Veröffentlicht am 24.03.2015 00:00

Bayern finanziert Berater: Pliening lässt sich für die Energiewende coachen


Von red
Als 2. Gemeinde im Kreis Ebersberg setzt Pliening (Bürgermeister Roland Frick, 2. v. rechts) auf Energiecoaches. Sebastian Wiggenhauser (li.) und Martin Veh sollen Möglichkeiten aufzeigen. Re.: Christoph Hillenbrand, Regierungspräsident Oberbayerns.	 (F: bs)
Als 2. Gemeinde im Kreis Ebersberg setzt Pliening (Bürgermeister Roland Frick, 2. v. rechts) auf Energiecoaches. Sebastian Wiggenhauser (li.) und Martin Veh sollen Möglichkeiten aufzeigen. Re.: Christoph Hillenbrand, Regierungspräsident Oberbayerns. (F: bs)
Als 2. Gemeinde im Kreis Ebersberg setzt Pliening (Bürgermeister Roland Frick, 2. v. rechts) auf Energiecoaches. Sebastian Wiggenhauser (li.) und Martin Veh sollen Möglichkeiten aufzeigen. Re.: Christoph Hillenbrand, Regierungspräsident Oberbayerns. (F: bs)
Als 2. Gemeinde im Kreis Ebersberg setzt Pliening (Bürgermeister Roland Frick, 2. v. rechts) auf Energiecoaches. Sebastian Wiggenhauser (li.) und Martin Veh sollen Möglichkeiten aufzeigen. Re.: Christoph Hillenbrand, Regierungspräsident Oberbayerns. (F: bs)
Als 2. Gemeinde im Kreis Ebersberg setzt Pliening (Bürgermeister Roland Frick, 2. v. rechts) auf Energiecoaches. Sebastian Wiggenhauser (li.) und Martin Veh sollen Möglichkeiten aufzeigen. Re.: Christoph Hillenbrand, Regierungspräsident Oberbayerns. (F: bs)

Sonne, Wind und Wasserkraft, Biomasse oder Erdwärme: Der Landkreis Ebersberg will ab 2030 nur noch erneuerbare Energien nutzen.

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Doch wie kann jede einzelne Gemeinde dieses ehrgeizige Ziel erreichen? Welche Energieform ist im eigenen Ort am sinnvollsten? Wo geht bislang noch zu viel Energie verloren? Solche Fragen hat sich auch Pliening gestellt – und jetzt als zweite Kommune des Landkreises einen komplett vom Freistaat Bayern finanzierten Energiecoach ins Haus geholt.

»Wir wollen an der Energiewende mitarbeiten, das Ziel als Gemeinde auch vorleben«, betont Plienings Bürgermeister Roland Frick (CSU). Von Null anfangen muss die Kommune freilich nicht: Wer in Pliening, Gelting oder Landsham unterwegs ist, entdeckt auf einigen Hausdächern Photovoltaikanlagen – zum Beispiel auf dem Geltinger Feuerwehrhaus oder am Bauhof. Im 25.000 Quadratmeter großen Baugebiet Landsham Süd sollen ausschließlich Passivhäuser entstehen, zudem prüft die Gemeinde derzeit eine mögliche Nutzung von Abwasserwärme. Und in Sachen Biogas war Pliening einst bayernweiter

Vorreiter – die große Anlage im Norden des Gemeindegebiets schrieb zuletzt aber wegen der Insolvenz des Betreibers erneut negative Schlagzeilen. »Wir wissen noch nicht, wie es hier weitergeht«, meint Roland Frick. Insgesamt sieht er Pliening für die vom Landkreis angestrebte Energiewende 2030 gut aufgestellt. »Wir tun unser Bestes«, sagt der Bürgermeister. Natürlich gelte es, die Ziele mit Maß und vernünftig umzusetzen. Und auch der finanzielle Rahmen müsse stimmen.

Um Tipps zu erhalten, was die Gemeinde noch besser machen kann, hatte Pliening sich im vergangenen Jahr für das Energiecoaching beworben – und zusammen mit 75 anderen oberbayerischen Gemeinden, die sich auf alle 20 Landkreise verteilen, den Zuschlag bekommen. Drei bayerische Ingenieurbüros werden die Kommunen in den nächsten Monaten kostenlos unterstützen, für die angestrebte Energiewende »coachen«. Die entsprechenden Verträge hat die Regierung von Oberbayern am Donnerstag unterzeichnet. »Ziel ist, jetzt den entscheidenden Anstoß zu geben«, meinte Oberbayerns Regierungspräsident Christoph Hillenbrand. »Von einer Beratung durch unabhängige Fachleute kann Pliening nur profitieren«, ist sich Roland Frick sicher.

