München ist ein Ort zum Genießen. Es gibt hier viele Cafés, manche edler, manche in einer Art »shabby chic«, alle was Eigenes und sehens- und besuchenswert. Auf die Frage, was denn der Kaffee kosten soll, gibt es Antworten, die alle so im Zwei- bis Vier-Euro-Bereich liegen. Außer im »5 vor 12«.
Hier lautet die Antwort: »So viel, wie er Dir wert ist.«
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Das Café in der Georgenschwaigstraße hat eine kuriose Entstehungsgeschichte hinter sich und versinnbildlicht die Lebensphilosophie derer, die dahinterstehen, nämlich vorurteilsfrei auf Menschen zugehen und helfen, wo Hilfe gebraucht wird. Wer gerne in ideologischen Kategorien denkt, erkennt den »linken Gedanken« darin, aber ganz so ist es dann doch nicht.
Fabian Neulinger, aktiv im Verein VolxKüche, hat sich angewöhnt, vorurteilsfrei mit Menschen umzugehen. »Man kann Menschen nicht kategorisieren«, sagt er und deshalb ist im »5 vor 12« auch jeder willkommen, solange er sich zu benehmen weiß. Jüngst hat es da einen »Vorfall« gegeben. Ein Mann, der sich dem rechten Spektrum nahe zeigte, war in dem Café unangenehm aufgefallen. Die Hausherren konnten das Problem mit Bestimmtheit und ohne physisches Eingreifen lösen.
Vorurteilsfreiheit gilt in
Verein und Café für alle
Solche Vorfälle lassen sich nicht verhindern, aber immerhin entschärfen. Der Verein braucht das Café als »Hafen«, als Anlaufstelle. Bis letzten Sommer, als das »5 vor 12« eröffnet wurde, hatte der Verein logistische Probleme zu überwinden. Denn die Ursprünge des Vereins und des Cafés liegen in den Studentenprotesten von 2009. In Deutschland richteten sich diese gegen Bologna-Reform, gegen Studiengebühren und gegen Sparmaßnahmen. Auch in München gab es eine Bewegung.
Das Audimax der LMU wurde besetzt. 30 bis 40 Leute, so schätzt Neulinger im Nachhinein, haben den Hörsaal eingenommen um festzustellen, dass sie ohne Versorgung nicht lange durchhhalten können. Also haben sie einen zweiten Raum besetzt, einen Gaskocher organisiert und angefangen zu kochen.
Ein weiterer großer Einsatz kam 2015 beim G7-Gipfel in Elmau und kurz danach am Münchner Hauptbahnhof, wo die Lage angesichts der vielen Flüchtlinge, die hier eintragen, zu kippen drohte. Neulinger hat die erste Nacht aus nächster Nähe miterlebt, wollte seine Mitstreiter in einer neuen WhatsApp-Gruppe zur schnellen Hilfe rufen. Doch diese Gruppe gab es bereits und die Hilfe war auf dem Weg.
Der »Anarcho-Haufen« war der Polizei von Elmau her noch gut bekannt. Dort war es nicht zur Konfrontation, sondern zum Dialog gekommen. Also zeichnete sich auch in München eine Zusammenarbeit ab für konservative wie auch für linke Dogmatiker völlig undenkbar. Aber es hat funktioniert. Der »Anarcho-Haufen« war bestens organisiert und versorgte unzählige Flüchtlinge mit Essen. Unterstützt wurden sie von Privatleuten, von Geschäften und Firmen.
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