Wohnungsbau in der Gemeinde, die im Landkreis das zweitstärkste Wachstum bei den Einwohnerzahlen hat: Kann die 20.000 Bürger zählende Gemeinde Haar durch Investitionen in Mietwohnungen zu einer Entspannung des Markts beitragen?
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Wie geht es weiter mit dem Hochhaus-Bau in Haar Themenseite zum Bau des Wohnturms an der Ecke Münchener Straße/Jagdfeldring
Gibt es geeignete Grundstücke für Mehrfamilienhäuser? Zu diesem Antrag der CSU, eingereicht von Fraktionschef Thomas Reichel, präsentierten Finanzchef Günter Rudolf und Bauamtsleiter Rainer Wöhrl im Kommunalparlament eine Untersuchung. Die Analyse verdeutlicht, dass Haar sich stark im geförderten Wohnungsbau engagiert, dass die für das Gebiet Eglfing entwickelten Konzepte auch auf den künftigen Jugendstilpark im Klinikum-Gelände übertragen werden sollen. Schon mancher bayerische Bürgermeister hatte zu derartigen Anfragen jegliche Auskunft verweigert. Nicht so in Haar.
Unter SPD-Rathaus-Chef Helmut Dworzak wurden die Karten auf den Tisch gelegt. Flächen unter 1.000 Quadratmeter wurden zwecks besserer Übersicht nicht erfasst und nur Areale berücksichtigt, die für eine wie auch immer geartete Bebauung geeignet sind. Für eine sofortige Umsetzung ist indes keines der Grundstücke prädestiniert, zumal andere Nutzungen folgendermaßen vorgesehen sind:
- Brand-/Auzingerstraße (6.400 Quadratmeter) diese Fläche mit einem üppigen alten Baumbestand blieb laut Verwaltung bisher unangetastet, auch im Hinblick für eine Parkanlage oder für ein Seniorenhaus.
- Vocke-/Blumenstraße (2.000 Quadratmeter) dieses Areal ist als Reserve etwa für eine Kindertagesstätte vorgesehen. Aufgrund der Nachbarschaft zum Freizeitheim wäre dort, bei veränderter Planung, ein Mehrfamilienhaus laut Dworzak »nicht unproblematisch.«
- Gronsdorfer Straße 7 (8.000 Quadratmeter) dieses Gelände ist ebenfalls als Reservefläche reserviert, zum Beispiel für eine dringend benötigte Pflegeeinrichtung oder ein Gebäude mit betreutem Wohnen, »wenn es mit dem Plan in Eglfing nicht klappen sollte«, so Dworzak.
- Feldkirchener Straße 38 (2.500 Quadratmeter) das auf diesem Grundstück befindliche Gebäude wird derzeit unter anderem als Notunterkunft genutzt.
Mit der Zielsetzung für Geschosswohnungsbau hat Haar bereits diverse Flächen erworben. »Diese Grundstücke sind aber noch nicht reif für eine Bebauung, wir versuchen sie zu arrondieren«, erklärt Dworzak. Sinnvoller Geschosswohnungsbau braucht also mehr Platz, man versucht, angrenzende Flächen zu kaufen, »um sie dann im Kontext überplanen zu können.« Im Besitz der Gemeinde sind: Vocke-/Brunner-/Wasserburger Straße (5.900 Quadratmeter), Katharina-Eberhard-Straße (3.500 Quadratmeter) und Blumen-/Gronsdorfer Straße (4.300 Quadratmeter). Die Grundstücke Rechnerstraße 42-44 (insgesamt 1.500 Quadratmeter, mit zwei Doppelhaushälften bebaut) und Schneiderhofstraße 35 (880 Quadratmeter) sind »zum Verkauf vorgesehen, nachdem die Flächen für kommunalen Wohnungsbau zu klein bemessen sind«, wie es in der Beratungsvorlage heißt. Grundsätzlich konstatierte der Bürgermeister: »Mit Häusern auf unseren Grundstücken kann man aber den Wohnungsmangel nicht beheben.«
Nachverdichtungen und Neubaugebiete seien Lösungsansätze. Einer Zusammenarbeit mit der Baugesellschaft München-Land (BML) steht man in Haar seit einer »internen Untersuchung vor zwölf Jahren skeptisch« gegenüber. Damals wurde klar, dass es »wirtschaftlicher ist, selbst in den kommunalen Wohnungsbau zu investieren.« Letztmals 1989 hatte man der BML für 75 Jahre im Erbpacht-Verfahren ein Areal, am Kiebitzweg, zur Verfügung gestellt, auf dem die Firma acht Mietwohnungen errichtet hat. Jährlich erhält die Gemeinde einen Erbpachtzins von 51,13 Euro. Für das Belegungsrecht der jeweiligen vier Wände leistete Haar einen Finanzierungsanteil von rund 150.000 Euro, bekommt aber keinen einzigen Cent aus den Mieteinnahmen.
Statt einer Zusammenarbeit der BML hat sich in Haar die Kooperation mit der Oberbayerischen Heimstätte (OH) bewährt. Die Gemeinde gewährt dem Bauträger dabei zinsverbilligte Darlehen, wodurch bereits fünf Objekte in Eglfing realisiert werden konnten. Mit drei Millionen Euro wurden 101 Wohneinheiten unterstützt, pro Wohnung also knapp 30.000 Euro. »Für die Entwicklung der neuen Wohnquartiere im Jugendstilpark ist die Fortsetzung dieses erfolgreichen Modells fest eingeplant«, versichert der Bürgermeister.
Die Gemeinde selbst verfügt über einen Bestand von 185 Wohnungen, wovon sich 34 in der Sozialbindung befinden oder einkommensorientiert sind. Die BML hat in Haar 240 Wohnungen; für 170 freifinanzierte erfolgt die Belegung in Absprache mit der Rathausverwaltung. »Wir sind hervorragend aufgestellt«, kommentiert Dworzak. Denn Fakt ist, dass es in Haar 1235 geförderte Einheiten gibt. ikb