Im Jahre 1115 also genau vor 900 Jahren übergab der Ritter Ulrich »eine Mühle bei Schwaben mit zwei Leibeigenen« in die Obhut des Ebersberger Klosters St. Sebastian.
Dies tat er nicht ohne Hintergedanken. Ulrichs Onkel Abt Rupert lag in jenem Jahr auf dem Sterbebett. Deshalb zeigte sich sein Neffe Ulrich dankbar und übergab zum »Seelenheil« seines Onkels dem Kloster Ebersberg die Mühle bei Schwaben. Obwohl die ersten Ansiedlungen im Markt Schwabener Raum bis weit in das erste Jahrhundert nach Christus nachzuweisen sind, markiert diese Schenkungsurkunde in aus dem Cartular des Ebersberger Klosters die »Geburtsstunde« der heutigen Marktgemeinde »Markt Schwaben«.
So viel zu den Tiefen der Vergangenheit: »Heute ist Markt Schwaben mit zahlreichen Gewerbe- und Handwerksbetrieben, Geschäften und Einrichtungen ein wichtiger Wirtschaftsstandort vor den Toren
Münchens«, schreibt Georg Hohmann, der Bürgermeister Markt Schwabens in seinem Grußwort der Gemeindefestschrift. Tatsächlich zählt Markt Schwaben durch seine hervorragende Infrastruktur zu den so gennanten »Wachstumsgemeinden«. Die S-Bahn sorgt für eine komfortablere Anbindung zur Landeshauptstadt, der Zugang zum Fernverkehr ist durch die A 94 gewährleistet. Das zieht natürlich auch namhafte Unternehmen an, die sich in den Gewerbegebieten Markt Schwabens angesiedelt haben. Heuer zählt der Ort 13.500 Einwohner. Tendenz steigend. Die Herausforderung seinen ländlichen Charakter zu bewahren und dem Neuen gegenüber aufgeschlossen zu sein, sieht die
Gemeinde deswegen auch als eine ihrer Kernaufgaben. Dies gelang bisher nicht zuletzt durch die aktive Vereinskultur vor Ort.
Dieses Jahr hat die Marktgemeinde bereits mit zahlreichen Veranstaltungen rund um die Geschichte und Kultur gefeiert. Sei es beim Mühlenlauf, beim Kneipenfest, beim Bürgerfest oder bei gemeinsamen Wanderungen durch den Ort. Aber auch für den Sommer und Herbst hat sich das Organisationskomitee noch einiges einfallen lassen. Am Sonntag, 23. August, kann man einen Oldtimercorso und Montierradler bewundern. Am Samstag, 12. September zum Ende der Sommerferien folgt ein Festabend mit historischem Spiel. Am Sonntag, 13. September wird der Gedenkstein an der Kressiermühle nach einem ökumenischen Gottesdienst und gemeinsamen Kirchenzug gesegnet. Die Geschichtsforscher sind sich übrigens ziemlich sicher, dass die Kressiermühle die Mühle unseres Ritters Ulrich war. Vom 2. bis 4. Oktober begibt sich Markt Schwaben zurück zu seinen mittelalterlichen Wurzeln. Rund um das Rathaus veranstaltet der Verein Falkenklinge einen Mittelaltermarkt.
Am Samstag, 14. November, geht der Gang in die Historie weiter, wenn der Heimatmuseum seine Jahresausstellung »Unser Jubiläumsjahr« offiziell eröffnen wird. Parallel dazu wird der Theaterverein Markt Schwaben am 13./14. und 20. / 21. November historischen Aufführungen darbieten. Mit einer Turngala zum Thema »900 Jahre Markt Schwaben Zeitreise durch die Geschichte« beschließt der Turnverein am 6. Dezember den Veranstaltungsreigen für das Jubiläumsjahr. Wie man dem Programm entnehmen kann, nimmt die Erinnerung an die historischen Wurzeln einen breiten Platz in den Jubiläumsveranstaltungen ein.
Aus gutem Grund: »Die Geschichte wach zu halten ist eine wichtige Aufgabe, auch um die Zukunft gestalten zu können«, sagt etwa Landrat Robert Niedergesäß. »Wir dürfen voller Freude auf die vergangenen neun Jahrhunderte zurückblicken, auf alle positiven Entwicklungen unseres Ortes«, stimmt ihn auch der katholische Ortspfarrer Herbert Walter bei.
Georg Hohmann: »Aus dem kleinen Suaben ist ein großer und liebenswerter Ort für Jung und Alt geworden«. Auch für die Zukunft ist man bemüht, es für Einwohner und Gäste »noch ein Stück angenehmer zu machen«. Von Stefan Dohl