„Stadt hat Fehler gemacht”

Die Grundschule an der Südlichen Auffahrtsallee platzt aus allen Nähten. Die Aufnahmekapazität ist durch neue Schüler aus den Neubaugebieten entlang der Bahn erschöpft. (Foto: tg)
Die Grundschule an der Südlichen Auffahrtsallee platzt aus allen Nähten. Die Aufnahmekapazität ist durch neue Schüler aus den Neubaugebieten entlang der Bahn erschöpft. (Foto: tg)
Die Grundschule an der Südlichen Auffahrtsallee platzt aus allen Nähten. Die Aufnahmekapazität ist durch neue Schüler aus den Neubaugebieten entlang der Bahn erschöpft. (Foto: tg)
Die Grundschule an der Südlichen Auffahrtsallee platzt aus allen Nähten. Die Aufnahmekapazität ist durch neue Schüler aus den Neubaugebieten entlang der Bahn erschöpft. (Foto: tg)
Die Grundschule an der Südlichen Auffahrtsallee platzt aus allen Nähten. Die Aufnahmekapazität ist durch neue Schüler aus den Neubaugebieten entlang der Bahn erschöpft. (Foto: tg)

Angst und Sorge gehen um unter Eltern in Neuhausen-Nymphenburg. Die einen fürchten, ihr Kind werde aus seinem sozialen Umfeld an der Grundschule in der Südlichen Auffahrtsallee herausgerissen. Andere wissen jetzt noch nicht, ob ihr Kind zum Schulanfang im Herbst einen Platz auf einer Schulbank im von ihnen bewohnten Viertel bekommen wird. Durch den Zuzug in die jüngst erschlossenen Wohngebiete Nymphenburg–Süd, einschließlich derer auf dem Gelände am Hirschgarten und am Birketweg, wird die Aufnahmekapazität von Kindern an der Sprengelschule an der Südlichen Auffahrtsallee gesprengt.

Die Eltern sind alarmiert, seit es in der Münchner Presse hieß, es müssten Klassen dieser Lehranstalt wegen des nicht zu behebenden Platzmangels in umliegende Schulen ausgelagert werden. Sie werfen der Stadt vor, sie habe schlichtweg vergessen, die Schule für das Neubaugebiet rechtzeitig zu bauen. Die neue Schule am ESV-Gelände in der Margarethe-von-Danzi-Straße sei zwar geplant, werde indes frühestens im Jahre 2012 fertiggestellt werden. „Es dürfen alle Kinder in die Schule gehen“, beschwichtigt Siegfried Trautmannsberger von der Abteilung Bau und Planung im städtischen Schulreferat. Die Lösung solle sein: „Zwei Klassen der Grundschule werden zu Beginn des Schuljahres für ein Jahr im Käthe-Kollwitz-Gymnasium unterkommen.“ Für 2009 und 2010 sei geplant, auf dem Gelände des Gymnasiums Container aufzustellen, um die stetig anwachsende Zahl an Schülern unterbringen zu können. Trautmannsberger: „Damit ist das Problem, so wie es sich heute darstellt, gelöst.“

Hoffen auf Ausnahmelösung

Der Elternbeirat der Schule an der Südlichen Auffahrtsallee fühlt sich durch diese Entscheidung „an die Wand gedrückt“. Stephan Tregel, Vorsitzender des Beirats und seine Stellvertreterin Nicola Fernandez-Kirchberger kämpfen darum, dass auf dem Gelände der Grundschule an der Auffahrtsallee Container aufgestellt werden, obwohl es die Baubehörde bereits abgelehnt hat. Fernandez-Kirchberger: „Wir hoffen, dass es doch noch eine Ausnahmelösung für uns gibt, damit die Kinder wenigstens auf dem Gelände zusammenbleiben können.“ Gleichzeitig fordert das Elterngremium, die neue Schule solle so schnell wie möglich gebaut werden. Mindestens bis zum Jahr 2010. Die betroffenen Eltern seien überaus enttäuscht und verärgert. Fernandez-Kirchberger: „Wir sollen das auffangen, was die Stadtverwaltung versäumt hat. Die Bringschuld liegt bei der Stadt.“ Mit einer Unterschriftenaktion und einem Brief an Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) verleiht der Beirat seinen Forderungen Nachruck. Nicola Fernandez-Kirchberger, deren Sohn, ein Drittklässler, davon betroffen wäre, „ausgelagert“ zu werden, meint unabhängig davon: „Wen wählt man aus? Solche Entscheidungen sind immer höchst ungerecht und problematisch.“

