Ein rundum „gebrauchtes“ Wochenende liegt hinter dem EHC Klostersee. Aus den angepeilten zwei Siegen auf eigenem Eis wurde nichts. Nach dem 5:4 nach Verlängerung über die Bad Kissinger Wölfe gingen die Grafinger erstmals in der noch jungen Bayernliga-Punkterunde komplett leer aus. Im Derby gegen die Eispiraten Dorfen unterlagen die offensiv zu nachlässig agierenden und defensiv einfach zu anfälligen Rot-Weißen mit 2:4.
Noch weitaus mehr als die Nullnummer gegen den Rivalen aus dem Nachbarlandkreis schmerzt die EHCler jedoch ein herber personeller Rückschlag. Mit Kapitän Bernd Rische wird eine wichtige Abwehrsäule in den nächsten Wochen und Monaten ausfallen. Der 38-jährige Klosterseer Spielführer krachte schon am Freitagabend gegen Bad Kissingen nach einem Check an der Bande unkontrolliert mit der Schulter in die Umrandung der Eisfläche. Die Befürchtungen um die Schwere der Verletzung bestätigten sich nach eingehender Untersuchung in der Kreisklinik: Schultereckgelenksprengung und Operation schon dieser Tage, was eine etwa drei monatige Ausfallzeit bedeutet. „Das ist sehr, sehr bitter und trifft uns natürlich absolut hart. Bernd gehört mit seiner Erfahrung und Routine zum Kreis derer in unserem sowieso nicht großen Kader, die kaum zu ersetzen sind“, führte Trainer Dominik Quinlan aus. Zu begutachten war diese Einschätzung bereits zwei Tage darauf, als die EHCler punktelos vom Eis gingen. Neben Rische (und dem ebenfalls langzeitverletzten Stürmer Matthias Baumhackl) fehlte da auch der erkrankte Verteidiger Marinus Kritzenberger, womit sozusagen beide Powerplay-Formationen ohne jeweils einen Blueliner „gesprengt“ waren.
Die Niederlage vorrangig auf die Ausfälle zu schieben, wäre angesichts der vielen Chancen, die im Angriff vergeben wurden, und des „nicht klugen Verteidigens im Kollektiv“ viel zu einfach. Dennoch waren die personellen Lücken für die EHCler offensichtlich nicht zu schließen. „Wir sind zwar viel gelaufen und haben gekämpft, waren aber insgesamt nicht aggressiv genug in der neutralen Zone und haben bezogen auf die Abwehrarbeit und die Abschlussquote aber nicht clever genug gespielt“, fasste Quinlan die erste Saisonpleite nach regulärer Spielzeit passend zusammen.
Zwei Tage davor waren die ersten zwei Spielabschnitte gegen die Wölfe ebenfalls keine Offenbarung, doch für die Leistung im letzten Abschnitt belohnten sich die Klosterseer mit dem späten Ausgleich und dem Siegtreffer in der Overtime noch selbst. „Wie die Partie mit Moral, Einsatz, unbedingtem Willen und Teamgeist noch gedreht wurde, war schon beeindruckend“, war da das Trainer-Fazit gewesen.
All dies wird am kommenden Wochenende nötig sein, um das Punktekonto weiter aufzubessern. Auswärts in Schongau wartet am Freitagabend (20 Uhr) mit den gastgebenden Mammuts kein unbezwingbarer, aber ein unangenehmer Gegner. Daheim müssen die EHCler am Sonntag (Eröffnungsbully 17.30 Uhr) gegen die Passau Black Hawks ran, die ihrer Mitfavoritenrolle bislang schon gerecht geworden sind und sich als Tabellenzweiter ganz vorne eingereiht haben. smg