Veröffentlicht am 20.01.2009 09:56

Ausgebadet?


Von LS
Das Allacher Bad, eine Freizeitoase besonders für Kinder, Familien und Senioren. Ist das alles bald nur noch eine schöne Erinnerung? (Foto: Archiv/ls)
Das Allacher Bad, eine Freizeitoase besonders für Kinder, Familien und Senioren. Ist das alles bald nur noch eine schöne Erinnerung? (Foto: Archiv/ls)
Das Allacher Bad, eine Freizeitoase besonders für Kinder, Familien und Senioren. Ist das alles bald nur noch eine schöne Erinnerung? (Foto: Archiv/ls)
Das Allacher Bad, eine Freizeitoase besonders für Kinder, Familien und Senioren. Ist das alles bald nur noch eine schöne Erinnerung? (Foto: Archiv/ls)
Das Allacher Bad, eine Freizeitoase besonders für Kinder, Familien und Senioren. Ist das alles bald nur noch eine schöne Erinnerung? (Foto: Archiv/ls)

Die Stadt München will das Allacher Sommerbad für immer schließen. Dies geht aus einer Beschlussvorlage des Referats für Arbeit und Wirtschaft hervor, die der Bezirksausschuss Allach-Untermenzing (BA 23) in seiner Sitzung vergangene Woche behandelt hat. Grund für die drohende Schließung: Das Bad muss dringend saniert werden. Die mit „mindestens 4,3 Millionen Euro“ bezifferten Kosten dafür lohnen sich aus Sicht der Stadt nicht. Der Bezirksausschuss sieht das anders und kämpft um den Erhalt des Bades.

Die Empörung bei den BA-Mitgliedern ist groß: „Man will dem Bad den Gnadenschuss geben“, sagte Henning Clewing (FDP), Christoph Kubuschok (CSU) sprach von einem „Affront ersten Ranges“. Kurz vor Weihnachten hatte die Stadt die Beschlussvorlage vorgelegt. „Die Stadt weiß, welche Bedeutung der Erhalt des Bades hat“, so Josef Wieland (CSU). „Jetzt soll man in 14 Tagen einen Beschluss fassen. Das ist ungehörig!“ Auch lässt das Schreiben für den BA einige grundlegende Fragen offen. „Das ist eine sehr mickrige Beschlussvorlage“, befand Stadtrat Tobias Weiß (CSU).

„Auflistung nicht transparent“

Das Baureferat hat bei einer technischen Prüfung erhebliche Mängel im Bad festgestellt, die von den Schwimmbecken über den Duschcontainer bis hin zum Asphaltbelag reichen. Unter anderem seien die Rohrleitungen bei der Badewasseraufbereitung des Nichtschwimmerbeckens „zu gering dimensioniert“. Dies bezweifelt der BA: „Wenn das so wäre, dann hätte dieser Mangel von Anfang an bestanden und hätte schon längst behoben werden müssen“, so Gremium in seiner Stellungnahme, „gerade in der Zeit, als die Stadtwerke das Bad selbst noch betrieben haben.“ Auch fragt sich der Bezirksausschuss, wie sich die Investitionskosten in Höhe von 4,3 Millionen Euro zusammensetzen: „Die stichpunktartige und allgemeine Auflistung von Renovierungsbedarf ohne irgendeine Zuordnung von Kosten ist nicht einmal ansatzweise transparent.“ Das Gremium fordert eine detaillierte Kostenaufstellung. Zudem solle dargelegt werden, welche Sanierungsmaßnahmen sofort, welche mittelfristig und welche langfristig nötig seien. Auch die Kostensteigerung gegenüber 2003 – nach damaligen Berechnungen lagen die Investitionskosten bei 1,5 Millionen Euro – müsste geklärt werden und das den Berechnungen zu Grunde liegende Gutachten offen gelegt.