„Nestschutz” für Erst- und Zweitklässler

Elisabeth Warkentin, Rektorin der Grundchule, hat Verständnis für die Eltern. „Viele sind sehr aufgewühlt und unglücklich. Niemand will, dass sein Kind aus der Schulfamilie herausgerissen wird und es nicht mehr Teil der Schulfamilie ist.“ Warkentin versichert – das teilte sie in einem Elternbrief mit – die ersten und zweiten Klassen könnten aus „Nestschutzgründen“ in der Auffahrtsallee verbleiben. Nur künftige dritte und vierte Klassen müsten ins Käthe-Kollwitz-Gymnasium umziehen. Warkentin: „Wir bemühen uns dabei, das Sozialgefüge zu berücksichtigen.“ Die Rektorin erwartet, so sagen es ihr die Hochrechnungen der Stadt, dass sich die Klassen durch den Zuzug ins Neubaugebiet Nymphenburg-Süd weiter auffüllen werden. Maximale Schülerzahl: 30. Elisabeth Warkentin: „Wir haben aktuell 316 Grundschüler und dreizügige Klassen. Das heißt, es gibt von einem Jahrgang drei Klassen. Nach den vorliegenden Prognosen seien bis 2012 jedoch fünf-zügige Klassen erforderlich. Eine Container-Schule sei dementsprechend als Übergang auf dem Gelände des Gymnasiums geplant.

Barbara Marc, Vorsitzende des Unterausschusses Schule, Integration und Soziales im Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg, brachte als Ausweichmöglichkeit die Grund- und Hauptschule am Winthirplatz ins Gespräch. Davon wollen indes die Eltern nichts wissen. Die Ausschuss-Vorsitzende: „Ich musste leider den Eindruck gewinnen, dass die Nymphenburger Eltern nicht mit Hauptschülern in Kontakt kommen wollen.“ Nicola Fernandez-Kirchberger bestreitet das: „Es geht nicht um die Hauptschüler. Die kleinen Kinder sollen im Schulhof unter sich sein können und vor den größeren kräftigeren Kindern geschützt werden.“ Und Elisabeth Warkentin wendet ein: „Zum Winthirplatz hätten die Kinder nicht zu Fuß gehen können, sie müssten gefahren werden.”

Den Bezirksausschuss beschäftigt das Thema schon seit längerer Zeit. Auch in der Bürgerversammlung war das Problem lauthals zur Sprache gekommen. Der Versuch Barbara Marcs, im angrenzenden Schloss freie Räume für die Grundschule aufzutun, schlug fehl. Die Lokalpolitikerin: „Die Schlossverwaltung teilte mit, sie habe keine freien Räume.“ Ein betroffener Vater ist über die Informationspolitik der Stadt ganz besonders „sauer”. Hanspeter Sturm: „Wir Eltern werden vor vollendete Tatsachen gestellt. Das Problem hätte im Vorfeld offen diskutiert werden müssen.“ Nun gebe es keine Einspruchsmöglichkeit mehr. Die Betroffenen seien gezwungen, mit dem zu leben, was ihnen wirklichkeitsferne Planer vorgesetzt haben. Sturm: „Die Stadt hat den Fehler gemacht, weil die Wohnungen früher fertig sind als die Schule. Es ist nicht akzeptabel, die Infrastruktur erst später nachzuziehen.“

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