Zur Informations- und Diskussionsrunde mit den Themen Einzelhandelskonzept und Werbesatzung hatte der Germeringer Gewerbeverband am Mittwochabend in den Saal des Hotel Mayer eingeladen. Von den derzeit 66 Mitgliedern des Verbandes waren ob der wichtigen Themen etwa die Hälfte der Einladung gefolgt, zudem konnten der Verbandsvorsitzende Jürgen Biffar und sein Stellvertreter Stephan Patsch neben dem Gewerbereferenten der Stadt Germering, Stadtrat Albert Metz, noch weitere Stadträtinnen und Stadträte begrüßen sowie Petra Tech vom Referat für Wirtschaftsförderung in Vertretung des Oberbürgermeisters.
Die Entwicklung eines Einzelhandelskonzeptes „brenne dem Gewerbeverband Germering schon sehr unter den Nägeln“, betonte Jürgen Biffar in seiner Einführungsrede, in der er auf die Brisanz der „Entwicklung vor den Toren Germerings“ durch den Bau des neuen Münchner Stadtteils Freiham mit großen Gewerbeflächen hinwies. Es stehe jedoch nirgends geschrieben, dass die 30.000 künftigen Freihamer Bürger nicht genauso gut nach Germering zum Einkaufen kommen könnten!
Den größten Teil des Abends nahm dann der „Vorschlag eines Prozesses zur Entwicklung eines Einzelhandelskonzeptes für Germering“, so Jürgen Biffar, durch Christian Klotz ein, der hauptberuflich beim Gewerbeverband Bayern als Geschäftsführer des Bezirksverbandes Oberbayern-Ost beschäftigt ist, mit seiner Firma Qualikom jedoch auch Firmen und Gemeinden berät.
„Germering handelt 2015“, sei sein Arbeitstitel für das Germeringer Einzelhandelskonzept, so Christian Klotz; vergleichbar sei das Ganze mit einer Matterhorn-Besteigung: „Wir stehen jetzt unten und gucken zum Gipfel“, 2015 hoffe er, gemeinsam mit den Germeringer Einzelhändlern auf dem Gipfel zu stehen und auf einen gemeinsam erfolgreich zurückgelegten Weg schauen zu können. Als erstes folgte jedoch eine allgemeine Analyse des „Handels der Zukunft“, mit zehn wichtigen Punkten, darunter: Der Umsatz bleibe stabil, werde jedoch verlagert; eine Zukunft der Händler am Standort gebe es nur mit Kooperation; mittelmäßige Angebote seien nicht mehr gefragt und „die besten Mitarbeiter binden Kunden“.
„Der Kunde“ sei extrem beweglich geworden durch das Auto, weshalb man die „3-F-Formel“ (Frequenzbringer, -betriebe und –flächen) genau anschauen müsse und sich außerdem die Frage stellen: „Warum kauft der Kunde überhaupt noch bei uns?“. Dabei sei der Preis bei weitem nicht alles, die „Kunden wollen Werte“ wie zum Beispiel Vertrauen, Moral, Nachhaltigkeit, Engagement und Wissen. Eine Zentrumskultur müsse gepflegt werden, zu den „Standort-Erfolgsfaktoren“ gehörten unter anderem Angebot, Erlebnis, Erreichbarkeit, Qualität, Leistung und Attraktivität.
Zur konkreten Vorgehensweise schlug Christian Klotz „Vier Bausteine für Germering“ vor. Erstens eine Ortsbegehung unter dem Gesichtspunkt: „Wie erscheint der Ort jemandem, der ihn nicht kennt?“; dabei würde er 300 einzelne Punkte aufzeichnen und viele Fotos machen. Als zweiter Schritt eine Befragung der Händler: „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man von den Händlern sehr viel erfahren kann“, so Klotz. Drittens folgt die Befragung der Kunden mittels Fragebogen, um herauszubekommen, „was der Kunde von uns erwartet“; viertens folge noch das „Kundenparlament“ mit ausgewählten Kunden.
Bei der anschließenden ausführlichen Diskussion wurden zwar etliche Zweifel an der Effektivität der dargelegten Vorgehensweise laut, deutlich wurde jedoch insbesondere der Handlungsbedarf für die anwesenden Einzelhändler. Nachdem Christian Klotz bereits an die Gemeinschaft appelliert hatte: „Der Handel im Zentrum ist nur so stark wie die Intensität seiner Kooperation!“, sprach auch Jürgen Biffar immer wieder den Stellenwert der Gemeinsamkeit an: „Wir können nur etwas erreichen, wenn wir heute gemeinsam den Startschuss geben.“ Sein Vorschlag, über den Gewerbereferenten Albert Metz, im Stadtrat den Antrag einzureichen, dass ein Einzelhandelskonzept unter ganzheitlichem Aspekt erarbeitet werden soll, das auch in die Stadtentwicklungsplanung einfließt, wurde schließlich ohne Gegenstimmen bei wenigen Enthaltungen mit großer Mehrheit angenommen.
Rasch „durchgewinkt“ wurden anschließend alle von Albert Metz vorgeschlagenen Änderungen der Werbesatzung der Stadt Germering; so dass Thorsten Lange, Mitglied des Germeringer Gewerbeverbandes und Software-Spezialist, noch das neue Elektronische Branchenbuch für Germering vorstellen konnte, für das der Stadtrat kurz zuvor „grünes Licht“ gegeben hatte, das in wenigen Wochen unter www.branchen-germering.de in Betrieb gehen soll – und für das Thorsten Lange Vollständigkeit und höchste Aktualität versprach.