Gute Nachrichten für Kinder, Jugendliche und Familien: Seit 2. Juni dürfen Freizeitstätten wieder öffnen. Zweieinhalb Monate waren auch die 50 Kinder-und Jugendtreffs des Kreisjugendrings München-Stadt (KJR) geschlossen. Nun arbeitet der KJR an individuellen Hygiene- und Schutzkonzepten. Eine Standardlösung kann es nicht geben, weil jedes Haus andere Gegebenheiten und Angebote hat. Der KJR ist jedoch zuversichtlich, dass in den nächsten Tagen nach und nach alle Freizeitstätten wieder öffnen können, zumindest für eine begrenzte Zahl an Kindern und Jugendlichen.
Auch ohne Kinder und Jugendliche herrschte in den letzten Wochen schon Hochbetrieb. Die Pädagogen gaben ihr Bestes, um mit den jungen Münchnern in Kontakt zu bleiben. Vor allem digital, über Instagram und Videochat sowie telefonisch waren sie stets für „ihre“ Kinder da. Doch auch bei der jungen Generation machte sich zuletzt digitale Ermüdung bemerkbar. Und die Jüngsten waren von vornherein virtuell kaum zu erreichen. Daher sind die Freizeitstätten schon in der Schließungszeit behutsam wieder zum „echten“ Kontakt übergegangen. Mit Abstand, Schutzmasken und viel Desinfektion. In die Häuser selbst durften Kinder und Jugendliche zwar nicht hinein. Aber wie schon bei ihrer digitalen Offensive zu Beginn der Pandemie beweisen die pädagogischen Teams enormen Einfallsreichtum – vom Kontakt über Plauderfenster, Beratungs-Spaziergänge und mit dem Spaten. Ein Überblick über einige Einrichtungen.
Die Münchner Abenteuerspielplätze geben seit geraumer Zeit quadratische Holzbretter aus. „Walk-in“ nennen sie die Aktion, bei denen Kinder das Material am Außengelände abholen können, um zu Hause darauf zu malen oder darauf zu schreiben, was sie derzeit denken und was ihnen wichtig ist. Das Ergebnis zeigt zum Beispiel der Abenteuerspielplatz (ASP) Neuhausen mit der wachsenden Ausstellung „Kunst am Zaun“. Daraus entsteht am Ende eine Skulptur als Gesamtkunstwerk. Nicki Endrich vom ASP Neuhausen war vom Interesse überwältigt. „Beim ersten Mal kamen 50 Kinder“, berichtet sie. Allerdings nicht nur wegen der Holzbretter und der vorbereiteten Bastelpäckchen, etwa zum Kreisel selber bauen, „die wir, um die Distanz zu wahren, mit dem Spaten ausgegeben haben”, sondern, weil sie einfach den Kontakt suchten. Sie selbst war im Elchkostüm als Abstandswächterin im Einsatz. „Das akzeptieren die Kinder viel mehr und es ist noch Spaß dabei”, erklärt sie. Auch viele Eltern hätten die Gelegenheit zum „Zaunratsch“ genutzt. Dazu wurden Podeste platziert und außen ein zwei Meter großer Kreidekreis markiert.
Der Kinder-und Jugendtreff an der Schäferwiese in Obermenzing hat die Kinder mit einer Postkartenaktion über seinen Ausleihservice für Spiele, Bücher und Laptops informiert. Seit Anfang April macht das Team täglich Stadteilrundgänge allein oder zu zweit. So treffen sie ihre Stammbesucher, die dann gerne zum Austausch ans Tor kommen, um etwas zu leihen oder auszudrucken. „Die häufigste Frage lautet dabei, wann wir wieder aufmachen“, sagt Elke Fassbender. Dafür ist sie inzwischen vorbereitet. „Wir haben ein Konzept mit Cliquenmodell zur Öffnung unter den geltenden Hygiene-und Abstandsregeln fertig.” Demnach können sich schon bestehende oder neue Gruppen für ein bis zwei Stunden in der „Schäwie“ einbuchen und haben dann die Einrichtung für sich. Die Möbel sind schon dafür umgestellt. „Wir können mit Abstand und dem Cliquenmodell starten”, sagt Fassbender.
Die Kinder und Jugendlichen des Stadtteils Au erreicht derJugendtreff Au vor allem über den Drive-In-Schalter. Neben Austausch und professionellerUnterstützung bieten die Pädagogen dort verschiedene Pakete mit Bastel- und Rezeptanleitungen zum Abholen. „So mussten die Kinder und Jugendlichen nicht selbst in den Supermarkt gehen und sich die Sachen kaufen“, sagt Pädagogin Anna Markhauser. Zu ihren Angeboten zählten auch viele, für die die Kids das Material schon zuhause hatten. Sie konnten beispielsweise einen Beamer aus einem Schuhkarton basteln. „Der Bedarf der Kinder und Jugendlichen an einem geschützten Freiraum steigt von Woche zu Woche“, sagt Markhauser. Deshalb haben sie und ihre Kolleginnen Plexiglasscheiben angeschafft und einen sorgfältigen Hygiene-und Abstandsplan erarbeitet. „So haben wir drei verschiedene Räume geschaffen, in denen wir sicher mit Kindern und Jugendlichen arbeiten können“, sagt sie.
„Bei uns laufen recht viele Jugendliche vor der Tür vorbei“, sagt Stefan Hoppe vom Jugendtreff Neuaubing. „Deshalb sind unsere Zaungespräche und die Materialausleihe gut gefragt“. Derzeit plant das Team des Jugendtreffs die nächsten „echten“ Angebote. Lagerfeuer mit Stockbrot und eineinhalb Meter langen Stöcken ist eine Idee oder sogenannte „Pen-and-Paper-Rollenspiele“, bei denen es nur Stift und Papier als Spielgerät braucht und kein direkter Kontakt nötig ist. „Die Jugendlichen warten richtig darauf, dass wir wieder öffnen“, sagt Hoppe. Vorerstleihen sie sich Kartenspiele oder auch Federballschläger aus. „Nur Fußbälle geben wir nicht aus, dabei gäbe es zu viel Kontakt!“