Hilfswerk will Blick auf hohe Gewaltrate in Südafrika lenken

Ludwigsvorstadt · Schattenseite der WM

Vergangenen Sommer waren südafrikanische Nachwuchsspieler auf Einladung von Missio für ein Turnier in München zu Gast.	Foto: Missio

Vergangenen Sommer waren südafrikanische Nachwuchsspieler auf Einladung von Missio für ein Turnier in München zu Gast. Foto: Missio

Ludwigsvorstadt · Der Countdown läuft – am Freitag, 11. Juni, beginnt in Johannesburg die Fußball-Weltmeisterschaft. Doch nicht nur Profi-Spieler aus aller Welt sind nach Südafrika gereist. Auch Pater Eric Englert, Präsident des katholischen Hilfswerks Missio in der Pettenkofer Straße, hat sich auf den Weg nach Kapstadt gemacht. Der Grund: Im Rahmen der WM will seine Organisation auf die hohe Kriminalität im Land aufmerksam machen und mit sozialen Projekten gegen die Gewalt angehen.

Ganz Deutschland ist im Fußballfieber. Doch was viele Fans vergessen: Das Sportereignis findet in einem Land statt, in dem Mord und Vergewaltigungen an der Tagesordnung sind. Allein in Kapstadt werden täglich etwa 50 Menschen bei Überfällen getötet, rund 150 Frauen fallen Sexualverbrechen zum Opfer. »Die Kriminalität spielt auch bei der WM eine Rolle«, sagt Michael Hofmann, Leiter der Missio-Kampagne »Club der guten Hoffnung«. Auch die Fifa sorge sich um die Sicherheit, so Hofmann.

Seit Ende 2008 versucht Missio, das Thema an die Öffentlichkeit zu bringen. Um Verbrechen vorzubeugen, trainiert das Hilfswerk Straßenkinder aus Kapstadt im Fußball und vermittelt den Jugendlichen anschließend Ausbildungsplätze. Vergangenen Sommer waren die südafrikanischen Nachwuchsspieler sogar zu einem Turnier in München zu Gast. »Wir wollen Wege aus der Gewaltspirale finden«, erklärt Hofmann. Über den Sport bekämen die Jugendlichen erstmals das Gefühl von Zusammenhalt. Eine Foto-Dokumentation des Projekts wird während der WM im Bayerischen Haus in Kapstadt gezeigt, bei dessen Eröffnung am 9. Juni auch Pater Englert anwesend sein wird.

Anschließend werden die Bilder in der Bayerischen Staatskanzlei und bei Missio zu sehen sein. Ein genauer Termin für die Ausstellungen steht jedoch noch nicht fest. Dass die WM dem Land mehr Stabilität bringen wird, glaubt Hofmann indes nicht: »Die Erwartungen der Menschen hier sind viel zu hoch.« So mancher Taxifahrer etwa hoffe nun auf erhebliche Umsatzsteigerungen. »Wenn diese Wünsche enttäuscht werden, könnte das sogar zu noch mehr Gewalt führen«, so seine Befürchtung. Allerdings sieht er auch Chancen: »Wenn das Ereignis friedlich abläuft, könnte das den Tourismus fördern.«

2011 will sich der »Club der guten Hoffnung« zur Fußball-Weltmeisterschaft der Damen in Deutschland einem neuen Thema widmen: der Gewalt gegen Frauen. Schirmherrin ist die ehemalige Nationalspielerin Bianca Rech vom FC Bayern München. Über die aktuellen Ereignisse der WM aus der Sicht des Hilfswerks kann man sich in den nächsten Wochen unter www.club-der-guten-hoffnung.de informieren. Christian Selbherr, Redakteur des Missio-Magazins, berichtet täglich vor Ort. Julia Stark

Artikel vom 08.06.2010
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