Veröffentlicht am 07.01.2014 00:00

Grafing · Renate Schaumberg gibt nach acht Jahren ihr Ehrenamt auf

Renate Schaumberg führte acht Jahre lang ehrenamtlich die Aktiv-Agentur Grafing. Zum 1. Januar gab sie ihr Amt auf. 	 (Foto: Sybille Föll)
Renate Schaumberg führte acht Jahre lang ehrenamtlich die Aktiv-Agentur Grafing. Zum 1. Januar gab sie ihr Amt auf. (Foto: Sybille Föll)
Renate Schaumberg führte acht Jahre lang ehrenamtlich die Aktiv-Agentur Grafing. Zum 1. Januar gab sie ihr Amt auf. (Foto: Sybille Föll)
Renate Schaumberg führte acht Jahre lang ehrenamtlich die Aktiv-Agentur Grafing. Zum 1. Januar gab sie ihr Amt auf. (Foto: Sybille Föll)
Renate Schaumberg führte acht Jahre lang ehrenamtlich die Aktiv-Agentur Grafing. Zum 1. Januar gab sie ihr Amt auf. (Foto: Sybille Föll)

Acht Jahre lang hat Renate Schaumberg mit der Aktiv-Agentur Grafing, einer Servicestelle im Rathaus, Bürgern bei kleinen und großen Problemen des Lebens unbürokratisch und diskret geholfen.

Seit 1. Januar ist die Aktiv Agentur geschlossen, hat Schaumberg diese ehrenamtliche Tätigkeit aufgegeben. »Um neuen Ideen und Initiativen Raum zu geben«, sagt sie. Hintergrund ist die Bürgermeisterwahl im März. Der derzeitige Amtsinhaber, Rudolf Heiler (FW), mit dem sie eng zusammengearbeitet hatte, wird sich nicht mehr für eine Kandidatur zur Verfügung stellen. Nicht nur im Rathaus wehe dann ein anderer Wind. »Auch in der ehrenamtlichen Arbeit sollte ein Generationenwechsel stattfinden«, sagt die 73-Jährige. Doch offenbar weiß niemand so genau, was Schaumberg eigentlich gemacht hat.

»Sie war nicht verpflichtet, einen Tätigkeitsbericht abzugeben, daher ist es schwer zu sagen, wer in Zukunft ihre Aufgabe übernehmen könnte«, erklärt Grünen-Stadträtin Angelika Obermayer. Eventuell könne das auch jemand von der Stadtverwaltung übernehmen, zum Beispiel die Gleichstellungsbeauftragte Maximiliane Dierauff, die ohnehin schon Ansprechpartnerin für Neubürger ist. CSU-Stadträtin und stellvertretende Bürgermeisterin Susanne Linhart hat das gleiche Problem: »Wir müssen erst mal schauen, was gemacht wurde, um entscheiden zu können, ob dafür eine Stelle besetzt werden muss«. Grundsätzlich ist sie jedoch der Meinung, dass die Servicestelle im Rathaus ausgebaut werden müsse. »Da sollte jemand sitzen, der genau weiß, wer für welche Anliegen zuständig ist und weiter vermitteln kann. Er oder sie sollte aber auch ein großes Einfühlungsvermögen besitzen«, so Linhart.

Heinz Fröhlich, Stadtrat des Bündnis für Grafing, folgert aus der Tatsache, dass die Tätigkeit der Aktiv-Agentur vielen Menschen unbekannt war, dass die Anlaufstelle künftig besser vermarktet werden müsse. »Trotzdem würde ich auf diesem Erfolgskonzept aufbauen – mit einer neuen Person, die als Anreiz vielleicht sogar eine Aufwandsentschädigung erhält.« Gleichzeitig sei eine breitere Vernetzung der Ehrenamtlichen in Grafing dringend notwendig. »Gerade jetzt, wo wir rund 100 Asylbewerber aufgenommen haben, die unsere Hilfe brauchen«, betont der Stadtrat.

Stadträtin Gabriela Wischeropp (Freie Wähler) kommt hingegen sofort auf das Thema »Demografischer Wandel« zu sprechen: »Die Stadt braucht unbedingt eine aktive Seniorenvertretung, die sich für die Belange älterer Menschen einsetzt.« Nach kurzem Nachdenken sagt sie: »Sicher, das Aktiv-Büro ist ein komplexeres Thema, aber man muss die gesamte Gesellschaftsstruktur im Auge behalten, die Bevölkerung wird immer älter.« Auch wenn Renate Schaumberg die Kreisvorsitzende der Seniorenunion sowie stellvertretende Bezirksvorsitzende ist, so hat sie sich bei Weitem nicht nur um Senioren gekümmert. »Die Aktiv-Agentur hat Veranstaltungsräume gesucht, Spenden vermittelt, war bei der Wohnungssuche behilflich, hat Ehrenamtliche für Garten- oder Schneeräumarbeiten vermittelt und vieles, vieles mehr«, sagt sie. Zweimal pro Woche – einmal vormittags, einmal abends – war das Büro im Rathaus geöffnet, doch einige Verzweifelte riefen sie auch zu

Hause an.

43 Jahre lang hatte die engagierte Rentnerin als Bibliothekarin gearbeitet, hatte geholfen, die Stadtbücherei Grafing inklusive Kulturprogramm aufzubauen. Dabei hat sie viele Kontakte zu Bürgern, Unternehmen und sozialen Einrichtungen geknüpft, die für ihre Arbeit in der Aktiv-Agentur sehr hilfreich waren. Die Recherche nach der passenden Stelle oder Person, die sie an Hilfesuchende weitervermitteln konnte, zählte zu ihrem Schwerpunkt. Oft hat sie auch Anfragen für Minijobs erhalten. Dann hat sie Augen und Ohren offen gehalten und immer, wenn sie unterwegs war, Jobangebote in Schaufenstern aufgeschrieben.

Manchmal wurde sie auch mit tragischen Schicksalen konfrontiert. Eine schwer kranke Frau zum Beispiel hat sie mal gebeten, für ihren künstlerisch hochbegabten Sohn, der auf die schiefe Bahn geraten war, einen Verlag zu suchen, für den er arbeiten konnte. »Sie wollte ihm eine Zukunftsperspektive verschaffen«, erzählt Schaumberg. Wichtig für sie und auch Bürgermeister Rudolf Heiler war, dass die Menschen, die ehrenamtlich halfen, über die Stadt versichert waren. »Ich habe sehr gut mit Herrn Heiler zusammengearbeitet. Für seinen Nachfolger stehe ich natürlich gerne zur Verfügung und gebe meine Erfahrungen weiter.« Sybille Föll

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