Veröffentlicht am 28.01.2014 00:00

Ebersberg/Landkreis · Veranstaltungen des KBW, für die man sich Zeit nehmen sollte

Christian Salberg, Claudia Pfrang und Silvia Müller-Frontzek (v. l.) raten, in der Rushhour des Lebens auch mal innezuhalten. 	 (Foto: Sybille Föll)
Christian Salberg, Claudia Pfrang und Silvia Müller-Frontzek (v. l.) raten, in der Rushhour des Lebens auch mal innezuhalten. (Foto: Sybille Föll)
Christian Salberg, Claudia Pfrang und Silvia Müller-Frontzek (v. l.) raten, in der Rushhour des Lebens auch mal innezuhalten. (Foto: Sybille Föll)
Christian Salberg, Claudia Pfrang und Silvia Müller-Frontzek (v. l.) raten, in der Rushhour des Lebens auch mal innezuhalten. (Foto: Sybille Föll)
Christian Salberg, Claudia Pfrang und Silvia Müller-Frontzek (v. l.) raten, in der Rushhour des Lebens auch mal innezuhalten. (Foto: Sybille Föll)

Keine Zeit? Immer gehetzt? Fastfood statt Essen genießen? Wer sich so fühlt, sollte sich die Zeit nehmen, zu einer der Veranstaltungen des Katholischen Kreisbildungswerkes (KBW) im Landkreis gehen, die vom 7. bis 15. Februar unter dem Motto »Mach mal langsam« stehen – inspiriert vom gleichnamigen Song der A Cappella Formation »Wise Guys«.

Stressgeplagte erhalten beispielsweise eine unterhaltsame Anleitung für gelungene Zeitbeschaffung von der Philosophin und Autorin Ute Lauterbach. Dabei gehe es nicht darum, den Tag »durchzutakten«, erklärte KBW-Geschäftsführerin Claudia Pfrang bei der Vorstellung des Programms vergangene Woche. »Sondern anders auf das Leben zu schauen, ›Landeschleifen für Glück‹ einzubauen.« Insgesamt fünf verschiedene Veranstaltungen an verschiedenen Orten sind geplant, damit man möglichst viele Menschen erreiche, so Pfrang. Denn die schnelllebige Zeit fordere immer mehr Opfer: »Burn-out-Kurse boomen, Kinder werden von Eltern überfordert, weil diese selbst oft unter Druck stehen«, sagte Silvia Müller-Frontzek, pädagogische Mitarbeiterin im KBW Ebersberg. Es gehe jedoch nicht darum, von heute auf morgen sein Leben zu ändern. »Es reicht schon, bewusster Situationen wahrzunehmen. Eine Veränderung kommt dann irgendwann von selbst.«

Dieses Bewusstsein zu schaffen ist die Intention von »Mach mal langsam«. Denn dauerhafter Stress könne krank machen, warnte Pfrang. Die permanente Rushhour, in der wir uns befinden, führe zum Kollaps und sei deshalb mittlerweile ein gesellschaftliches Problem. Daher hätten die Verantwortlichen auch Politiker zu unseren Veranstaltungen eingeladen, so die Geschäftsführerin. Druck und Stress würden schon im Krippenalter beginnen. »Früher trugen die Babys ein Jahr lang Strampelanzüge, heute werden sie mit sechs Monaten ausstaffiert wie Teenager«, sagt die Pädagogin. Leistungsförderung würde schon so früh wie möglich beginnen, am besten schon im Kindergarten eine zweite Fremdsprache lernen. Kinder dürften nicht mehr Kinder sein. Das stellt Pfrang immer wieder in den Eltern-Kind-Gruppen fest. Dabei gehe es in der Entwicklung nicht nur um Wachstum, sondern um Reife, und die erfordere Zeit. Mit diesem Thema beschäftigt sich ein Vortrag des Kinderarztes und Autors Herbert Renz-Polster.

Die Überforderung setze sich bei Jugendlichen fort, die zudem durch Handy und Computer einer Vielfalt an Reizen ausgesetzt seien. Für den Leiter des Jugendamts Ebersberg, Christian Salberg, alles gute Gründe, die Veranstaltungen finanziell zu fördern, so dass vier davon bei freiem Eintritt besucht werden können. »Ruhephasen in Familien sind sehr wichtig. Nur so behält das Kind einen Zugang zu sich selbst und seinen Bedürfnissen«, sagte er.

»Mach mal langsam« sei aber keine reine Familienveranstaltung, betont Pfrang. Für jeden Menschen sei es wichtig, sich Zeit für sich selbst zu nehmen, um dann mit neuer Kraft durchstarten zu können. Eine kreative Form, seine »Batterien« wieder aufzuladen, bietet die Kunstform »Landart«. Bei der Beschäftigung mit Naturmaterialen lässt es sich wunderbar zur Ruhe kommen, wie der Umweltpädagoge und Holzbildhauer Leonhard Krebs während der KBW-Veranstaltungsreihe zeigen wird. Auch Humor sei wichtig, um den Alltag zu entschleunigen, erklärte Pfrang, und so demonstrieren die »Clowns ohne Grenzen«, wie man mit Humor leichte und schöne Momente ins Leben zaubern kann. Der Dokumentarfilm »Speed« begibt sich auf die Suche nach der verlorenen Zeit, die wir doch eigentlich mit all den neuen Technologien wie Computer oder Waschmaschine eingespart haben. Sein Fazit: Ein anderes Tempo ist möglich. Wir müssen es nur wollen.

Sybille Föll

Die Veranstaltungen im Überblick:

»Zeit beschaffen, nicht totschlagen – eine Anleitung in 13 Schritten.« Mit Ute Lauterbach, Philosophin und Autorin. Freitag, 7. Februar, 20 Uhr, Saal im katholischen Pfarrzentrum Vaterstetten, Dreitorspitzstraße 1. Eintritt frei.

Clowns ohne Grenzen. Sonntag, 9. Februar, 14.30 Uhr, Alter Speicher im Klosterbauhof Ebersberg. Eintritt frei.

Dokumentarfilm »Speed«. Mittwoch, 12. Februar, 20 Uhr, Capitol-Filmtheater Grafing, Grandauerstr. 2. Eintritt: 6 Euro.

»Wie Kinder heute wachsen – Familienleben auf der Überholspur«. Vortrag mit Kinderarzt und Buchautor Herbert Renz-Polster. Freitag, 14. Februar, 20.00 Uhr, Altes Kino Ebersberg. Eintritt frei.

»Landart – sich in der Natur und durch die Natur inspirieren lassen«. Mit Leonhard Krebs, Umweltpädagoge und Holzbildhauer.

Samstag, 15. Februar, 9.00 bis 16.00 Uhr, Museum Wald und Umwelt Ebersberg. Teilnahme kostenlos.

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