Veröffentlicht am 09.02.2009 00:00

„Für Allach-Untermenzing wird nichts gemacht!“

Als sich der Bezirksausschuss Allach-Untermenzing (BA 23) in seiner Januar-Sitzung mit der Beschlussvorlage des Referats für Arbeit und Wirtschaft zum Allacher Sommerbad befasste, blieben einige Fragen der Mitglieder ungeklärt. Deshalb lud das Gremium am Dienstag vergangener Woche zur Sondersitzung, zu der neben Silvia Dichtl und Alexander Doll vom Referat für Arbeit und Wirtschaft, SWM-Bäderchefin Christine Kugler und Dr. Ulrich Schneider, Leiter der Hauptabteilung Gartenbau im Baureferat, auch die Stadträte Josef Schmid (CSU), Josef Assal (SPD) und Dr. Florian Vogel (Bündnis 90/Die Grünen) sowie zahlreiche Bürgerinnen und Bürger erschienen.

Zunächst kam Dr. Ulrich Schneider, Leiter der Hauptabteilung Gartenbau im Baureferat, zu Wort. Er stellte gleich klar, dass seine Abteilung nichts mit der Entscheidung über die Zukunft des Allacher Bades zu tun hat: „Wir sind für die Integration der Fläche in den Würmgrünzug zuständig.“ Wenn sich der Stadtrat kommenden Dienstag gegen das Allacher Sommerbad entscheidet, wird es zurückgebaut und auf der Fläche eine öffentliche Grünfläche mit Spielplatz und Liegewiesen eingerichtet. „Das wäre bis zum Sommer denkbar“, so Schneider. In einem zweiten Schritt sei ein renaturierter Seitenarm der Würm mit Flachwasserzone geplant. Dies könne frühestens in zwei Jahren umgesetzt werden. Die Kosten für den ersten Schritt betragen laut Schneider 120.00 Euro. „Das sind jedoch lediglich grobe Angaben, da wir keinerlei Planungsgrundlage haben“, erklärte er. Die Kosten für den zweiten Schritt schätzt Schneider auf 400.000 bis 500.000 Euro.

„Keine Luxusplanung“

„Wir sollten uns über das unterhalten, was zu tun ist, um das Bad zu erhalten“, warf BA-Mitglied und Stadtrat Tobias Weiß (CSU) ein und die Bürger stimmten mit Applaus zu. Aus dem Gutachten der Stadtwerke, das der Beschlussvorlage zu Grunde liegt, geht hervor: Das Allacher Sommerbad muss dringend saniert werden. SWM-Bäderchefin Christine Kugler bekräftigte dies: „Das Allacher Bad ist nicht mehr auf dem neuesten technischen Stand.“ Die angegebenen Investitionskosten von 4,3 Millionen Euro seien daher nötig, um das Bad zu modernisieren. „Die Problematik in Allach ist, dass man nicht nur ein paar Rohre reparieren kann. Das ist ein Kreislauf, ein System, das im Ganzen gemacht werden muss“, so Kugler. Lediglich 100.000 Euro für Attraktionen, die das Bad attraktiver machen sollen, könne man abziehen. „Wir haben keine Luxusplanung gemacht“, antwortete die Bäderchefin auf den Vorwurf, man wolle aus dem Allacher Sommerbad ein „Schicki-Micki-Bad“ machen.

„Systematisch nichts investiert“

Unmut herrscht bei den Allachern darüber, dass die Stadtwerke in der Zeit, in der das Sommerbad noch zur städtischen Bäderfamilie gehörte, offensichtlich keine größeren Arbeiten vorgenommen und der Bürgervereinigung 2003 ein marodes Bad verpachtet haben. „Wenn man 30 Jahre lang nichts macht, ist das eine Schlamperei“, empörte sich Fritz Schneller (SPD). Dem stimmte auch Falk Lamkewitz (Bündnis 90/Die Grünen) zu: „Es wurde systematisch nichts investiert!“ Auch können die Allacher nicht verstehen, warum von ursprünglich drei von einer Schließung betroffenen Bädern – neben dem „Allacher“ standen die Bäder Maria Einsiedel und Georgenschwaige zur Debatte – ausgerechnet ihr Sommerbad geschlossen werden soll. Das Bad Maria Einsiedel wurde im Winter 2007/2008 für 3,3 Millionen Euro zu Münchens erstem Naturbad umgebaut und das Bad Georgenschwaige ist laut Kugler „in besserem Zustand“ als das Allacher Bad.

„Peanuts für so einen Stadtteil“

Für die Stadtwerke sind außerdem die Besucherzahlen ausschlaggebend. Kamen 1997 noch 46.740 Badegäste nach Allach, waren es 2008 nur noch 28.768. Der Bezirksausschuss wies darauf hin, dass somit theoretisch jeder der rund 28.000 Einwohner das Bad besucht habe. Den Stadtwerken reicht das jedoch nicht – eine Statistik der Stadtwerke zeigt, dass die Besucherzahlen im Allacher Bad im Gegensatz zu denen der anderen Bädern kontinuierlich gesunken sind. „Die Investitionskosten stehen in keinem Verhältnis zu den Besucherzahlen“, so Kugler. Die Bürger sehen das anders: „Vier Millionen sind Peanuts für so einen Stadtteil“, sagte der Allacher Klaus Trapp. „Sind wir Allacher und Untermenzinger Steuerzahler nichts wert?“ „Neben Pflichtleistungen wird nichts für uns ausgegeben! Wo bleibt die Gerechtigkeit?“, fragte Josef Wieland (CSU), der Allach-Untermenzing einmal mehr als Stiefkind sieht. „Für Allach-Untermenzing wird nichts gemacht! Wir sind ein Scherbenhaufen – wenn auch ein sehr charmanter...“

In seiner Sitzung am vergangenen Dienstag hat der Ausschuss für Arbeit und Wirtschaft über die Beschlussvorlage abgestimmt. „Die rot-grüne Mehrheit hat den Abriss des Allacher Sommerbades beschlossen”, berichtete Tobias Weiß dem Werbe-Spiegel. Damit ist die Chance, dass die Vollversammlung kommende Woche für den Erhalt stimmt, gering. Der Bezirksausschuss kämpft bis zuletzt und fordert die Landeshauptstadt und die Stadtwerke ausdrücklich dazu auf, alles Menschenmögliche zu tun, damit das Bad auch in diesem Jahr öffnen kann und der Betrieb künftig sichergestellt wird. Heike Kainz: „Wenn Oberbürgermeister Ude auf unserer Seite ist, haben wir eine Chance...“

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