Schwellenangst ist nicht angesagt beim Tag der offenen Tür im Sozialbürgerhaus Laim/Schwanthalerhöhe. Am Donnerstag voriger Woche waren Bürgerinnen und Bürger eingeladen, dort „hereinzuschauen”, um sich über ganz unterschiedliche persönliche und wirtschaftliche Möglichkeiten der Hilfe zu informieren. Das Haus in der Dillwächterstraße 7, kurz SBH gerufen, liegt genau auf der Grenze zwischen dem achten und dem fünfundzwanzigsten Bezirk. Seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind für die sogenannte Sozialregion Laim und Schwanthalerhöhe zuständig. In der leben 120 000 Menschen.
Häuser dieser Art sind eingerichtet worden, weil, wer in Not ist, sich in aller Regel schwer damit tut, seine Probleme anderen vorzutragen und Rat zu suchen. Es ist aber „das gute Recht” der Bürgerinnen und Bürger Münchens die Dienste „Soziales“ des Sozialreferates und „Arbeit” der „Arbeitsgemeinschaft für Beschäftigung” (ARGE) im „SBH”, anzunehmen. So sagt Christian Hieber von der „Fachstelle zur Vermeidung von Wohnungslosigkeit”: „Es gibt immer noch viele, die sich schämen, zum Amt zu gehen.” Der Gang durch die Tür des Sozialbürgerhauses sei für sie erniedrigend. „Sie schämen sich, Geld annehmen zu müssen.“ Doch für einen Rechtsanspruch brauche sich niemand zu schämen.
Unkompliziert und locker war die Atmosphäre dagegen an diesem Tag der offenen Tür. Menschen aus allen Altersgruppen stellten Fragen zu den unterschiedlichsten Themen. Maria, eine Studentin: „Ich bin mit dem Studium fertig und habe noch keine Arbeit. Ich will mich darüber beraten lassen, wie es nun mit Krankenversicherung und ähnlichem weitergeht.“ Am Stand der „Bezirkssozialarbeit” wollte eine ältere Dame von Ursula Roßberger wissen, wie sie ihrem Enkel bei einem Todesfall in der Familie helfen könne. Monika Kleeblatt vom sozialpsychiatrischen Dienst Laim wollte „nur mal reinschauen, um einen Überblick zu bekommen“. Praktikant Fabian Landinger, erhoffte sich von der Veranstaltung „umfassend informiert zu werden“ und in den Genuss von Kaffee und Kuchen zu kommen.
Das SBH Laim/Schwanthalerhöhe wurde im September 2001 als zweites Münchner Sozialbürgerhaus eröffnet. Mit dem Eingliedern der ARGE, der Arbeitsgemeinschaft für Beschäftigung, in das Haus kamen Platzprobleme. Deshalb zogen im Juli 2006 einige der Fachstellen in hinzu gemietete Räume in der Hansastraße 2 um. Die sind von der Dillwächterstraße aus in fünf Minuten zu Fuß zu erreichen. Hans Ziegltrum, Leiter der ARGE, zog mit einem Vortrag über das Konzept des Hauses Bilanz: „Die Idee hat sich als segensreich erwiesen. Es ist uns gelungen, 55 verschiedene Dienstleistungen aus dem Sozialreferat in den beiden Häusern zu versammeln.“ Das entspreche „der vielschichtigen Lebenswirklichkeit der Menschen”. Der Leiter der ARGE: „Die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise machen sich auch bei uns bemerkbar.“ So hätten Geschäftsleute sich oft nicht allein mit ihren Schulden herumzuschlagen, sondern gleichzeitig mit Partner- und Erziehungsproblemen: „In solchen Fällen sprechen die Mitarbeiter im Haus miteinander. Wir bilden Teams, um gezielt und flexibel helfen zu können. Das ist eine gute Sache.“
Wobei Ilse Völk, Leiterin „Soziales“ im „SBH”, betont, das geschehe jedoch nur dann, wenn diejenigen, die Rat suchen, damit einverstanden sind. Jedes Anliegen werde streng vertraulich behandelt: „Der Bürger muss zustimmen.“ Die Infothek des Sozialbürgerhauses ist die erste Anlaufstelle für die Leute aus den Vierteln. Völk: „In einem kurzen Gespräch klären die Mitarbeiter, welche Abteilung des Hauses für das jeweilige Anliegen die richtige ist.“ Da könne es um die häusliche Pflege oder eine gesetzliche Betreuung alter Leute gehen, um Mietsschulden oder um Probleme bei der Erziehung. Völk: „Unseren Kunden werden Ansprechpartner genannt. Damit niemand warten muss, bekommen sie einen Termin.“ In Notlagen werde sofort gehandelt. „Wenn eine Frau mit ihrem neu geborenen Baby aus der Klinik nach Hause kommt und die Wohnung ausgeräumt vorfindet, dann handeln wir sofort.“ Ebenso sei während der Öffnungszeiten des Sozialbürgerhauses ständig ein Jour-Dienst ansprechbar, der bei Gewalt in der Familie oder zum Schutz von Kindern sofort reagieren könne.
Christian Hieber, der Fachmann, der hilft Wohnungslosigkeit – „Ein Problem das zunimmt“ – zu vermeiden, ermutigt dazu, sich bei Mietmahnungen und Mietschulden so früh wie möglich an die Fachstelle zu wenden. „Wir übernehmen die Mietschulden und verhindern Obdachlosigkeit.“ Niemand solle sich genieren, das in Anspruch zu nehmen. „Es gibt einen Rechtsanspruch auf Hilfe.“ Und die sei kein Almosen, weil sie in den meisten Fällen als Darlehen gewährt werde. Weitere Informationen: Infothek des Sozialbürgerhauses Telefon 23342900; ARGE-Telefon 57958200.