Veröffentlicht am 10.11.2009 11:28

Bewährte Angebote in Gefahr?


Von red

Der Kreisjugendring (KJR) München-Stadt ist ungehalten über die kurz vor der Sommerpause vom Kultusministerium geänderten Richtlinien zur Offenen Ganztagsschule (OGS) und spricht von einer „deutlichen Verschlechterung der Qualität der Zusammenarbeit”. Auf dem 135. Hauptausschuss des Bayerischen Jugendrings (BJR) im Oktober forderte der KJR München-Stadt deshalb, die neuen Richtlinien zur OGS dringend zu überarbeiten. Wenn es mit dem Kultusministerium zu keiner Einigung kommt, können bewährte OGS-Projekte im kommenden Schuljahr nicht fortgesetzt werden.

Undankbare Rolle

„Es gibt weniger Geld, größere Gruppen, die Schulen 'weisen' die Kinder zu, die Rektoren entscheiden über die Angebote, sie können die Kooperation einseitig kündigen, Mitarbeiter/innen ablehnen und sogar Einsicht in die Personalakte nehmen”, schreibt der KJR in einer Pressemitteilung.

Die bisherigen Träger der OGS – Freizeitstätten und Jugendverbände – würden zu „Leistungserbringern mit vielen Pflichten und ohne Rechte”, so der Kreisjugendring. Es entstehe der Eindruck, dass inhaltlich und formal alles geregelt und in der Durchführung gesteuert werden soll und lediglich die lästige Verwaltungsarbeit an freie Träger abgegeben werde. „Für diese Rolle stehen die Jugendorganisationen nicht zur Verfügung”, betonte KJR-Vorsitzende Karin Ruckdäschel. In der Zusammenarbeit müsse das inhaltliche Selbstverständnis der freien Jugendhilfe geachtet werden.

Im Juni 2007 hatten Bayerischer Jugendring und Kultusministerium eine zukunftsweisende Rahmenvereinbarung zur Zusammenarbeit von Jugendarbeit und Schule geschlossen, die auch den Bereich der Zusammenarbeit bei der OGS beinhaltete. BJR und Kultusministerium teilten dabei das Anliegen einer partnerschaftlichen Organisation der Kooperation: „Sie soll von einem Klima gegenseitiger Wertschätzung und Anerkennung der Leistungen des jeweiligen Kooperationspartners geprägt sein.“ Davon sei jetzt nichts mehr zu spüren, meint der KJR.

Langjährige Zusammenarbeit

Die Freizeitstätten des KJR München-Stadt arbeiten seit über 15 Jahren überwiegend mit benachbarten Grund-, Haupt- und Förderschulen in kooperativer Weise zusammen. Dies umfasst Freizeit- und Bildungsmaßnahmen, Schulsozialarbeit (bzw. Jugendsozialarbeit an Schulen) und Maßnahmen der Mittags- bzw. Nachmittagsbetreuung in unterschiedlicher Ausprägung. Die Zusammenarbeit hat sich dort über die langen Jahre verfestigt, und viele gegenseitige Vorbehalte der Akteure konnten durch die jahrelange gelungene Praxis ausgeräumt werden. Auch die „offene Ganztagsschule“, die in dieser Zeit schon öfter den Namen, das Konzept und die Zuschussmodalitäten geändert hat, gehört zu diesen erfolgreichen Kooperationsprojekten.

Derzeit ist der KJR Träger von acht Projekten, in denen 150 Kinder betreut werden und die unter anderem vom Jugendtreff Neuaubing, dem Laimer und dem aqu@rium in Pasing durchgeführt werden. „Für das Schuljahr 2009/2010 hat der KJR, vor allem wegen der kurzen Fristen und mit Rücksicht auf die betroffenen Kinder und Jugendlichen sowie langjährige Kooperationspartner, die Zusammenarbeit fortgesetzt, obwohl es schwerwiegende Bedenken gibt. Kooperationsanfragen weiterer Schulen wurden für dieses Schuljahr abgelehnt”, teilt die Jugendorganisation mit. „Wenn es mit dem Kultusministerium zu keiner Einigung kommt, wird der KJR München-Stadt seine OGS-Projekte im kommenden Schuljahr nicht fortsetzen.”

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