„Keine Beanstandungen“

Als weitere Schließungsgründe führt die Beschlussvorlage einen Chloralarm im vergangenen Jahr und eine „mehrfach wegen zu hoher Keimbelastung“ erfolgte Sperrung des Kinderbeckens auf. Dazu Peter Krahl (SPD), der auch im Vorstand der Bad-Betreiberin Bad Allach AG sitzt: „Der ‚gefährliche Chloralarm’ war ein Computerfehler. Als der Alarm ausgelöst wurde, war das Bad noch geschlossen!“ Auch für die Sperrungen des Kinderbeckens lieferte Krahl eine einfache Erklärung: Sobald ein Kind im Wasser „etwas hinterlasse“, müsse das Becken gesperrt werden, erklärte er. Das komme schließlich in jedem Bad vor. Die Bad Allach AG habe die Wasserqualität zweimal jährlich von Fachinstituten untersuchen lassen. Dabei habe es nie Beanstandungen gegeben, so Krahl weiter. Die Stadtwerke würden Negatives auflisten, „nur weil sie das Bad nicht haben wollen.“

„Herbeigezogene Argumente“

Gegen eine Fortführung des Allacher Bades sprechen für die Stadt München auch die zurückgegangenen Besucherzahlen: Von 46.000 Badegästen Mitte der 90er Jahre haben im Sommer 2008 nur noch 28.000 Menschen das Allacher Sommerbad besucht. Auch böte die Langwieder Seenplatte „attraktivere Naherholungs- und Bademöglichkeiten“. Der Bedarf für ein Freibad in Allach sei also „nicht mehr gegeben“. Christoph Kubuschok (CSU) sprach von „herbeigezogenen Argumenten“. Für ihn hinkt der Vergleich mit Langwieder-, Luß- und Birkensee. „Im Allacher Bad können Eltern ihre Kinder guten Gewissens „abgeben“, da ein Bademeister sie beaufsichtigt.“ Im Bad herrsche zudem eine andere, höhere Wassertemperatur, weshalb es besonders für Senioren geeignet sei, die lieber in wärmerem Wasser schwämmen. „Die Stellungnahme geht völlig an der Realität vorbei“, so Kubuschok. Der Bezirksausschuss appelliert an die Stadt, diesen sozialen Aspekt des Allacher Bades zu berücksichtigen. Das Sommerbad werde auch als Schulschwimmbecken „dringend benötigt“. Tobias Weiß: „Das Bad wird seiner sozialen Verantwortung gerecht. Das ist kein Vergleich zu den Langwieder Seen!“

„Weiterbetrieb oberste Priorität!“

Schon 2003 drohte dem Allacher Bad die Schließung. Die Stadtwerke München (SWM) trennten sich damals vom Sommerbad, während die ebenfalls von einer Schließung bedrohten Bäder Maria Einsiedel und Georgenschwaige umfassend saniert wurden. Nur dank der Bad Allach AG, die damals von der Bürgervereinigung Allach-Untermenzing ins Leben gerufen wurde, konnte das Bad erhalten und weiter betrieben werden. Für einen symbolischen Euro pro Jahr pachtete die AG das Bad und erhielt von den Stadtwerken bis zum Auslaufen des Vertrages 2008 Zuschüsse in Höhe von insgesamt etwa 108.000 Euro. „Für alle Bäder ist Geld vorhanden, nur nicht für das Allacher Bad“, mokierte Tobias Weiß. Er schließt sich deshalb seinem Parteikollegen Stadtrat Josef Schmid an, der per Antrag forderte, dass die SWM das Bad wieder übernehmen. Falk Lamkewitz (Bündnis 90/Die Grünen) hält das für nicht so wichtig: „Dass das Bad weiter betrieben wird hat oberste Priorität!“ Die Bad Allach AG erklärt sich bereit, das Bad weiter zu betreiben – vorausgesetzt, die Stadt übernimmt alle Reparaturkosten und gewährt einen jährlichen Betriebskostenzuschuss von 50.000 Euro. Das Bad sei das für die Stadtwerke billigste in ganz München, so Lamkewitz. „Darauf sollten wir die Stadt aufmerksam machen.“

Sondersitzung gefordert

Wie vom Bezirksausschuss beantragt hat der Ausschuss für Arbeit und Wirtschaft in seiner Sitzung am vergangenen Dienstag die Abstimmung über die Beschlussvorlage vertagt. Bei der Ausschusssitzung am 10. Februar steht das Allacher Bad wieder auf der Tagesordnung. Der BA will jetzt so schnell wie möglich eine Sondersitzung abhalten, bei der die zuständigen Sachbearbeiter der Stadt München und die Verantwortlichen der Stadtwerke die zahlreichen offenen Fragen beantworten sollen. Die endgültige Entscheidung darüber, ob und wie es mit dem Allacher Sommerbad weiter geht, fällt dann in einer Vollversammlung des Stadtrats. Sollte dieser der vorliegenden Beschlussvorlage zustimmen, wird das Sommerbad dem Erdboden gleich gemacht.

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