Veröffentlicht am 29.12.2009 11:50

„Ernsthaft mit den Forderungen auseinandersetzen“


Von SB

Etwa 25 Studentinnen und Studenten verblieben über die Weihnachtstage in der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität, um die Besetzung des Audimax fortzusetzen. Die Besetzer wollten mit ihrem friedlichen Protest auch über den Jahreswechsel hinaus ihren Einsatz für bessere und demokratischere Lern- und Arbeitsbedingungen an Schulen und Hochschulen fortsetzen. Sie dokumentierten mit ihrer Aktion, dass die vage in Aussicht gestellten Verbesserungen an der Organisation der Bachelor- und Masterstudiengänge nicht geeignet sind, die Situation nachhaltig zu entspannen und ein vertieftes und intensives Studium zu ermöglichen. Auch die Forderung nach der Abschaffung von Studiengebühren wurde gerade einmal mit dem Angebot eines Gesprächs über deren Höhe beantwortet. Nach der Sperrung sämtlicher Zugänge zur Universität über die Weihnachtstage wurde das Audimax am frühen Montagmorgen zwangsgeräumt.

„Aushungern der Besetzer über Weihnachten”

„Das Aushungern der Besetzer über Weihnachten und die frühmorgendliche Räumung des Audimax, noch dazu mit der Begründung, die Besetzung sei für das Personal untragbar geworden, wird die Proteste nicht beenden“, betont Gele Neubäcker, die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Bayern. „Wir zeigen uns mit den Schülerinnen und Schülern und sowie den Studentinnen und Studenten solidarisch und ermuntern sie, sich auch weiterhin mit friedlichen Mitteln für ein demokratisches Bildungswesen und gute Studienbedingungen einzusetzen. Von Universitätsleitung und Politik erwarten wir, sich ernsthaft mit den Protestierenden und ihren Forderungen auseinanderzusetzen sowie konkrete Zusagen für umgehende Verbesserungen.“

„Erfolgreicher Protest der Studierenden”

„Der wochenlange Protest der Studierenden in ganz Bayern war erfolgreich, denn er hat jedem Menschen im Land die massiven Probleme, unter denen alle an unseren Hochschulen zu leiden haben, vor Augen geführt – und deswegen müssen jetzt schnell wirksame Taten folgen”, erklärt die hochschulpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Isabell Zacharias, nach der Räumung des LMU-Hörsaals. „Jetzt ist die Politik gefordert, aber auch die Hochschulen”, betont Zacharias und fordert: „Sprecht mit den Studierenden; bezieht sie endlich in den gesamten Prozess um die notwendigen Reformen an unseren Hochschulen mit ein. Alle weiteren Veränderungen müssen eng mit den Studierenden abgesprochen werden.“

„Ein weiteres Hinhalten darf es nicht geben”

Vor allem sind nach Ansicht der SPD-Hochschulexpertin entscheidende Korrekturen am sogenannten „Bologna-Prozess” nötig, wie sie von der SPD als Konsequenz aus den Studentenstreiks in Bayern in einem bereits Ende November mit Mehrheit im Bayerischen Landtag beschlossenen Dringlichkeitsantrag gefordert sind. Auch brauchen die chronisch unterfinanzierten Hochschulen dringend mehr Geld, mehr Personal, bei den Professoren wie im Mittelbau, so Zacharias. Nach wie vor unterstützt die SPD die Forderung der Studierenden nach Abschaffung der Studiengebühren. „Die Studierenden hatten mit ihren Protesten an vielen Stellen Recht. Der Bologna-Prozess muss jetzt nachjustiert werden. Ein weiteres Hinhalten darf es nicht geben“, betont die SPD-Politikerin.

Angesichts des überregulierten Studienaufbaus und verschulter Studiengänge fordert die SPD in ihrem vom Landtag beschlossenen Dringlichkeitsantrag weniger Prüfungen, besonders zu Beginn des Studiums. Das Wechseln der Universität solle durch gegenseitige Anerkennung von Hochschulstandards erleichtert werden. Der Übergang zwischen den Bachelor- und Masterstudiengängen müsse flexibler werden, wobei es für die SPD unhaltbar ist, dass es nur für etwa 20 Prozent der Bachelor-Absolventen weiterführende Master-Studiengänge gibt.

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