Welche Kühe geben am meisten Milch? Vanessa kann das nach dem Besuch des »Rollenden Klassenzimmers« am Montag dieser Woche sofort sagen: die schwarz-weißen Kühe. Genau gesagt: Es sei die sogenannte Alte Schwarzbunte Kuh. Dann steht die 15-Jährige aus der Klasse 10a in dem Info-Bus aus Berlin an der Geruchsorgel:
Mehrere Mal muss die Schülerin der städtischen Willy-Brandt-Gesamtschule am Hasenbergl ihre Nase in einen der Saugnäpfe stecken und schnuppern: Keine leichte Aufgabe, das könnte vieles sein. Also deckt Vanessa die kleine schwarze Folie hinter dem Saugnapf auf und schon ist das Rätsel gelöst: An der Geruchsorgel können die jungen Leute Rosmarin, Lavendel, Kampfer, Fichtennadel, Rhabarberwurzel und Orange erschnuppern.
Einen Vormittag lang macht der etwas andere Reisebus, mit dem Corinna Müller im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz durch ganz Deutschland reist, Station im Münchner Norden. »Vielfalt on Tour« lautet das Motto dieses Rollenden Klassenzimmers. Etwa 20 Minuten verbringt jeweils eine kleine Schülergruppe in dem Bus. An den leuchtend grünen Innenwänden sind Schafe, Schweine, Kühe, Vögel und Fische aufgemalt. Immerhin ist heuer das »Internationale Jahr der Biologischen Vielfalt 2010«. Aus diesem Anlass hatte Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner die Initiative »Biologische Vielfalt entdecken und schützen« samt Info-Bus ins Leben gerufen. Johannes Singhammer
(CSU), Bundestagsabgeordneter aus dem Münchner Norden, ist persönlich da. Er empfiehlt den Heranwachsenden einen Spaziergang auf der nahen Panzerwiese. Das ehemalige Militärgelände habe sich inzwischen zu einem weitläufigen Naturschutzgebiet entwickelt. Auch wenn man das dieser von außen wenig attraktiv wirkenden Heidelandschaft nicht ansehe, so »findet ihr auf der Panzerwiese Erstaunliches in Puncto Natur«.
Der Politiker stellt sich auch den Fragen der Schülerinnen und Schüler der Klasse 10a. Ein Heranwachsender kommt gleich zur Sache: »Warum wehrt sich die Union gegen die Abschaltung der Atomkraftwerke in Deutschland?« Singhammer bekennt sich ausdrücklich zur Linie der Bundesregierung, die Kernkraftwerke erst später abzuschalten. Diese erwirtschafteten »eine Menge an Gewinn«, sagte der Politiker und ergänzte: »Der Gewinn geht in die Erforschung alternativer regenerativer Energieformen.« Ein anderer Schüler lässt nicht locker und will wissen, »wo denn der Müll hinkommt?« Singhammer gibt unumwunden zu, dass das zurückbleibende Kernmaterial sich erst in Zehntausenden von Jahren abbaue und es in Deutschland noch keine Enddeponie gebe. Man hoffe jedoch, den Müllrest aus den Kernkraftwerken in Gorleben einzulagern.
Die Polit-Diskussion ist schnell vergessen, als Singhammer mit der Klasse 6b, eine Stippvisite im Schulgarten macht. Der Politiker bestaunt das Igelhaus, die Staudenbeete, schenkt den Kindern kleine Gartenwerkzeuge und bekommt seinerseits ein Glas frische Zwetschgenmarmelade aus dem Schulgarten, eingemacht von einer Mutter, die mit den Fünft- bis Siebtklässlern diese kleine »Oase der Ruhe« auf dem Schulgelände regelmäßig pflegt. Ganz so weit sind die Schüler dort von der Natur anscheinend noch nicht entfernt. Wally Schmidt