Wie gendern Sie? Wir sind gespannt auf Ihre Ansichten und Kommentare.

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