Veröffentlicht am 10.06.2008 00:00

Berg am Laim · Erst weiß-blau, am Ende nass

850 Jahre hätten sie zusammengezählt wohl nicht ganz geschafft, die 125 Kindergarten- und Hortkinder der Tagesstätte St. Michael, aber bei ihrem Sommerfest bewiesen sie, dass sie sich ihre Stadt und deren Traditionenen ganz genau angeschaut haben. Schon der Einzug der kleinen Protagonisten – voran ein »Münchner Kindl« – und ihrer Betreuerinnen ins bunte Festzelt auf dem Gartengelände geriet sehr stimmungsvoll.

Viele der kleinen Münchner kamen in Tracht, aber auch von den rund 400 erwachsenen Gästen hatten sich eltliche in Dirndl oder Lederhosen geworfen. Weiß-blauer Himmel. Blasmusik, Klatschen, Winken – »Da fehlt si nix«, lautet das einstimmige Urteil des Publikums.

Zuvor hatte Trägervertreter Siegfried Kast bereits die Gäste begrüßt, dem engagierten Kindertagesstätten-Team für die Arbeit des vergangenen Jahres und natürlich die Ausrichtung des weiß-blauen-Festes gedankt und betont: »Unsere Kinder sind immer sehr lieb. Größere Probleme kennen wir hier gar nicht.« Dem widersprachen Elternbeiratsvorsitzende Sandra Siply und Kindergarten-Chefin Sonja Lindmeier-Dankerl mal lieber nicht. Und tatsächlich gaben die aufgeregten Kleinen zumindest bis nach ihrer Aufführung ein ungewohnt wohlerzogenes Bild ab. Zunächst sangen sie unter Publikumsbeteiligung »Drunt in da greana Au«, dann führten die Vorschulkinder einen Kreistanz auf. Schließlich berichteten sechs ausgewählte kleine Bayern in Mundart, was sie sich in den vergangenen Monaten so alles angesehen haben in ihrer Stadt: Die Bavaria und den Englischen Garten, die Fußball-Arena, den Olympia-Turm oder das Rathaus.

Dann wurden aber die von den Eltern bestückten reichhaltigen Buffets mit Kuchen oder herzhaften bayerischen Spezialitäten geplündert, bevor die Kinder sich ins Vergnügungs-Getümmel stürzten. Dafür hatten sich die Erzieherinnen wirklich mächtig ins Zeug gelegt: Beständiges Klopfen hallte vom Nagelstand durch den großen Garten, an anderer Stelle wurden Holzfische aus einem Bassin geangelt, Bälle ins Maul eines bayerischen Löwens gezielt oder brav auf die Zuckerwatte gewartet. Salzteigkneten, Malstände, »Bayerisches Lotto« oder ein Familienfoto in Trachten-Verkleidung lockten ebenfalls kleine Teilnehmer. Diejenigen, denen es für soviel Aktivität einfach viel zu heiß war, planschten kreischend und spritzend durch das große Wasserbecken mitten im Garten.

So ganz geplant konnte das Fest aber dann doch nicht zu Ende gehen, denn gegen 17.30 Uhr zogen bedrohliche Gewitterwolken auf. Flugs wurden die Abschiedslieder »Leit müaßts lustig sei« und »Bona nox« vorgezogen, dann aber schnell das Festzelt geräumt, bevor der Sturzregen niederging. So schnell nach Hause gehen wollten aber viele Eltern und Kindern nach dem stimmungsvollen Nachmittag noch gar nicht. Im Kindergartengebäude drängten sich deshalb noch lange kleine und große Bayern, um die Reste des Buffets niederzukämpfen.

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