Kleine Explosionen gab’s schon. Das war nicht ungewöhnlich als Christine Demleitner junge Lehrerin war. Wie auch bei der Fächerkombination Chemie und Biologie? Jetzt aber, nach Jahren „höchst erfolgreicher Arbeit als Schulleiterin “ an der Städtischen Carl-von-Linde-Realschule, will sie nur noch privat „experimentieren“. Mädchen und Jungen aus 57 Nationen besuchen die Schule in der Ridlerstraße im Westend. Klar also, dass die Aula Internationalität ausstrahlte, als Christine Demleitner am vorigen Donnerstag mit 61 Jahren in den „Vorruhestand“ verabschiedetet wurde. 13 Jahre lang prägte sie die Geschicke der Lehranstalt.
Die Schülerinnen und Schüler hatten sich gemeinsam mit ihren Lehrern eine Menge einfallen lassen. Ein buntes Programm mit internationaler Musik, traditionellen und modernen Tänzen sowie einem Sketch erfreute die scheidende Rektorin und deren Gäste. Mit „internationalen Grüßen“ in ihren Heimatsprachen und mit Blumen sagte rund ein Dutzend Jugendlicher stellvertretend für ihre Mitschüler „Danke” und „Alles Gute”. Sie stammen unter anderem aus den USA und dem Irak, aus Vietnam, dem Kosovo, Peru, Russland, Indien oder Bangladesh.
Ausländische Kinder zu integrieren und sie zu fördern sei ein Herzensanliegen der Rektorin Demleitner gewesen, sagte Stadtschulrätin Elisabeth Weiß-Söllner in ihrer Abschiedsrede. Ihr sei es zu verdanken, dass die „Internationalen Klassen“ zum Erfolgsmodell geworden seien. Die Carl-von-Linde-Realschule habe im Jahr 1976 als einzige städtische Schule an einem Schulversuch des Freistaats teilgenommen, der „Eingangsklassen für Kinder ausländischer Arbeitnehmer“ anbot, um sie speziell zu fördern. Weiß-Söllner: „Beherzt, mutig und unerschrocken trat Christine Demleitner nach dem Eintritt in die städtische Carl-von-Linde-Realschule ihre Aufgabe an und gab ihr ein eigenes und unverwechselbares Profil.“ Sie habe durch ihre Pionierarbeit dazu beigetragen, dass die erfolgreiche Integration von Kindern fortgeführt werden könne.
Die „Internationalen Klassen“ seien derartig erfolgreich, dass die Stadt mit diesem Modell hausieren gehen könne, scherzte die Stadtschulrätin. Sie lobte aber auch die Schülerinnen und Schüler. „Sie sind hochmotiviert und talentiert. Und sie schaffen Abschlüsse, auch wenn sie erst seit kurzer Zeit in Deutschland sind.“ Demleitners großes Verdienst sei es, so Weiß-Söllner, dass sie die Vielfalt an ihrer Schule mit Kindern aus 57 Nationen als Chance erkannt und diese zum Wohl der Schülerinnen und Schüler eingesetzt habe. So habe sie deren Erfolgsgeschichten entscheidend mit geprägt. Dazu gehöre unter anderem, dass die Schule in den vergangenen zehn Jahren zum Lern- und Lebensraum umgestaltet worden sei. Zum Beispiel durch die Nachmittagsbetreuung der Kinder und die Ganztagsklassen. Weiß-Söllner: „Für all ihre Anstrengungen und das, was Sie für die Entwicklung der Münchner Jugend an der Carl-von-Linde-Realschule getan haben, sagen wir Ihnen Dank.“
Es gab gute Wünsche von allen Seiten: vom Leiter der Hauptschule im selben Haus, Reinhard Wiesmüller, vom Leiter des Horts, Johann Meyer, von Personalrat Stjepan Bergovec, vom Elternbeirat, vertreten durch Ernst Haas und von den Sprechern der Schülerinnen und Schüler. Die jungen Leute dankten Demleitner dafür, dass sie sich „stets für uns eingesetzt haben”. Die 61-Jährige dankte allen für ihre Wünsche, wobei sie ihr „Adieu” in die Form eines Märchens von „Prinzessin Linde“ kleidete. Zwar sei sie hoch angespannt wegen des Anlasses, gleichzeitig freue sie sich auf die Zeit mit ihrer Familie, erklärte die scheidende Rektorin. Ihr Fazit: „Ich bin sehr zufrieden mit dem, was wir alle miteinander erreicht haben. So wie die Schule ist, ist sie okay.“ Sie könne auch deshalb beruhigt gehen, weil sie wisse, dass die Schule eine sehr gute Nachfolgerin bekomme: Maria Asenbeck-Falkenstein, die bisherige Konrektorin.