„Wir kämpfen um unsere Ruhe.“ Einige Anwohner aus der Nachbarschaft des Georg-Freundorfer-Platzes machten bei der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses Schwanthalerhöhe (BA 8) ihrem Ärger Luft. Der durch die stetig wachsende Zahl von Skateboardfahrern anhaltende Lärm auf dem Platz sei ihnen nicht mehr zuzumuten, trugen sie vor. Ein Mann erregte sich: „Ich bin am Rande einer Nervenkrankheit. So ein Spektakel gibt es in ganz Deutschland nicht.“ Mit „heiligem Zorn“ forderten er und seine Mitstreiter, der Skaterplatz müsse geschlossen werden. Sie fühlen sich durch den Lärm wie unter „Dauerbeschuss“. „Das ist so, als ob ein Schützenverein seine Übungen macht.“
Darüber hinaus sollen die Skater durch „öffentliches Urinieren” und Pöbeleien unliebsam aufgefallen sein, war im BA zu hören. Anwohner und Geschäftsleute haben deshalb eine Unterschriftenaktion gestartet, die bewirken soll, die Skater vom Georg-Freundorfer-Platz, „dem Lieblingsplatz der Skater von ganz München“, zu verbannen. Das fordern sie, weil der Lärm mittlerweile nicht nur ein zermürbendes, sondern „schwer gesundheitsgefährdendes Niveau“ erreicht habe. Dem könnten besonders viele Senioren nicht ausweichen, weil das Skateboarden nicht nur wochentags, sondern auch an Sonn- und Feiertagen erlaubt sei.
„Wir nehmen alle Bürgerinnen und Bürger mit ihren Anliegen ernst“, betonte der BA-Vorsitzende Ludwig Wörner (SPD). Er stellte jedoch klar, dass alle Mitglieder des ehemaligen Bezirksausschusses das Konzept für die Skater-Anlage auf dem Platz getragen hätten. Daran will die Fraktion der Grünen auch grundsätzlich festhalten. Bei allem Verständnis für die Sorgen von Anwohnern, ein komplettes Verbot kommt auch für Grünen nicht in Frage. Daniel Günthör: „Kinder sind auch Bürger.“ Wörner verwies im Zusammenhang mit den Beschwerden auf eine Stellungnahme des Baureferates, Abteilung Gartenbau. Demnach gibt es keine Erkenntnisse darüber, dass das Skaten auf dem Georg-Freundorfer-Platz innerhalb der zurückliegenden Monate oder Jahre sehr stark zugenommen hätte. Das Referat sieht keinen Anlass, das Skaten zu verbieten oder zeitlich und örtlich zu beschränken. Das sieht das Lokalparlament ebenso. Ohne Gegenstimme!
Ein Nachmittag auf dem Georg-Freundorfer-Platz. Gut ein Dutzend Skater vergnügt sich mit akrobatischen Sprüngen und gewagten Figuren auf dem asphaltierten Gelände am südlichen Rande des Platzes. Von den Bänken, die das Areal begrenzen, verfolgen junge und ältere Zuschauer die Show-Einlagen der Skater. Viel Verständnis bringen zwei fast siebzigjährige Damen den jungen Leuten entgegen. „Die müssen sich doch auch irgendwo austoben. Dafür ist der Platz hier doch gemacht.“ Ihnen liege es fern, sich über die Skater aufzuregen oder auf sie zu schimpfen. „Wir hatten selber Kinder.“ Sie wollen nicht so alt werden wie andere, „die sich über alles ärgern, aufregen und schimpfen“. Christian Brauer, ein Skater aus Sendling, ist fast täglich auf dem „Spot“, wie der Platz von Skateboard-Enthusiasten genannt wird. Wie viele andere Gleichgesinnte schätzt er den Platz. „Er ist sehr urban und nicht so abgeschirmt.“ Brauer versichert: „Wir halten uns an die vorgeschriebenen Zeiten. Wir schauen, dass um 8 Uhr Schluss ist. Auch den Müll räumen wir selber auf.“ Der junge Mann bedauert, dass eine sachliche Diskussion mit Anwohnern, die sich beschwert hatten, nicht möglich gewesen sei. „Die wollten gar keine Argumente hören. Die haben uns nur beschimpft.“ Es gebe allerdings auch Leute, die sie unterstützten. Christian Brauer: „Manche sagen, wir finden es gut, dass die jungen Leute hier sind.“ Der Straßenverkehr mache doch „schließlich auch Lärm”. Einige Bewohner in der Nachbarschaft hätten Wert darauf gelegt, festzustellen, sie trügen die Unterschriftenaktion für ein Skateverbot nicht mit. Für die Skater spricht nach Auffassung des Baureferates auch eine Internet-Seite mit dem Motto „Save the spot“, auf der die Skater dazu aufrufen, die Nutzungszeiten streng einzuhalten und Lärm und Müll zu vermeiden.