Veröffentlicht am 23.11.2009 13:19

„Brennpunkt Laim”


Von TG
Bis zum 18. Dezember sollen erste Ergebnisse eines Architektenwettbewerbs zum Neubau eines Geschäftshauses anstelle des alten „Hertie” vorliegen. (Foto: tg)
Bis zum 18. Dezember sollen erste Ergebnisse eines Architektenwettbewerbs zum Neubau eines Geschäftshauses anstelle des alten „Hertie” vorliegen. (Foto: tg)
Bis zum 18. Dezember sollen erste Ergebnisse eines Architektenwettbewerbs zum Neubau eines Geschäftshauses anstelle des alten „Hertie” vorliegen. (Foto: tg)
Bis zum 18. Dezember sollen erste Ergebnisse eines Architektenwettbewerbs zum Neubau eines Geschäftshauses anstelle des alten „Hertie” vorliegen. (Foto: tg)
Bis zum 18. Dezember sollen erste Ergebnisse eines Architektenwettbewerbs zum Neubau eines Geschäftshauses anstelle des alten „Hertie” vorliegen. (Foto: tg)

Kein Platz für Kinder in Laim! Sobald der Nachwuchs schulpflichtig geworden ist, kann es für viele Eltern zur Existenzfrage werden, ob ihr Kind in einem Hort oder in einem Tagesheim beziehungsweise in einer „Mittagsbetreuung” an seiner Schule unterkommt. Bei der sehr gut besuchten Bürgerversammlung in der Schule an der Fürstenrieder Straße – sie wurde von Stadtrat Alexander Reissl (SPD) geleitet – kritisierten Eltern die untragbare Situation. Ein Vater berichtete, seine Tochter habe keine Chance auf einen Platz in der „Mittagsbetreuung” der Grundschule an der Fürstenrieder Schule. Er fragte: „Wieso kriegt es das Schulreferat nicht gebacken, ausreichend Plätze zu schaffen?“ Laim ist, wenn es darum geht, Kinder zu hüten, sehr viel schlechter dran als andere Stadtteile. Josef Tress, Vertreter der Stadtschulrätin, räumte ein: „Laim ist ein Brennpunkt.“

Probleme gebe es aber auch in allen anderen Bezirken der Stadt. Tress: „Die Nachfrage nach Hortplätzen hat sich in den vergangenen Jahren explosionsartig entwickelt.“ Das liege daran, dass Väter und Mütter berufstätig sein müssten, um „im teuren München” überleben zu können. Das Schulreferat habe deshalb ein Hort-Sonderprogramm aufgelegt, um bis zum Jahr 2012 zusätzliche 3200 Hortplätze zu schaffen. Tress: „Das wird allerdings immer noch nicht reichen. Wir werden sicher nicht jedem Kind einen Platz bieten können.“

„An Kinder denken”

Der Neubau für den bestehenden Hort an der Schule in der Camerloher Straße ist für den Vorsteher des Bezirksausschusses Laim (BA 25), Josef Mögele (SPD), ein erster Schritt in die richtige Richtung. „Auch wenn damit nicht ein einziger neuer Hortplatz geschaffen wird.“ Laim sei in der jüngsten Zeit rasant gewachsen. Dabei sei nicht bedacht worden, dass die Zahl der Kinder steige, wenn gebaut werde und Menschen zuzögen, kritisierte Mögele. „Ich bin nicht gegen das Wachsen des Stadtteils. Nur: Wenn dem so ist, dann muss dafür gesorgt werden, dass Platz für Kinder da ist“, so der Stadtteil-Politiker.

Zu einem weiteren Thema, das die Leute in Laim sehr bewegt, erklärte der BA-Vorsteher: Der Neubau eines Geschäftshauses anstelle des alten „Hertie“ werde konkreter. Am 18. Dezember sei mit ersten Ergebnissen des Architektenwettbewerbs zu rechnen. In dem Zusammenhang hofften er und die Fraktionen des Stadtteil-Parlaments, dass nun endlich umgehend der Vorbescheid für das seit Jahren vom BA geforderte Kulturzentrum mit einer Kindertagesstätte in der Hogenbergstraße eingereicht werde. „Sonst ist das Kaufhaus fertig und wir warten immer noch auf das Kulturzentrum.“ Kaufhaus und Kulturzentrum aber könnten sich sich in idealer Weise gegenseitig ergänzen, meint Mögele.

„Ein Saustall”

Nur mit großer Mühe zu überwindende Treppen am Laimer S-Bahnhof – die sind für Menschen mit Handicap nicht zu schaffen –, das totale Fehlen von Toiletten an der Station sowie die unzulänglichen Möglichkeiten Fahrräder abzustellen, ärgern Laimerinnen und Laimer seit Jahr und Tag. Den Zorn darüber, fasste der BA-Vorsitzende in dem Satz zusammen: „Der Laimer S-Bahnhof ist ein Saustall.“

Ein Mitarbeiter der Arbeiterwohlfahrt fragte: „Wie soll ich mit einer behinderten Frau im Rollstuhl auf den Bahnsteig kommen, wenn der Aufzug defekt ist?“ Nur mit der Hilfe von zwei Männern, die er darum gebeten habe, sei es ihm kürzlich gelungen, die Frau die 50 Treppen hochzuhieven, entrüstete sich der Mann. Eine Rolltreppe sei nicht nur für Behinderte, sondern auch für die vielen Fahrgäste, die zum Flughafen wollten, sinnvoll, regte er an. „Die müssen nämlich ihre schweren Koffer die Stufen hochschleppen, denn der Aufzug ist meistens defekt.“

Einen Bahnhof, der so stark frequentiert wird, wie die Laimer S-Bahn-Station, ohne Toiletten zu lassen, empfinden die Menschen in Laim schon seit langem als eine Unverschämtheit. Josef Mögele machte der Versammlung trotzdem keine großen Hoffnungen darauf, dass sich das in absehbarer Zeit ändern wird: „Der BA hat keine Möglichkeiten auf die Bahn einzuwirken. Die meint eh, sie sei nicht dafür zuständig.“ Die Versammlung stimmte trotzdem für ein WC im Bahnhof. Überdies forderte sie, dass der Lift zum Bahnsteig in Zukunft sehr viel häufiger gecheckt und, falls nötig, sehr viel schneller repariert werde.

Zusätzliche Radabstellplätze

Das Radlchaos am Bahnhof soll durch zusätzliche überdachte Parkplätze außerhalb der Röhre entzerrt werden, beschlossen die versammelten Bürgerinnen und Bürger. Wegen der links und rechts geparkten Fahrräder sei es nicht möglich, den Tunnel sicher zu passieren, monierte ein Laimer. Der Antrag von Anwohnern der Lutzstraße, die Wohnstraße zur Einbahnstraße zu erklären, um den Schleichverkehr von der Agnes-Bernauer- zur Landsberger Straße zu unterbinden, fand keine Mehrheit. Ebenso wird es keinen Zebrastreifen vor der Konditorei „Detterbeck“ zur Lutzstraße geben, obwohl die Antragstellerin vortrug: „Seit der Wochenmarkt am Anger stattfindet, hat sich da die Situation deutlich verschlechtert.“ Stefan Bauer vom Kreisveraltungsreferat: „Ein Zebrastreifen kommt nicht in Frage, dazu ist dort das Verkehraufkommen zu hoch.“ Es könne jedoch geprüft werden, ob an der Stelle eine Ampel nützlich sei.

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