Kennen Sie Siobhan Bernadette Haughey? Die 16-jährige Schwimmerin aus Hongkong hat 2013 Gold bei der Junioren-Weltmeisterschaft geholt. Haugheys Trainer kommt aus Bogenhausen: Michael Fasching bildet seit fast 30 Jahren in Hongkong Leistungsschwimmer aus, drei seiner Talente haben schon an den Olympischen Spielen teilgenommen.
»Siobhans Erfolg ist der bisherige Höhepunkt meiner Karriere als Schwimmtrainer«, sagt Michael Fasching. In 54,47 Sekunden über 100 Meter Freistil schlug die damals 15-jährige Haughey im September 2013 bei der
Junioren-WM in Dubai an Gold für Hongkong, obendrein noch ein neuer Weltrekord in dieser Altersklasse. Siobhan Haughey ließ sogar die 16-jährige Ruta Meilutyte aus Litauen hinter sich, die 2012 in London olympisches Gold geholt hatte bei den Erwachsenen, wohlgemerkt. Auch Haughey könnte bald bei Olympia an den Start gehen: Eine Teilnahme seiner Schülerin in Rio de Janeiro 2016 hält Fasching für »sehr wahrscheinlich«.
Es wäre bereits das vierte Mal, das eines von
Michael Faschings Talenten beim größten Sportevent der Welt dabei ist. Seit 1985 unterrichtet er in Hongkong an der »Harry Wright International«. In der Schwimmschule beginnen die Kinder im Alter von sechs Monaten. »Bis zum Ende ihrer Schullaufbahn werden sie zu kompetenten Schwimmern ausgebildet«, sagt Michael Fasching. Er war selbst Leistungsschwimmer, unter anderen beim Schwimmclub Wasserfreunde München, und gehörte ab 1978 der deutschen Jugend-Nationalmannschaft an. Doch 1980 boykottierte die BRD aus politischen Gründen die Olympischen Sommerspiele in Moskau. Wie viele andere deutsche Talente wollte
Fasching nicht bis Los Angeles 1984 weiter trainieren und beendete seine Laufbahn. Bis 1985 lebte er bei seinen Eltern in Bogenhausen und leitete den Nachwuchs bei den Wasserfreunden München an.
»Nachdem ich als Leistungssportler in vielen Ländern unterwegs war, bevorzugte ich Hongkong, um meine Karriere als Coach fortzusetzen«, erzählt Fasching. In der Metropole im Süden
Chinas, die als Sonderverwaltungszone eigene Mannschaften bei internationalen Sportwettkämpfen stellt, lernte er die Gründer der »Harry Wright International« kennen und kam so an die Schule. Freude an der
Bewegung, eine gesunde
Lebensweise oder soziale Kompetenzen an Kinder und Jugendliche vermitteln
all das bereitet Fasching »höchste Genugtuung«.
»Bogenhausen bleibt mein Zuhause«
Chinesisch spricht er nur wenig. Das sei aber kein Problem, da ein großer Teil der Hongkonger hervorragend Englisch spreche. In Hongkong, einer »sehr dynamischen Stadt« mit über 7 Millionen Einwohnern, fühlt sich der Bogenhauser nach fast 30 Jahren heimisch. An seine Jugend in München denkt Michael Fasching gerne zurück, erinnert sich dann an entspannte Stunden an der Isar und in der Hirschau. »Bogenhausen wird immer mein Zuhause bleiben«, sagt der Schwimmtrainer. Am Stadtbezirk schätzt er den gemütlichen, entspannten Charakter, kombiniert mit der hohen Lebensqualität. Einmal im Jahr kommt Fasching in die Heimat. Dann genießt er es, in den Schlösselgarten zu gehen und in seiner wenigen Freizeit für die Familie da zu sein. Vielleicht kehrt er eines Tages wieder ganz nach München zurück, im Moment verschwendet der Wahl-Hongkonger aber noch keinen Gedanken daran.
»Ich hoffe, noch viele Jahre in Hongkong als Schwimmtrainer tätig zu sein«, sagt Fasching.
2013 ist er dort nach Siobhan Haugheys
Triumph als »Trainer des Jahres« ausgezeichnet worden. Aktuell schwimmt Faschings großes Talent bei den Olympischen Jugend-Sommerspielen im chinesischen Nanjing, die noch bis 28. August laufen. Am Sonntag Silber hat sie dort über 200 Meter Lagen geholt, am Dienstag folgte über 100 Meter Freistil der nächste zweite Platz. In zwei Jahren will Siobhan Haughey dann in Rio de Janeiro bei den Großen um Medaillen kämpfen. Ihr Trainer Michael Fasching dürfte sie gut darauf vorbereiten. Benjamin Schuldt