An der Ecke Ganghofer- und Ridlerstraße, dort, wo an einer „Medienfabrik” gebaut wird, soll gleichzeitig ein „Kinderhaus“ entstehen. Das wird nach dem Willen der Planer im Herbst nächsten Jahres eröffnet werden. Was Mütter und Väter, die im Medienreich mit seinen unregelmäßigen Arbeitszeiten ihrem Beruf nachgehen, schon heute freut. Denn dort wird es möglich sein, ihre Kinder an den Arbeitsplatz mitzubringen. Für Kinder im Alter bis zu sechs Jahren werden 32 Krippenplätze und 16 Kindergartenplätze in dem „Kindertageszentrum” direkt im Gebäude der Medienfabrik zur Verfügung stehen. Eine Kooperation der Firma Accumulata Immobilien und dem Deutschen Kinderschutzbund macht das möglich. In der „Medienfabrik” soll so die erste Öffentlich-Private-Partnerschaft (ÖPP) eines Unternehmens mit dem Kinderschutzbund verwirklicht werden.
Das Modell, gemeinsam mit Unternehmen Krippen- und Kindergartenplätze zu schaffen, wird von der Stadt München besonders unterstützt. Von den 48 Plätzen im Kinderhaus der Medienfabrik sind 24 für die Firma Accumulata Immobilien und deren Mieter reserviert. Die anderen 24, davon 16 in der Krippe und acht im Kindergarten, sollen für andere Münchner Kinder offen sein und frei vergeben werden. Der Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe (BA 8) verschließt sich der Idee Öffentlich-Privater-Partnerschaften nicht. Sein Vorsitzender, Ludwig Wörner (SPD), berichtete bei der jüngsten Sitzung des Gremiums, mehrere Firmen, darunter die AOK hätten bei ihm wegen einer solchen Partnerschaft angefragt. Immer mehr Frauen und Männer erwarteten, ihre Kinder in der Nähe ihrer Arbeitsplätze gut unterbringen zu können. Wörner: „Wir werden uns mit dem Thema weiter beschäftigen.“
„Wir haben uns das reiflich überlegt und sind zu dem Schluss gekommen, das ist eine gute Sache“, sagt Hanna Prausnitz, Geschäftsführerin des Ortsverbandes München des Deutschen Kinderschutzbundes. Die Absicht, in Laim neben dem bestehenden, ein zweites Kindertageszentrum (KITZ) zu eröffnen, habe sich wegen fehlender Räume bisher „leider” nicht in die Tat umsetzen lassen. Prausnitz: „Wir suchen seit sieben Jahren für ein Objekt in Laim Räumlichkeiten und tun es noch immer.“ Weder die Stadt noch Privatleute hätten dem Kinderschutzbund bisher zu einem geeigneten Platz verhelfen können. Laim sei ein total unterversorgter Stadtteil, wenn es um Plätze gehe, an denen Kinder betreut werden können. Auf der Warteliste des Laimer „KITZ“ stünden über 200 Kinder. Hanna Prausnitz: „Es besteht ein großer Bedarf.“
Anders sieht es auf der Schwanthalerhöhe aus. Das Quartier sei mit der Eröffnung des Kindergartens in der Hans-Fischer-Straße mit hundert Plätzen fast voll versorgt, teilt das Schul- und Kultusreferat mit. Dennoch wird die Ergänzung durch das Kinderhaus der Medienfabrik für sinnvoll erachtet.
Vor eineinhalb Jahren, so Hanna Prausnitz, habe die Firma Accumulata angefragt, ob sich der Kinderschutzbund eine Zusammenarbeit vorstellen könne. Die Geschäftsführerin: „Wir haben uns zusammengesetzt und das vor einem Jahr auf den Weg gebracht.“ Weil 24 Plätze im Kinderhaus öffentlich vergeben werden, könnten möglicherweise auch Laimer Eltern zum Zug kommen, meint sie. „Zwischen der Schwanthalerhöhe und Laim liegt ja nicht der Ärmelkanal.“ Die Plätze würden nach Bedarf vergeben. Das Kinderhaus an der Ganghofer- und der Ridlerstraße steht für Prausnitz in einer Reihe mit den anderen Einrichtungen des Kinderschutzbundes im Münchner Westen – das Kinderschutzhaus in der Hippmannstraße, das KITZ Laim, das Familienzenturm in Laims Valpichlerstraße. Das liege alles nicht weit auseinander und passe so gut zusammen.
„Wir wollten den Mütter und Vätern die Sorge abnehmen, wo sie ihr Kind unterbringen und haben deshalb von Anfang an das Kinderhaus im Gesamtbau mitgeplant.“ Henning Oldenburg, Projektleiter für die Medienfabrik bei Accumulata, steht hinter dem Konzept des Kinderschutzbundes, Kinder im Alter bis zu sechs Jahren aufzunehmen. Oldenburg: „Das hat uns am besten gefallen.“ Freiberufler, Kreative, Spezialisten und Medienschaffende jeder Couleur mit Kindern sollten in Ruhe ihrer Arbeit nachgehen können und das auch zu außergewöhnlichen Arbeitszeiten, wünscht sich der Projektleiter. Jetzt werde die Planung mit der Stadt abgestimmt, so Oldenburg.
Nach den Plänen des Sozialreferates soll Mitte November über einen jährlichen Betriebskostenzuschuss für den Träger des Kinderhauses, den Kinderschutzbund, in Höhe von 165 000 Euro entschieden werden. Accumulata Immobilien übernimmt die gesamte Investition für den Neubau sowie die Ersteinrichtung der Kindertagesstätte.