Dr. Axel Zitka kommt zwar zehn Minuten zu spät zum Interview, doch sein charmantes Lächeln und seine ruhige, nette Art entschuldigen die kleine Verspätung sofort, denn als Hotelier kann man Termine außerhalb des Hotels eben schwerer einhalten.
12-teiligen Reihe: Wir hinterfragen Geschichten
»Wir hinterfragen Geschichten« Schülerinnen und Schüler mit faszinierenden Geschichten
Das Gebäude hat der 49-Jährige von seinem Vater übernommen. Das Vier-Sterne-Hotel liegt in Bad Gastein, einem Skigebiet in Österreich. Dabei liegen die Zielrichtungen des Hotels im Sport- und Familienurlaub. »Theoretisch kann jeder, angenommen er verfügt über das nötige Budget, ein Hotel eröffnen, doch ist es hilfreich, ein Studium für »Handelswissenschaften« mit Schwerpunkt »Tourismus« in 10-12 Semestern zu absolvieren«, so wie Zitka. Überlegt formuliert er jeden seiner Sätze und streift sich bei manch kurzer Pause durch sein mittellanges, braunes Haar, um dann gelassen, aber nicht langweilig weiterzuerzählen. Er strahlt Ruhe aus und versetzt sein Gegenüber auch in Gelassenheit.
Hier packt der Chef noch selbst mit an
Nach Beendigung des Studiums habe man immer noch eine große Auswahl, in welche Richtung man sich bewegen kann, doch sein Ziel sei es gewesen, ein Unternehmen mit mehr als zehn Mitarbeitern zu leiten. Das habe er wohl heute mit mehr als 40 Mitarbeitern geschafft. Schon immer wollte er einen Beruf, »der jeden Tag etwas Neues mit sich bringt und nicht so monoton aussieht und diese Abwechslung ist in einem Hotel definitiv gegeben.«, so Zitka.
Der klassische Alltag als Hotelbesitzer fängt für Zitka um 9.00 Uhr mit einem Rundgang im Hotel an. Dabei kontrolliert er, ob jeder Angestellte seine Aufgaben erfüllt und ersetzt abwesende Mitarbeiter so gut es geht selbst. Ab zehn Uhr repariert Zitka eigenhändig kleine Schäden, denn in einem Hotel sei »immer was zu tun!«. Größenteils jedoch verbringt er den Vormittag damit, telefonisch Investitionen zu tätigen oder Handwerker zu koordinieren, die größere Reparaturen übernehmen.
Das Mittagessen verbringt er in seinem etwa 400 Meter vom Hotel entfernten Haus mit seiner Ehefrau und seinen zwei Kindern, die auch alle fleißig im Hotel helfen. Nachmittags hat er wohl die zeitaufwändigste Aufgabe zu erfüllen, nämlich das Marketing für das Hotel, das heutzutage größenteils per Internet geht. Dabei kommt ihm sein Studium wiederum zugute.
Den größten Teil des Tages verbringt er jedoch mit den Gästen, um ihnen das Gefühl zu vermitteln, »dass sie nicht in einem anonymen Unternehmen sind.« Dies betrachtet er auch als Freizeit, die er maximal vier Wochen im Jahr als eigenen Urlaub nutzen kann, denn als Hotelbesitzer erwarten die Gäste »Anwesenheit, auch am Wochenende«. Darum ist ein wichtiges Kriterium in dieser Branche, dass man Menschen mag. Dies betont Zitka oft, »ansonsten«, so Zitka »bist du im falschen Beruf!«.
Er ist jeden Tag mehrere Stunden unmittelbar in Kontakt mit seinen Gästen, manchmal sogar bis zu acht Stunden. »Es entwickeln sich auch Freundschaften und die Gespräche weichen vom Smalltalk ab«, sagt Zitka, der manche Gäste auch über Jahrzehnte hinweg noch als Freunde bezeichnet, gerade weil sie immer wieder in sein Hotel zurückkommen. Zudem betrachtet er diese vielen Gespräche meist nicht als Zwang, er sieht es eher als Freizeit, mit seinen Gästen zu reden oder Tennis zu spielen.
Um 20.30 Uhr ist für ihn und seine Familie Abendessen im Hotelrestaurant vorgesehen. Der Tag endet für den Hotelier selten vor 23.00 Uhr, da auch noch die Bilanz erstellt werden muss, um zu sehen wie es weitergeht und ob er sich weitere Investitionen erlauben kann.
Die Gäste wechseln wöchentlich und so Zitkas Arbeitstag. Im Bezug auf seine Frau meint er, er habe eine harmonische Ehe, bei der man viel Zeit zusammen verbringen kann. Das funktioniere aber nur, da seine Ehefrau auch im Hotel tätig ist.
Jedem Gast mit Respekt begegnen
Eigenschaften die Zitkas Hotel erfolgreich gemacht haben, sind Fleiß, Disziplin und die Gabe Menschen zu mögen, sowie richtig mit ihnen umzugehen. Die Kunst ist es, jeden Gast gleichfreundlich zu behandeln und sich mit jedem zu verstehen. Auch viele komische Momente bringt der Alltag von Zitka mit sich. So rannten die Hotelhunde, zwei Bobtails, einmal während einer langen Wanderung mit Hotelgästen gegen Ende weg, um in einen parkenden Reisebus zu springen. Dies habe zu vielen verdutzten Gesichtern bei den darin sitzenden Touristen geführt. Man könnte fast meinen, die Hunde hätten die im Bus Sitzenden zu Zitkas Hotel führen wollen. Eine etwas ungewöhnliche Marketingstrategie!