So nehmen bald die Energiecoaches Sebastian Wiggenhauser und Martin Veh von der Ingenieurgesellschaft Steinbacher Consult aus Neusäß bei Augsburg ihre Arbeit vor Ort auf. Nach einer Bestandsaufnahme über die Besonderheiten der Gemeinde werden die Experten Bebauungsdichte und Infrastruktur analysieren. Im dritten Schritt sollen sie dann Optionen aufzeigen, wo Energie eingespart werden kann – an kommunalen und privaten Gebäuden ebenso wie in Betrieben.

Ebenso untersuchen die Fachleute die Energieversorgung vor Ort: Wie effizient ist das Nahwärmenetz? Gibt es ungenutztes Potenzial für erneuerbare Energien? Die Arbeit schließt mit konkreten Vorschlägen, die Energiecoaches werden ihre

Ergebnisse im Gemeinderat vorstellen. Einzelne Projekte werden sie allerdings nicht planen. »Das Energiecoaching soll eher eine Initialzündung sein«, sagt Hillenbrand. Heißt: Die Ingenieurbüros können nur mögliche Wege aufzeigen – gehen müssen sie die Gemeinden dann schon selbst.

Die Beratung kostet Pliening keinen Cent: Finanziert wird das Projekt vollständig vom Freistaat Bayern, der für den Regierungsbezirk Oberbayern 300.000 Euro zur Verfügung stellt. Beworben hatten sich 121 oberbayerische Kommunen, aus denen die Regierung 76 aussuchte. »Gerade kleinere Gemeinden mit wenig Personal brauchen tatkräftig Unterstützung bei ihrem Beitrag zur Energiezukunft«, sagt Hillenbrand. So haben 78 Prozent der auserwählten Kommunen unter 5000 Einwohner, Pliening nur geringfügig mehr. Im Kreis Erding setzen mit den vier Holzland-Gemeinden sehr kleine Orte künftig auf einen Energiecoach, im Landkreis München lediglich das deutlich größere Taufkirchen.

Positive Erfahrungen im Nachbarort

Für den Landkreis Ebersberg war Markt Schwaben der Vorreiter in Sachen Energiecoaching: Die Plieninger Nachbargemeinde nahm 2013 am Pilotprojekt der Regierung von Oberbayern teil, das sich laut Hillenbrand bewährt hat und nun zum Förderprogramm geworden ist. »Das Energiecoaching kam für uns zum richtigen Zeitpunkt«, berichtete Markt Schwabens Bürgermeister Georg Hohmann (SPD), der bei der Vertragsunterzeichnung als Gastredner anwesend war und sich angeregt mit Kollege Roland Frick unterhielt. Die positiven Erfahrungen von Markt Schwaben seien aber nicht ausschlaggebend für die Plieninger Bewerbung gewesen, meint der Rathauschef.

Der Markt hatte nach der Beratung durch den Energiecoach mit dem Bau eines Hackschnitzelheizwerks begonnen, um den Ort mit umweltfreundlicher Fernwärme zu versorgen. Inzwischen sind bereits die ersten Kunden an das Netz angeschlossen, die Akquise läuft weiter, wie Hohmann berichtete. Der Markt Schwabener Bürgermeister präferiert aber nach wie vor die Geothermie, sprich: die Nutzung heißen Thermalwassers aus dem Erdinneren zur Erzeugung von Heizwärme. Schließlich sei in der Umgebung – etwa in Aschheim, Poing, Erding oder Unterföhring – bereits erfolgreich in die Tiefe gebohrt worden, meinte Georg Hohmann.

Im benachbarten Poing tritt circa 74 Grad heißes Wasser zutage – doch es ist unsicher, ob vergleichbare Temperaturen auch unterhalb Markt Schwabens erreicht würden. Schuld daran ist die sogenannte »Ebersberger Anomalie«: Im Landkreis ist das Thermalwasser trotz gleicher Höhenlage kühler als in unmittelbarer Nähe zu München – und damit eventuell eine geothermische Nutzung unrentabel. »Das weiß man aber erst, wenn man gebohrt hat«, sagt Hohmann.

Markt Schwaben: Geothermie sinnvoll?

Als Alternative zur Tiefengeothermie käme, so der Markt Schwabener Bürgermeister, eine Mischvariante infrage: Ein Hackschnitzelheizwerk zuzüglich einer Sonde, die die Erdwärme in der Tiefe abgreift – ähnlich wie ein Tauchsieder. Aktuell lässt Markt Schwaben alle Möglichkeiten prüfen. Nach einem Zweitgutachten soll noch in der ersten Hälfte 2015 entschieden werden, wie die Kommune die Energiewende anstreben will.

So weit ist man in Pliening noch nicht: Bevor die Gemeinde Großprojekte plant, will der Bürgermeister verständlicherweise erst abwarten, zu welchen Resultaten die Energiecoaches kommen. »Es kann nur Vorteile bringen«, meint Roland Frick. Die Zukunft wird es zeigen. Benjamin Schuldt

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