Veröffentlicht am 02.12.2008 12:51

Konzentration aufs Kerngeschäft


Von DS
In der Münchner Zentrale der BayernLB fallen 800 Arbeitsplätze weg. (Foto: pi)
In der Münchner Zentrale der BayernLB fallen 800 Arbeitsplätze weg. (Foto: pi)
In der Münchner Zentrale der BayernLB fallen 800 Arbeitsplätze weg. (Foto: pi)
In der Münchner Zentrale der BayernLB fallen 800 Arbeitsplätze weg. (Foto: pi)
In der Münchner Zentrale der BayernLB fallen 800 Arbeitsplätze weg. (Foto: pi)

Die bayerische Landesbank richtet sich neu aus. Nachdem sie Milliarden verzockt hat, konzentriert sie sich nun auf die Geschäftsfelder Mittelstand, Großkunden, gewerbliches Immobiliengeschäft und Privatkunden. Sie streicht ein Viertel der Stellen, allein 800 Arbeitsplätze fallen in München weg. Ein Loch von zehn Milliarden Euro stopft der bayerische Steuerzahler, die Folgen für den Staatshaushalt der kommenden Jahre sind unabsehbar. Aus dem Rettungsschirm des Bundes kommt eine Garantie über 15 Milliarden Euro. Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) und Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) sagten bei der Vorstellung des Maßnahmenbündels, die Bank solle mittelfristig an einen privaten Investor verkauft werden und das jetzt ausgegebene Geld damit wieder hereinkommen.

Beobachter bezweifeln jedoch, dass die BayernLB mit ihrem neuen Geschäftsmodell für einen privaten Investor überhaupt attraktiv werden kann. „Wird die Rationalisierung so durchgeführt wie angekündigt, muss man sich fragen: Was leistet die BayernLB überhaupt noch, was eine Sparkasse nicht auch kann? Ein seriöser Investor dürfte kein Interesse daran haben, eine Art große Sparkasse zu übernehmen”, sagte der Professor für Bankwirtschaft Hans-Peter Burghof von der Universität Hohenheim zu Spiegel Online.

Chance auf Neuordnung vertan

Die bayerische Rettungsaktion verhindert Bestrebungen, die derzeit sieben Landesbanken in Deutschland neu zu ordnen. Die Sparkassen haben vor kurzem einen Masterplan für eine Zusammenlegung zu nur noch drei Landesbanken vorgelegt. Nachdem Ministerpräsident Seehofer statt einer möglichen Fusion mit der baden-württembergischen Landesbank aber den bayerischen Alleingang gewählt hat, sind diese Pläne nun hinfällig.

Wirtschafts- und Strukturförderung

im bayerischen Landtag haben sich positiv zur Neuausrichtung der BayernLB geäußert. Die finanzpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Adelheid Rupp sagte, das neue Geschäftsmodell greife Kernforderungen der SPD auf. Sie begrüßt, dass nur noch Geschäfte getätigt werden sollen, die kundenbezogen sind: „Der Vorstand scheint die Zockerei endgültig beenden zu wollen.” Rupp geht davon aus, dass auch die Wirtschafts- und Strukturförderung eine stärkere Rolle in der Geschäftspolitik der BayernLB spielen wird und sieht hier ein sinnvolles und zweckmäßiges Betätigungsfeld. Gleichzeitig beklagt sie den Verlust der 5.600 Arbeitsplätze beim Konzern insgesamt und fordert Mittel für einen Sozialplan für die betroffenen Münchner Mitarbeiter. Die SPD-Abgeordnete verweist darauf, dass Vorstandsmitglieder mit sehr großzügigen Abfindungen und Pensionsansprüchen bedient worden seien.

„Global Player sind obdachlos”

Der Landes- und Fraktionsvorsitzenden der Freien Wähler, Hubert Aiwanger, sagt zum Landesbankumbau: „Es ist traurig, dass es erst dieser Katastrophe bedurfte, um den Landesbankverantwortlichen die Augen dafür zu öffnen, wofür eine Landesbank überhaupt zuständig ist. Die heimische Mittelstandsfinanzierung wurde sträflich vernachlässigt, dafür wurde das Geld auf Nimmerwiedersehen ins Ausland befördert. CSU-Staatsregierung und Landesbanker wollten sich in der weiten Welt als Global Player betätigen und sind als Obdachlose nach Hause gekommen.

Der jetzt anvisierte Umbau und die Konzentration aufs Kerngeschäft sind wohl die einzige Chance, den Kollaps zu vermeiden. Mir tun nur die vielen Tausend Beschäftigten leid, die ihre Arbeitsplätze räumen müssen, weil das Management versagt hat. Bei einer rechtzeitigen stärkeren Konzentration auf das Mittelstandsgeschäft hätte der jetzige Personalbestand durchaus in diesem Bereich nachhaltig beschäftigt werden können. Vielleicht gelingt es auch, durch eine glaubwürdige und schnelle Umstellung der Geschäftspolitik auf die Mittelstandsfinanzierung mehr Arbeitsplätze zu retten als momentan geplant.

Die Besetzung des Verwaltungsrates muss zukünftig weniger parteipolitisch erfolgen als bisher, wo Minister ohne Sachkompetenz auf warmen Stühlen sitzen. Der Traum, sich über den Bund sanieren zu können, wird ein Traum bleiben. Bayern wird die bittere Suppe selber auslöffeln müssen. Wo ist jetzt die alte Gleichung, Bayern = CSU?”

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